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Maremma etabliert sich als neues Spitzenweingebiet

So repräsentiert dies Konsortium eine jährliche Menge von 6 Millionen Falschen Wein, deren Trauben auf 8750 Hektar Weinberge angebaut. Dies ist eine enorme Menge, entspricht sie doch in etwa der Größe des Anbaugebietes des weitaus bekannteren Chianti Classico. Natürlich gehört zu den Aufgaben des Konsortiums, die Weine der Maremma national wie international bekannter zu machen. Aber es fühlt sich auch verpflichtet, die touristischen Aktivitäten in der Maremma zu fördern. Und dazu zählen – neben Weingutbesuchen und de Gastlichkeit auf Höfen samt Übernachtungen sind dies natürlich auch die kulinarischen Attraktionen: Die Delikatessen beschränken sich dabei längst nicht nur auf Maremma-Käse, Maremma-Schinken und Salamis vom Maremma-Rind oder auf das Olivenöl. Zu den gastronomischen Perlen zählen auch die salzigen Biscotti aus Roccalbegna, der rote Maremma-Knoblauch, Maremma-Kichererbsen und –Zwiebeln sowie natürlich Fisch aus der Lagune von Orbetello, Wild, allen voran die Wildschweine, oder die geschützten Esskastanien vom Monte Amiata.

Und natürlich ist auch der Maremma-Wein selbst, der geschützte DOC Maremma Toscana, längst eine besondere Attraktion. Dafür sorgen natürlich auch das vielfältigen, höchst unterschiedlichen Gebiet der Maremma selbst, das die Metallhaltigen Hügel von Massa Marittima ebenso mit einschließt wie die historische Weißweinzone von Pitigliano im Gebiet der Tuffsteinstädte, den Uraltvulkan Monte Amiata, die herrliche Küstenzone samt Halbinsel Monte Argentario oder die fast schon legendären, hochprozentigen „Salzweine“ der unermüdlich auf den Berghängen der Insel Giglio arbeitenden Kleinwinzer. Unterschiedlichstes Terroir vom Sandstein bis zum Tuff und die stets moderat wehenden Brisen des nahen Tyrrhenischen Meers ermöglichen der Maremma ein breitgefächertes Portfolio an Rebsorten: Zu den autochthonen Rebsorten Ciliegiolo, Canaiolo Nero, Alicante, Sangiovese, Pugnitello, Aleatico, Vermentino, Trebbiano, Ansonica, Malvasia oder Grechetto gesellen sich heute auch die internationalen Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syrah, Viognier, Sauvignon, Chardonnay und Petit Verdot.

Rebstöcke von Poggio Cagnano. Foto: Consorzio tutela dei Vini della Maremma
Rebstöcke von Poggio Cagnano. Foto: Consorzio tutela dei Vini della Maremma

Keine Frage: Alle großen Winzernamen haben mittlerweile ein Plätzchen in der Maremma für sich reserviert. Und es werden längst nicht mehr nur die Maremma-Klassiker wie Vermentino-Weine oder der Morellino di Scansano produziert. Aktuell reüssieren vor allem auch sagenhafte Rosé-Weine aus der Maremma, seien es nun die von Frescobaldi oder die von Antinori. Hinzu kommen Supertuscans wie etwa der „Nectar Dei“ aus dem Hause Nittardi. Neu sind nun Wettbewerbe wie der erst kürzlich aus der Taufe gehobene Vermentino Grand Prix, an dem 68 Winzerbetriebe aus der Maremma teilnahmen. Zu den zehn besten Vermentino-Weinen zählte auch das Gut Belguardo, „Schöne Aussicht“, vom Präsidenten des Konsortiums, Francesco Mazzei.

Direkt vor den Toren von Grosseto werden hier Spitzenweine produziert, auch Trauben für den Spezialwein „Philip“, der in der Hauptniederlassung der Marchesi Mazzei, im Castello di Fonterutoli nahe Castellina in Chianti im Chianti Classico-Gebiet gekeltert wird. aber dazu später mehr. Zu den wirklich Innovativen in der Maremma zählen vor allem auch die Kleinbetreibe, etwa Poggio Cagnano: 2005 übernahmen Alessandro und Pietro Gobbetti, Achille Marodin, Francesco Petacco und Nello Bodoi ein seit 30 Jahren verfallendes Maremma-Landgut, das damals auf der Straße nahezu unerreichbar war, indes mit einem grandiosen Fern-Rundumblick auf das Meer, den Monte Argentario und auch den Monte Amiata aufwartete. Dies versteckte Schmuckstück entwickelten sie nach und nach und mit zehn Jahren harter Arbeit zu einem Weingut der Extraklasse, das heute vor allem fruchtigen Vermentino und Rosato-Weine produziert. Aktuell sind es gerade 10.000 Flaschen pro Jahr, 2023 sollen es immerhin schon 25.000 Flaschen sein.

Dazu wurden die bestehenden Olivenhaine rekultiviert, Weinberge angelegt und die Cantina errichtet. Und es entwickelte sich die Hausphilosophie, nach der man nur limitierte Mengen an Wein mit lokalen Rebsorten herstellen wollte, allerdings von höchster Qualität, mit Finesse und Eleganz. Und es versteht sich fast von selbst, dass hier, in 500 m Höhe, die gerade zwei Hektar Weinberge vollständig biologisch behandelt werden und der Schutz der Biodiversität höchste Beachtung findet. Hier gedeihen Sangiovese, Vermentino, Ansonica und Grenace (Alicante), die dann mit minimalen Eingriffen zu bestem Wein verarbeitet werden. Gewählt wurde daher für den Ausbau Holzfässer von der Tonnellerie l`Adour.

