Dies war keine Beschränkung, denn man hatte mit all den Obstgärten, Olivenhainen und der Vermietung im kleinen Familienbetrieb des Agriturismo Le Due Palme alle Hände voll zu tun. Auch heute noch funktioniert das Angebot dieser „Ferien auf dem Bauernhof“ nach wie vor bestens. Doch dann kam das Jahr 2019, und mit ihm der Zugriff auf den “Plan B“, italienisch „Piano B“: Die Geschwister Margherita Brandi, Simone und Anna Galletti entschieden sich für den Anbau der traditionellen Aleatico-Trauben.
Und sie entschieden sich für den Anbau von Weizen der Sorte Senatore Cappelli auf einem alten, nur 1,5 ha großen Familiengrundstück, wo einst Oliven gelagert wurden. Einer der Gründe für diese Entscheidung war auch: Eines der Familienmitglieder litt an Glutenunverträglichkeit. Und man suchte nach einem verträglicheren Getreide, das flugs auf dem eigenen Acker angebaut wurde. Das wogende Getreidefeld sah dann indes einer der Macher der 2007 gegründeten Mikrobrauerei Birra dell`Elba – und man kam ins Gespräch. Sollte man daraus nicht ein wunder bares Bier brauen können?
Gesagt getan: In der heutigen, in Portoferraio angesiedelten Brauerei Birra dell`Elba entstand das neue Bier „Biretta“, das „Bierchen“. Wohlgemerkt: „Biretta“ wird bewusst nur mit einem „r“ geschrieben. Denn der Name ist eine Anspielung auf den lokalen Dialekt in Portoferraio. Statt „birra“ heißt es hier eben langgedehnt „bira“, wie auch „terra“, „Land“, in Portoferraio eben eher als „tera“ ausgesprochen wird. Herausgekommen ist ein Elba-Bier ohne jede Pestizide nach belgischer Art gebraut, 100 % aus Elba-Getreide mit 4,2 % Alkoholgehalt, das unfiltriert als „bianca artigianale“ („helles handgefertigtes Bier“) die Essenz des Territoriums der Insel Elba darstellt.
Es beeindruckt durch seinen Geschmack von Schalen der Bitterorange und Zitrusfrüchten sowie Koriander und ist eine echte Entdeckung. Der Clou sind indes die Weine, die wie das Bier in ausgewählten Lokalen wie der Osteria „Cacio e Vino“ in San Piero oberhalb von Marina di Campo ausgeschenkt werden.
Da ist erst einmal der „Margotta“, ein Rosato IGT Toscana, mit dem alles begann und von dem heute gerade einmal 1800 Flaschen jährlich abgefüllt werden. 100 Prozent Aleatico und somit ein authentischer Elba-Wein, ist er ideal als Aperitif und zu Häppchen beim Blick aufs Meer.

Der „Maggiolina“ hingegen ist ein prickelnder Frizzante Rosato IGT Toscana, den man fast als kleinen Fürsten unter den Rosé-Weinen betrachten kann. Er trägt zudem die Bezeichnung „Ringlinlin“, ein Begriff, der im 15. Jh. im damals wie heute im vom Wein verrückten Burgund entstand und einen Wein meinte, der einem die ganze Nacht über den Kopf verdrehte und eben „klingelte“. Auch er ist ein reiner Aleatico und wurde nach historischem Kelterverfahren hergestellt. Ganze 1000 Flaschen sind vom „Ringlinlin“.
Ein regelrechter Meditationswein ist hingegen der Passito des Hauses, der Aleatico Passito DOCG „Fabrizio“ in der 0,375-l-Flasche, der als idealer Dessertwein nach einem gelungen Dinner perfekt ist. 800 Flachen wurden abgefüllt. Schließlich ist ein Wermut die diesjährige neueste Errungenschaft von Plan B: Gerade 300 Flaschen wurden hergestellt. des Hauses. Und der feine Wermut „UNO“ überzeugt im Abgang mit einem schönen Geschmack von Rosmarin.
Gut also, das dieser kleine Familienbetreib tatsächlich einen Plan B in der Tasche hatte. Dennoch müssen sich Elba-Gäste sputen, um überhaupt eine dieser Flaschen zu ergattern, sieht man einmal vom Bier ab, das nun mit einer Auflage von 12.000 abgefüllt wird. Meist sind die grandiosen Elba-Weine schon Ende August auf der Heimatinsel ausverkauft. Dann heißt es, auf die Weine des Festlandes zurückzugreifen.
Informationen:
Societa Agricola Piano B: www.agricolapianob.it
Agriturismo Due Palme: www.agriturismoelba.it
Portoferraio, Elba und Parco Nazionale Arcipelago Toscano: www.islepark.it
Region Toskana: www.visittuscany.com/de
Weitere kulinarische Elba-Tipps: www.vetrina.toscana.it
Fotos: Piano B, Ellen Spielmann