Foodie

Sternestadt Nürnberg

Ein Spaziergang durch Nürnberg ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Überall sind die mittelalterlichen Wurzeln der Stadt sichtbar, besonders eindrucksvoll durch die mächtigen Stadtmauern, hinter denen sich zahlreiche Schätze verbergen. Direkt am Königstor liegt der Handwerkerhof, ein malerisches Viertel mit urigen Fachwerkhäusern und engen Gassen. Hier laden gemütliche Restaurants und traditionelle Kunsthandwerksbetriebe zum Verweilen ein.

Unbedingt sehenswert ist das Germanische Nationalmuseum, das größte kulturgeschichtliche Museum im deutschsprachigen Raum. Mit einer beeindruckenden Sammlung, die von der Frühzeit bis zur Gegenwart reicht, beherbergt es unter anderem 350.000 Blätter zur Geschichte der Grafik und den weltweit ältesten Behaim-Globus von 1492, der 2023 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde.

Nahe dem Tiergärtnertor befindet sich das Albrecht-Dürer-Haus, ein schmuckes Fachwerkgebäude, in dem der berühmte Künstler Albrecht Dürer (1471-1528) ab 1509 lebte und arbeitete. Es ist eines der wenigen unversehrten Bürgerhäuser aus Nürnbergs Blütezeit und das einzige erhaltene Künstlerhaus aus dem 16. Jahrhundert in Nordeuropa. Seit 1828 dient es als erstes deutsches Künstlermuseum und vermittelt eine authentische Atmosphäre, die die Geschichte lebendig macht.

Einen modernen Kontrast bietet das Neue Museum mit seiner beeindruckenden Architektur von Volker Staab. Über eine elegante Wendeltreppe gelangen Besucher zu den verschiedenen Ausstellungsräumen, wo Malerei, Skulptur, Fotografie, Videokunst und Installationen auf einzigartige Weisepräsentiert werden. Volker Staab zeichnete auch für den neuen Augustinerhof verantwortlich, ein urbanes Mischkonzept, das Gastronomie, das Boutiquehotel Karl August, kleine Läden und hoch-wertige kulinarische Adressen vereint. Die gastronomischen Konzepte im Augustinerhof wurden von Jens Brockerhof und seiner jb Company entwickelt, zu der das Café Pique Nique, die Brasserie Nitz, die Eisdiele Bonbon, die Patisserie Tafelzier, die Wirtschaft und das mit einem Stern ausgezeichnete Chef’s-Table-Restaurant Tisane gehören.

Letzte Handgriffe in der Küche des „Tisane“. Foto: Carola Faber
Letzte Handgriffe in der Küche des „Tisane“. Foto: Carola Faber

Siebter Macaron-Himmel

Im Frühjahr 2017 öffnete die Patisserie Tafelzier ihre Türen und begeistert seitdem mit ihren bunten, luftigen Macarons, kleinen Törtchen und Pralinen mit edlen Füllungen die Liebhaber süßer Köstlichkeiten. Für Jens Brockerhof ist die Patisserie mehr als nur ein Handwerk – sie ist eine Kunstform, die Perfektion, Humor, Provokation und geheimnisvolle Verführung vereint. „Als ich in Paris zum ersten Mal Macarons probierte, war ich überwältigt. Ich gab mein ganzes Ausbildungsgehalt dafür aus und fühlte mich wie im siebten Himmel,“ erinnert er sich an dieses unvergessliche Geschmackserlebnis. Ein Macaron-Workshop zeigt, wie viel Arbeit in diesen kleinen Kunstwerken steckt. Jede Frucht- oder Cremeschicht erzählt ihre eigene perfekte Geschichte und wird mit handwerklichem Geschick zu einem genuss-vollen, präzisen Meisterwerk zusammengefügt.

Fränkische Lebensart

Mit „Der Wirtschaft“ wurde an historischer Stelle ein Ort geschaffen, an dem die fränkische Lebenskultur mit marktfrischen, regionalen Speisen und frisch gezapftem Bier gefeiert wird. In einem gemütlich-modernen Ambiente bieten die Räumlichkeiten eine perfekte Bühne für die kulinarischen Handwerker der Region. Be-sonders empfehlenswert sind die „Gudzerla“, fränkische Interpretationen von Tapas. Zu den Highlights zählen Gerichte wie Tatar vom gebeizten Bachsaibling mit Zitrone und frischen Kräutern im Essigsud und Pesto, eingelegtes Gemüse aus dem Knoblauchsland, Ziegenkäse im Speckmantel – gebraten mit Orange-Vanille und Limburger im Essig-Öl-Senf Sud mit roter Zwiebel, Schnittlauch und Zwiebellauch. Dazu passt hervorragend das hauseigene Bier „Freidla“, das in Zusammenarbeit mit dem fränkischen Hopfenhändler Barth Haas entwickelt wurde.

