Unbedingt sollte man Mitglied im Weinclub „Alla Corte di Ghizzano“ werden! Die Aufnahmehürden liegen niedrig, die finanziellen Vorteile auch beim Weinkauf sind beträchtlich. Und schließlich bietet die Mitgliedschaft vor allem die Möglichkeit, den „Hof“ der alteingesessenen Adelsfamilie Venerosi Pesciolini aus allernächster Nähe und in höchst prominenter Begleitung kennenzulernen.
So kann man nach der in Augenscheinnahme des Palastes der Venerosi Pesciolini aus dem 17./18. Jh. mit stilechtem Mobiliar und Fresken jener Zeit sogar zur Turmplattform des Palastes der Venerosi Pesciolini, des Familienzweigs der Venerosi aus der 9 km entfernten Hauptgemeinde Peccioli, zu der das Dörfchen Ghizzano gehört, aufsteigen. Ein besonderes Vergnügen ist dies in Begleitung der Hausherrin Ginevra Venerosi Pesciolini.
Weit schweift der Blick dann in die Landschaft bis hin zur Stadtmauer und den Türmen von Volterra. Nur 6 km entfernt liegt der Weiler Lajatico, wohin Startenor Andrea Bocelli einmal jährlich 10.000 Besucher aus aller Welt zum Open-air-Klassik-Konzert ins Teatro del Silenzio, das Theater der Stille lockt. Ringsum hat sich aber vor allem eine der ältesten agrarischen Regionen der Toskana erhalten, an deren Entstehen und Fortbestand die Adelsfamilie Venerosi entscheidenden Anteil hatte – und hat.
Kunstdorf Ghizzano
Vor dem Kirchenportal der Dorfkirche Santi Germano e Prospero in Ghizzano entdeckt man in der umschmeichelnden toskanischen Mittagssonne eine aus einem südamerikanischen Stein namens Azul Macaubas gefertigte herrliche Kugel mit geglätteter Oberfläche, die die in Berlin lebende polnische Bildhauerin Alicja Kwade ebenso schuf wie jenen unweit entfernten Kubus aus gleichem Gestein, dem jene Kugel im Zentrum fehlt. Beide Teile zusammen ergeben das Kunstwerk „Solid Sky“, ein perfektes Beispiel dafür, wie sich das 988 n. Chr. gegründete schläfrige Dörfchen Ghizzano dank des Einsatzes von zeitgenössischer Kunst zu neuem Leben erweckt hat.
Sponsoren und Kommunalpolitikern gelang es sogar, den britischen Street Art-Star David Tremlett (geb. 1945) für die Verschönerung der Hauptdorfstraße Via di Mezzo zu gewinnen. Sein Kunstwerk „Via di Mezzo“ besteht dann tatsächlich aus den akribisch mit langlebigen Acrylfarben bemalten historischen Hauswänden der Gasse: Grüntöne auf der einen Seite dieser typischen toskanischen Gasse, eines „ghiozzo“, auf der anderen dominieren Brauntöne.
Natürlich haben auch die Venerosi Pesciolini ihren Anteil am besonderen Kunstdorf Ghizzano: Zu Füßen des Palastes an der Via della Chiesa 4 öffnet sich ihr im Stil der Renaissance angelegter italienischer Garten mit herrlichem Baumbestand. Hier dominieren die Statue der Pomona aus dem 19. Jh. und zeitgenössische, aus Holz und Terrakotta geschaffene Kunstwerke der Römerin Immacolata Datti, die sich von Ovids „Metamorphosen“ inspirieren ließ.
Tatsächlich entstand der Park erst 1932 – und ist ein Werk des Großvaters von Ginevra, Franco Venerosi Pesciolini. Er war es auch, der in jener Zeit einen Gutteil des durch Erbteilungen zersplitterten Familienbesitzes zurückerwarb und so die modernen Grundlagen des heute 280 ha großen Vorzeigelandgutes schuf.
