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Slowdown in Marokkos Surfer-Paradies

Kaum eine halbe Stunde dauert die Fahrt vom quirligen Agadir nach Taghazout, das seit einigen Jahren als einer der besten Surfspots Marokkos gilt. Der Ort hat einen rauen Charme, der in den europäischen Badeorten längst von Luxus, Marken und Perfektion verdrängt wurde. Von Massentourismus und überfüllten Stränden wie auf den rund eine Flugstunde entfernten Kanarischen Inseln ist in dem Fischerdorf nichts zu spüren. Stattdessen sommerliche Gelassenheit das ganze Jahr über – auf Dachterrassen, in hippen Restaurants oder am weitläufigen Strand. Der Atlantik ist das ganze Jahr über konstant zwischen 18 und 22 Grad warm.

Pastellfarben in allen Schattierungen prägen die verwinkelten Gassen mit Surfshops, kleinen Boutiquen und Restaurants. Auf einer der Dachterrassen eine leckere Tajine essen, den traditionellen marokkanischen Minztee „Thé à la Menthe“ trinken und dabei den Blick auf den Atlantik schweifen lassen, sich in die Wellen stürzen oder einfach nur die Farben im Sonnenlicht genießen: Das Leben ist entspannt.

Abendstimmung und den Blick auf den Atlantik schweifen lassen. Foto: Christian Euler
Abendstimmung und den Blick auf den Atlantik schweifen lassen. Foto: Christian Euler

Der Ruf von Taghazout als Walhalla für Surfer geht auf die 1960er Jahre zurück, als eine Gruppe abenteuerlustiger Australier die verschlafene Küste entdeckte. Heute locken Surfspots mit klangvollen Namen wie Killers, Anchor Point oder Draculas. Surfer aus aller Welt an. Nach einem halbstündigen Strandspaziergang Richtung Süden erreicht man das Fairmont Taghazout Bay. Die 2021 eröffnete Anlage erstreckt sich über 18 Hektar und schmiegt sich sandfarben in die Landschaft. Sie verbindet den bewährten Luxus der zu Accor gehörenden Marke mit einer ausgesprochen entspannten Atmosphäre und der Exotik Marokkos. Die Gäste sind international, darunter viele Franzosen, Engländer und Amerikaner.

Sandboarding in der marokkanischen Sahara

Die in Naturtönen gehaltene Einrichtung der mindestens 50 Quadratmeter großen Zimmer, Suiten und Villen mit hellem Holz, Leder und grafischen Berbermotiven ist eine Reminiszenz an die Region. Raumhohe Fenster und Türen durchfluten die Räume mit Sonnenlicht und geben den Blick auf den Ozean frei.

Auch kulinarisch hat das Resort einiges zu bieten. So serviert das Morimoto, der erste Ableger des japanischen Starkochs Masaharu Morimoto auf dem afrikanischen Kontinent, exquisite Nippon-Küche mit modernem Touch. Neben Klassikern wie Gyoza, Sashimi oder acht Stunden geschmortem Schweinebauch sind das butterzarte australische Wagyu-Filet oder das Sushi-Reis-Risotto mit Hummer eine Sünde wert. In der Tapa Wine Bar in Rooftop-Lage mit Postkartenblick wiederum brauchen sich die spanischen Appetithäppchen in Sachen Qualität nicht hinter ihren Pendants aus den besten Küchen der iberischen Halbinsel zu verstecken. 

Taghazout als Walhalla für Surfer geht auf die 1960er Jahre zurück. Foto: Christian Euler
Taghazout als Walhalla für Surfer geht auf die 1960er Jahre zurück. Foto: Christian Euler

Die Mitarbeiter im Restaurant sind ebenso aufmerksam und entspannt wie im gesamten Hotel. Immer mit einem authentischen Lächeln. Die junge Servicemitarbeiterin beim Frühstück etwa erinnert sich am nächsten Tag noch genau an die Getränkewünsche. Das Concierge-Team organisiert alles, vom Sandboarding in den Dünen der marokkanischen Sahara bis zur Weinprobe in der aufstrebenden Weinszene der Domaine du Val d’Argan bei Essaouira.

Golfliebhaber kommen auf dem nur wenige Minuten entfernten Golfplatz Tazegzout auf ihre Kosten. Der von Argan-Bäumen umgebene Platz liegt 80 Meter über dem Meer und bietet von jedem seiner 18 Löcher einen herrlichen Blick auf den Ozean. Eine halbe Autostunde südlich erstreckt sich der Golf de l’Océan mit seinen 27 Löchern über 90 Hektar Naturlandschaft mit vier Seen und einer reichen Vegetation mit Eukalyptusbäumen, Tamarisken, Zypressen, Mimosen und Palmen.

Die Aufbruchstimmung ist spürbar

Das Spa-Menü offeriert von den Berbern inspirierte Behandlungen mit Ritualen wie Gesichtsbehandlungen mit Schlammmaske oder ein traditionelles Hammam-Ritual mit hausgemachter Beldi-Seife aus Oliven. Auf diese Weise buchstäblich tiefengereinigt sorgt eine Massage mit Arganöl für die nötige Entspannung. Ob das Öl nach Lavendel oder Eisenkraut duftet, bleibt dem Gast überlassen.

Das Fairmont Taghazout Bay. Foto: Fairmont Hotels
Das Fairmont Taghazout Bay. Foto: Fairmont Hotels

Seit Jahrhunderten gewinnen die Berber Öl aus den Mandeln des endemischen Arganbaums, der weltweit nur in Marokko wächst. Traditionell sind es die Frauen, die das exotische Genuss- und Schönheitsmittel herstellen. Sie sind in Kooperativen organisiert und stellen das Öl traditionell in reiner Handarbeit her. Die Arbeit ist mühsam: Um einen Liter Arganöl zu gewinnen, müssen die Frauen zwischen 30 und 40 Kilogramm Früchte sammeln und fast zwölf Stunden lang verarbeiten.

Wer mehr über das flüssige Gold Marokkos erfahren möchte, besucht das fünf Kilometer entfernte Museum Targant, nach eigenen Angaben das erste Argan-Museum der Welt. Aufschlussreich ist auch ein Besuch der landwirtschaftlichen Kooperative Toudarté im knapp eine Autostunde entfernten Dorf Akshmou. Hoch oben in den Hügeln erwirtschaften 100 Frauen aus sechs ländlichen Dörfern ihr Einkommen mit der Produktion von hochwertigem Arganöl.

Noch ist es herrlich ruhig und entspannt in und um Taghazout. Aber die Aufbruchstimmung ist spürbar. Dem Vernehmen nach ist die Tourismusbehörde des Landes sehr daran interessiert, die Region zum ersten echten Öko-Resort Marokkos zu machen, fernab von Zersiedelung und Pauschaltourismus in Agadir. Andere Marken folgen bereits dem Beispiel von Fairmont. Und auch der König hat seine Fühler ausgestreckt. Der Monarch plant offenbar eine Dependance seines Luxuspalastes Royal Mansour in Marrakesch.


Informationen:

www.fairmont.com/taghazout

Fotos: Fairmont Hotels, Christian Euler

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