Zwischen einer hervorragend ausgebauten Infrastruktur und Bilderbuchlandschaften in unberührter Natur werden dort noch echte Bergträume wahr. Romantisch gelegene Badeseen, Wanderwege, Trails für Montainbiker, Klettersteige und ein pädagogisch erlebenswerter Triassic Park auf der Steinplatte: Von Familien bis zum Individualurlauber findet in dem Tal jeder sein persönliches Alpenparadies.
Vielfältige Klangwelt
„Die schönen Klänge der Glocken ziehen uns in ihren Bann. Sie sind Musik in unseren Ohren, sie öffnen ein Tor zu unserer Seele“, beim Besuch der Ausstellung „Glockenwelt“ im futuristischen Biatron in dem Glockendorf Waidring ist Wissenswertes und Spannendes über diese klingenden Gefäße aus gegossenem Metall zu erfahren. Das Glockengießen hat in Waidring schon eine sehr lange Tradition. Noch heute leben dort zwei von insgesamt drei Glockengießereien in Tirol. Zur Veranschaulichung können Besucher die verschiedenen Klänge von Glocken in der modern gestalteten Ausstellung ausprobieren oder sich in kurzen Filmsequenzen die Herstellung ansehen. Die Welt der Glocken wird so präsent, wie sonst kaum. Ob Kirchenglocken oder Viehglocken, auch die beruhigende Klangkulisse während einer Wanderung, wie zum Wildseeloder erhält nach dem Besuch der Ausstellung eine neue Dimension.
Bequem geht es von Fieberbrunn mit der Bergbahn zur Bergstation Lärchfilzkogel. Dort startet die mittelschwere Tour mit einer Länge von rund dreieinhalb Kilometern und 620 Höhenmetern zum Gipfel des Wildseeloder, der sich auf einer Höhe von 2118 Metern befindet. Oben begeistert die fantastische Aussicht über eine malerische Bergwelt. Einige Übermütige wagen den Sprung in das kalte Wasser oder drehen ein paar Runden im Ruderboot über den idyllisch gelegenen See.
Auf dem Rückweg lohnt die Wildalm. In dieser urigen Hütte aus dem 17. Jahrhundert stellt Walter Fürhapter seit einigen Jahren köstlich-cremigen Käse her. Die Milch dafür holt sich der ehemalige Geschäftsmann von den Wildalm-Kühen seines Nachbarn. Aber nicht nur Käse gibt es zu entdecken. In der Hütte brennt ein gemütliches Kaminfeuer. Straff gefüllte Regale mit Büchern und Zeitschriften verlocken zum Lesen in der Sofaecke oder eine Stiege weiter oben befindet sich das Alm-Kino, wo Fieberbrunner Imagefilme der 1960er-Jahre stilecht über den Bildschirm flimmern. Die sechs Kinosessel stammen aus dem alten Lichtspielhaus in Fieberbrunn.
Vom Alpen-Kino und Zigarrenbrand
Für den Rückweg empfiehlt sich die Lärchfilzkogelrunde, die gleich an mehreren traditionell bewirtschafteten Almen vorbeiführt. Über den Jägersteig gelangt man durch eine sattgrüne Wiesenwelt und durch einen dichten Wald nach etwa 50 Minuten Gehzeit zur Mittelstation. Ein weiterer Höhepunkt dürfte die rund zweieinhalb stündige Wanderung von Fieberbrunn zum Jakobskreuz auf dem Gipfel der Buchensteinwand (1456 m) sein. Dieses größte begehbare Gipfelkreuz der Welt wurde den Pilgern gewidmet, die seit Jahrhunderten auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela dort vorbeikommen. Mit einer Höhe von 30 Metern bietet es grandiose Ausblicke auf die umliegende Bergwelt, wie die Gipfel der Loferer und Leoganger Steinberge, den Wildseeloder, den Spielberg oder das Kitzbüheler Horn. Das Jakobskreuz, in dem auch Ausstellungen und Konzerte stattfinden, lohnt bei jeder Jahreszeit einen Ausflug. Egal ob zu Fuß, mit dem Sessellift oder mit den Tourenski – der besondere Kraftplatz bleibt garantiert unvergessen.
Für Melanie Treffer von der Edelbrennerei „Gidis Genusswerkstatt“ ist eine Wanderung zum Wildseeloder oder zum Jakobskreuz ein Heimspiel, schließlich liegt der Gaßoidhof oberhalb von Fieberbrunn am Jakobsweg. Wie häufig sie diese ? Touren zum Gipfel schon erlebt hat, hat sie längst aufgegeben zu zählen. Mit 27 Jahren gehört Melanie Treffer zu den jüngsten Brennerinnen des Landes. Gerade hat sie die Genusswerkstatt von ihrem Vater Gidi übernommen und erzielt bereits große Erfolge, unter anderem eine Silbermedaille für den holzfassgelagerten Rum und eine Goldmedaille für den holzfassgelagerten Zwetschgenbrand. Verarbeitet werden hauptsächlich Früchte von der eigenen Streuobstwiese, wie die Honigbirne, die Eigelsbacher Birne oder der Lederapfel. Was nicht vor dem Haus wächst, wird von heimischen Obstbauern erworben.
So wird ein wichtiger Beitrag zum Erhalt alter Sorten und der klassischen Streuobstwiesen gleistet. „Heimische Obstsorten sind für mich eine Voraussetzung für erstklassige Ergebnisse“, berichtet die Brennerin, die als Kleinkind ihren Vater schon beim Brennen beobachtete und ihm als Jugendliche schließlich assistierte. Der Fokus liegt auf der Qualität. Und so ist nachvollziehbar, dass das kleinste gewerbliche Brennrecht mit 400 Litern reinem Alkohol pro Jahr immer noch ausreicht. Gerne experimentiert Melanie Treffers mit besonderen Zutaten, modernsten Maschinen und uralten Techniken.
Ob mit reinem Bründlwasser verfeinerter Obstschnaps, aromatischer Gin mit Zitronengras und Rosenblättern oder der beliebte Zigarrenbrand aus hochprozentigem Destillat des weißen Klarapfels mit Entdeckelungswachs von den eigenen Bienen – befeuert wird der Brennofen auf jeden Fall immer mit Holz. „Das schlage ich mit Hilfe meiner Schwestern selbst im Wald. Am liebsten verwende ich Buche, damit die Temperatur konstant bleibt“, bestätigt die Frau mit dem feinen Gaumen, während in der Ferne das leise Läuten der Kuhglocken zu hören ist.
Informationen:
Pillerseetal, www.pillerseetal.at
Gidis Genusswerkstatt, www.g-schnaps.at
Fotos: Carola Faber