Heute verteilen sich 18 ha Weinberge, 15 ha Olivenhaine, 100 ha Getreide-, Hülsenfrüchte- und Gemüseanbau sowie 150 ha Wald auf ihm: perfekte Bedingungen für ausgezeichnete Biodiversität in authentischer, historisch gewachsener, traditionsreicher Landschaft. Als Pionierin des Bioanbaus schuf Ginevra Venerosi Pesciolini ab 2003 dann diesen Garten Eden, der nur wenig später voll biozertifiziert war. Nicht genug damit: Bis 2018 gelang es ihr auch, die Tenuta di Ghizzano komplett auf biodynamische Landwirtschaft umzustellen. Mit Riesenerfolg: Umgehend zeichneten die strengen Prüfer von Demeter das Landgut mit ihrem Gütesiegel aus.
Paradewein „Veneroso“
Den Start des ambitionierten Weinbaus vor Ort besorgte schon der Vater: Conte Pierfrancesco Venerosi Pesciolini sorgte 1985 für die erste „Gutsabfüllung“ und 1989 für den ersten „Supertoskaner“ des Hauses. Pierfrancesco Venerosi Pesciolini ließ zudem autochthone Sangiovese-Klone erforschen und experimentierte mit Cabernet Sauvignon und Merlot. So entstand der erste der zwei Symbolweine der Tenuta, der unter der seit 2011geschützten Bezeichnung „DOC Terre di Pisa“ firmieren : der „Veneroso“. Ursprünglich ein Cuvée der genannten drei Rebsorten, wird dieser Paradewein „Veneroso“ heute überwiegend aus Sangiovese und Cabernet Sauvignon hergestellt.
Aktuell auf dem Markt sind der „Veneroso 2018 DOC Terre di Pisa“ sowie sein Pendant des Jahres 2019. Seine Trauben stammen von den Parzellen Torricella Bassa, Il Monte und Chiesina, dem traditionellen Versuchsweinberg seit 1989. Alle Lagen befinden sich auf einer Höhe von circa 180 m ü. d. M. und sind überwiegend nach Süden/Südwesten ausgerichtet. Das Leitmotiv für diesen Wein ist Finesse. Der Wein reift 16 Monate in 500-l-Fässern aus französischer Eiche (Zweit-, Dritt- und Viertbelegung) sowie dann 18 Monate auf der Flasche.
Supertoskaner „Nambrot“
Zweiter Symbolwein und Schlachtschiff der Tenuta di Ghizzano ist der Supertoskaner „Nambrot“. Dieser Blend aus Merlot, Cabernet Franc und Petiti Verdot reifte 18 Monate im Barrique aus französischer Eiche und beeindruckt durch seine Eleganz und seinen warmen Charakter. Und natürlich ist er eine Namens-Hommage an den Dynastiegründer aus Verona. Aktuell auf dem Markt ist der Tenuta di Ghizzano „Nambrot“ 2019 IGT Costa Toscana.
Aber die Tenuta erzeugt natürlich noch weitere Bioweine. Da ist z. B. der rote Il Ghizzano Rosso IGT Costa Toscana, ein reiner Sangiovese, dessen 2018er Edition mit 93 Punkten bewertet wurde. Und da ist der weiße Il Ghizzano Bianco IGT Costa Toscana 2022 ein Blend aus Vermentino, Malvasia und Trebbiano. Eine Spezialität ist der reine Vermentino Memesi IGT Costa Toscana, dessen Jahrgang 2021 im Handel ist. Sein rotes Pendant ist der neue dritte Superstar, der Mimesi Sangiovese 2019 DOC Terre di Pisa, für den 60 € für die 0,75-l-Flasche aufgerufen werden.
Logo „land2hand“
Doch die Tenuta di Ghizzano füllt nicht nur jährlich ca. 90.000 Flaschen ab. Hinzu kommen weitere Bioprodukte wie gleich drei Sorten ausgezeichnetes Olivenöl aus den Sorten Frantoio, Razzo und Leccino, die allerhöchste Bewertungen erhalten. Es ist in zwei Varianten erhältlich. Und da sind die wunderbaren, erlesenen Bio-Food-Produkte, die unter dem Logo „land2hand“ vermarktet werden. Direkt vom „Land in die Hand“ können Kunden auch im Onlineshop der Tenuta ordern.
Informationen:
Tenuta di Ghizzano: www.tenutadighizzano.com
Fotos: Tenuta di Ghizzano