Die Rebstöcke für die Spitzenweine. Foto: Consorzio tutela dei Vini della Maremma
Die Rebstöcke für die Spitzenweine. Foto: Consorzio tutela dei Vini della Maremma

Und so entstehen hier der „Altaripa DOC Marmema Toscana Superiore“ (1500 Flaschen pro Jahr), ein purer, eleganter Sangiovese, der in 500-l-Fässern reift. Hingegen ist der „Arenario DOC Maremma Toscana Cabernet Sauvignon“ (1000 bis 1500 Flaschen im Jahr) ein reiner Cabernet mit komplexen Noten von Eukalyptus, Pfeffer und Kaffee. Er reift in 300-l-Barrique-Fässern. Der „Selvoso DOC Maremma Toscana Rosso“ (2000 Flaschen pro Jahr) ist hingegen ein Blend aus Ciliegiolo und Sangiovese, der im Zementtank reifte. Und natürlich muss es auch ein Vermentino sein: Dieser leuchtende „Nebula Gialla“ verblüfft mit sensationellen Noten der mediterranen Macchia und entsteht in Zement und in – Amphoren! Und auch ein Rosé aus Sangiovese darf es sein: Der „Nebula Rosa DOC Maremma Toscana Rosato“ verbindet Frische mit Noten von roten Früchten.

Francesco Mazzei hingegen, Präsident des Konsortiums Weine der Maremma, repräsentiert das genaue Gegenteil der Jungwinzer von Poggio Cagnano. Seine Familie, die Marchesi Mazzei, stellen schon seit mindestens 1435 Wein her. Und die Weine ihres 1997 erworbenen Weingutes Belguardo in der Örtlichkeit Montebottigli (Flaschenberg) vor den Toren von Grosseto sind natürlich längst weltweit bekannt. Auf dem 70-Hektar-Gut mit 34 ha Weingärten in Meeresnähe gibt es etwa den „Tirrenico 2016 DOC Maremma Toscana Rosso“, einen Blend (65 % Cabernet Sauvignon, 20 % Alicante, 10 % Cabernet Franc, 5 % Petit Verdot), den die Weinkritik schon mit 90 bis 94 Punkten bewertete. Er kann zehn Jahre und älter werden, ist intensiv elegant und passt perfekt zu gekochtem weißem Fleisch oder Gemüsegerichten aus dem Ofen. Noch höher bewertet (92 – 95 Punkte) wird der Tenuta Belguardo 2017 DOC Maremma Toscana Rosso“, auch er ein Blend (85 % Cabernet Sauvignon, 15 % Cabernet Franc), der in Süd-/Südwestlage überwiegend auf Sandstein wächst und 18Monate in 225-l-Fässern aus französischer Eiche ausgebaut wird. Seit Juli 2020 sind 14.000 Flaschen von diesem verführerischen Wein, der perfekt zu Steaks oder mittelreifem Käse passt, auf dem Markt.

Fässer für die besonderen Weine. Foto: Consorzio tutela dei Vini della Maremma
Fässer für die besonderen Weine. Foto: Consorzio tutela dei Vini della Maremma

Ein Gedicht ist auch der gerade erst ausgelieferte „Belguardo Bronzone 2018 Morellino di Scansano DOCG“. Dieser herrliche Wein mit kraftvoller Persönlichkeit reifte 14 Monate in 225-l-Eichenfässern und passt perfekt zu Pasta-Gerichten und gegrilltem weißem Fleisch. Ein Aushängeschild und Flaggschiff von Belguardo ist indes der „Codice V 2018 DOC Vermentino Maremma Toscana“. 10.800 Flaschen sind von ihm, der zu den zehn besten des Vermentino Grand Prix zählte und bei der Weinkritik bis 92 Punkte einheimste, auf dem Markt. Sonnig, würzig und stark strukturiert ist er perfekt zu Fisch- wie Fleischgerichten, zu Risotto oder zu Steinpilzgerichten. Und für Belguardos „Vermentino IGT Toscana 2019“ sehen die Aussichten noch besser aus. 90 bis 94 Punkte wurden schon für diesen Wein vergeben, der mit Noten von Pfirsich und exotischen Früchten aufwartet und sehr gut zu Meeresfrüchten, gegrilltem Fisch und frischem Käse passt. Schließlich darf auch ein Rosé nicht fehlen: Der „Belguardo Rosé 2019 IGT Toscana“ ist ein Blend (50 % Sangiovese, 50 % Syrah), der 3 Monate im Edelstahltank reifte und mit Kirschnoten verwöhnt. Mit 90 bis 92 Punkten bewertet, passt er gut zu Vorspeisen, Pizza und Pasta, Käse, Gemüse, und und und…

Schön auch, dass man Belguardo besichtigen und vor Ort zur Degustation schreiten kann. Die Touren starten ab der Enoteca. Und wer es nicht bis in die Marmema schafft, wird auch in Florenz fündig: Dort öffnet die Osteria Belguardo mit Wein- und Cocktailbar, die natürlich alle Mazzei-Weine vom Gut Belguardo sowie vom Castello di Fonterutoli vorrätig hat.


Informationen:

Consorzio tutela Vini della Maremma, www.consorziovinimaremma.it/de/ 

Weingüter:

Poggio Cagnano, www.poggiocagnano.it 

Mazzei dal 1435 Tenuta (Weingut) Belguardo, www.mazzei.it/de/ 

Fotos: Consorzio tutela dei Vini della Maremma

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