„Der Wirtschaft“: Ein Tisch voll schmackhaftem Essen. Foto: Carola Faber
„Der Wirtschaft“: Ein Tisch voll schmackhaftem Essen. Foto: Carola Faber

Polaroid

Das Sternerestaurant Tisane ist ein einzigartiger Ort für kulinarische Hochgenüsse. Von der herzlichen Begrüßung bis zum freundlichen Abschied bietet das Restaurant ein intimes Fine Dining-Erlebnis in entspannter Atmosphäre. Die kreativ gestaltete Menükarte, die als Polaroidfoto mit einer Hauptzutat präsentiert wird, verleiht dem Erlebnis eine besondere Note. Es gibt nur einen Chef’s Table mit 16 Plätzen, bestehend aus einem beeindruckenden, künstlerisch gestalteten Betontresen. Während des Essens kann man Küchenchef René Stein und seinem Team über die Schulter schauen und kurze Gespräche führen, denn der Fokus im Tisane liegt auf dem Produkt und der Kommunikation. Das Küchenteam sowie Gastgeberin und Sommelière Martina Prenn servieren die Speisen persönlich, ganz im Einklang mit dem Konzept. Das Tisane zeichnet sich durch höchste Qualität und handwerkliche Präzision aus. René Stein beeindruckt mit seinem Gespür für Feinjustierung und der Fähigkeit, Aromen perfekt herauszuarbeiten. Ein Besuch im Tisane bedeutet pure Genussfreude.

Verzauberung

Im Restaurant Jøwåy wird kreatives und saisonales Fine Dining in gemütlicher und entspannter Atmosphäre geboten. Johannes Hannweg begeistert in seinem kleinen, exquisiten Lokal sowohl als Koch als auch als Sommelier. Er legt großen Wert auf frische, möglichst regionale und qualitativ hochwertige Produkte. Die fein abgestimmten, innovativen Gerichte – wie Jakobsmuschel mit Holunder und Staudensellerie, begleitet von einem San Veran Chardonnay aus dem Burgund – überzeugen durch ihren eigenen Charakter, Eleganz und den perfekt passenden, spannenden Wein. Jeder Gang ist ein einzigartiges Erlebnis, geprägt von Raffinesse und Harmonie.

BBQ Vinaigrette

Alexander Herrmann beschreibt die Philosophie des Fränk’ness als eine handwerkliche und facettenreiche Spitzenküche, die durch Leidenschaft und Intuition authentische Klassiker mit modernen Akzenten auf die Teller bringt. Besonders empfehlenswert sind die mehrgängigen Menüs, wie zum Beispiel das Ceviche mit geflämmter Garnele, Gurke, marinierter Melone, Sauerampfercreme und Brotchips. Anschließend folgt die Büffelmilch-Burrata mit gedörrter Tomate, Salatherzen, Rauchmandel und BBQ-Vinaigrette. Als nächstes werden Gnocchi mit gebratenen Pfifferlingen, Pilzsud und Pfeffer-Cashewkernen serviert. Die geschmorte Kalbsbacke an Kräuter-Jus mit crunchy Bacon, Bohnenpüree, grünen Bohnen und Paprika-Relish ist besonders zart und aromatisch. Ein köstlicher Abschluss ist das Joghurt-Creme-Eis mit marinierten Kirschen, Joghurtschaum, Haselnuss und Baiser – ein wahrer Genuss.

Rostbratwurst ist natürlich auch Bestandteil der fränkischen Küche. Foto: Carola Faber
Rostbratwurst ist natürlich auch Bestandteil der fränkischen Küche. Foto: Carola Faber

Tiefe des Pfeffers

Kulinarik hat in Nürnberg eine lange Tradition. Schon im Mittelalter war die Stadt ein wichtiger Handelsplatz für kostbare Gewürze. Der Feinkostladen Wurzelsepp ist heute eine bedeutende Anlaufstelle für kulinarische Delikatessen aus aller Welt. Am Hauptmarkt bietet der Laden 350 Gewürze, 450 Teesorten, Raumdüfte, Süßwaren und vieles mehr. Philipp Rank, der zusammen mit seiner Mutter Irmgard das seit 1933 bestehende Geschäft führt, kreiert auch eigene Gewürzmischungen wie den Fränkischen Gaumenschmeichler. „Das ist eine spezielle Mischung aus Kräutern, Meersalz und geschrotetem schwarzen Pfeffer. Manchmal dauert es Monate, bis Philipp Rank mit einer neuen Kreation zufrieden ist“, erzählt Stadtführerin Claudia Radtke. Besonders Pfeffer ist in vielen Varianten erhältlich. So entführt Philipp Rank seine Besucher gerne in die faszinierende Welt der Pfefferaromen. Neben Kräutern und Gewürzen ist Nürnberg auch für seine exzellenten Lebkuchen (Confiserie Neef), Bratwürste (Bratwursthäusle), Rotbier (Hausbrauerei Altstadthof) und Datteln (Odilia) bekannt.

Albrecht-Dürer-Gin

Das „Gelbe Haus“ gilt als Hot-Spot für Gin-Tastings in Nürnberg. Hier bietet Inhaber und Barchef Oliver Kirschner Verkostungen und Workshops an. Eine besondere Kreation des Hauses ist der Nürnberg Gin. „Im 16. Jahrhundert reiste Albrecht Dürer (1471-1528) in die Niederlande und lernte dort den Genever kennen. Wir vermuten, dass er plante, diese Spirituose auch in Nürnberg herzustellen. Nach über 500 Jahren haben wir im Gelben Haus zusammen mit Apotheker Alexander Damm und Barmeisterin Sigrid Klein diesen Plan verwirklicht und einen speziellen Gin zu Ehren von Dürer kreiert, dessen Grab sich in einer Entfernung von etwa 200 Metern befindet“, berichtet Oliver Kirschner. Inspiriert von der Nürnberger Bratwurst und dem Lebkuchen werden für den Nürnberg Gin „Botanicals“ wie Majoran, Pfeffer, Muskatblüte, Nelken, Kardamom, Piment und Zitrone verwendet.

Fotos: Carola Faber

Teilen: