Foodie

Mallorca: Olivenöl von Aubocassa

Als die heutigen Besitzer Aubocassas das Areal kauften, stand auf dem Land eigentlich nur eine Ruine, errichtet irgendwann im 12. Jahrhundert. Die ursprüngliche Idee war es, das Land zum Weinanbau zu nutzen, und zwar ganz speziell für Weißwein.
 
Aber nach einer genaueren Marktanalyse bezüglich der Umsetzung und Erfolgsaussichten Weißwein von der Insel erfolgreich zu vertreiben, wurde die Idee Mangels Marktchance verworfen. Die damaligen Fachleute rieten den Besitzern Olivenbäume zu pflanzen. Und dazu kam es dann 1996 auch.

Zu der Zeit wurden Olivenbäume lediglich im Norden der Insel erfolgreich kultiviert. Die Überlegungen und die ersten Pflanzungen der insgesamt 8000 Bäume wurden von den Nachbarn zunächst eher kritisch beäugt. Dennoch wurde das Vorhaben auf dem 24 Hektar großen Areal umgesetzt.

Das weitläufige Areal von Aubocassa: 24 Hektar. Foto: Michael Schabacker
Das weitläufige Areal von Aubocassa: 24 Hektar. Foto: Michael Schabacker

23 Jahre auf dem Markt

Nunmehr hat das Unternehmen 23 erfolgreiche Jahre Olivenernte hinter sich gebracht und kann eine globale Exportgeschichte in 28 Länder der Welt vorweisen. Hinzu kommt, dass das Unternehmen seit fünf Jahren eine der modernsten Mühlen zur Olivenölproduktion überhaupt besitzt. Ein wichtiger Baustein für den Boutiqueproduzenten im Osten der Insel.

Vor zehn Jahren wurden die Gebäude dann nach und nach renoviert – und mittlerweile ist der Prozess weitestgehend abgeschlossen. Auch die Neupflanzungen bei Aubocassa haben sich zu einer stattlichen Größe emporgearbeitet. Denn 2001 fegte nach fünf regenreichen Jahren ein Tornado über das Gelände und warf fast alle Olivenbäume um. Es musste also vieles neu angepflanzt werden.

7600 Bäume stehen heute auf dem Gelände von Aubocassa; pro Baum werden zwischen 5 und 55 Kilogramm geerntet! Foto: Michael Schabacker
7600 Bäume stehen heute auf dem Gelände von Aubocassa; pro Baum werden zwischen 5 und 55 Kilogramm geerntet! Foto: Michael Schabacker

Arbequina und Picual

Heute sind es 7600 Bäume, die für die Produktion genutzt werden können. Das Unternehmen setzt bei der Pflanzung auf zwei der fast 1000 verschiedenen Sorten weltweit: auf Arbequina und Picual. Arbequina ist eine sehr aromatische Sorte, die relativ klein ist und eigentlich sehr weit in Spanien verbreitet ist. Sie wird allerdings u. a. auch viel in Kalifornien, Australien oder auch Chile angebaut.

Die Olivensorte Picual (auch: Martena oder Loperena genannt) ist die meistgepflanzte Sorte weltweit, fast 25 Prozent der Olivenöl Produktion resultieren daraus. Das Unternehmen Aubocassa nutzt für das L`amo Öl eine Mischung dieser beiden Sorten.

8,5 Kilogramm Oliven werden für einen Liter Olivenöl benötigt. Foto: Aubocassa
8,5 Kilogramm Oliven werden für einen Liter Olivenöl benötigt. Foto: Aubocassa

Bis zu acht Wochen Ernte

Gut 6000 Oliven, also etwa 8,5 Kilogramm, werden für die Extraktion von einem Liter Olivenöl benötigt. Die dafür geernteten Oliven werden anders als üblich bei einer bestehenden Dreifarbigkeit gepflückt bzw. geerntet. Das bedeutet, dass schwarze, grüne und rötliche Oliven gemeinsam in den Produktionsprozess einfließen. Ein Vorgang der eher unüblich ist, da normalerweise die Ernte erst erfolgt, wenn alle Früchte eine dunkle Farbgebung erreicht haben.

Das bedeutet für das Unternehmen, dass die Erntezeit üblicherweise im November erfolgt. Letztjährig sorgten die guten Wetterbedingungen für eine frühere Ernte, bereits am 10. Oktober startete die Gewinnung der Früchte. Eine recht langwierige Arbeit ist die Ernte, bis zu acht Wochen investiert das Unternehmen mit den Helfern. Und natürlich kommen Maschinen zum Einsatz, Maschinen, die Planen um den Stamm des Baumes spannen, ihn schütteln, um die Oliven aufzufangen.

Die Ernte bei Aubocassa beträgt je nach Jahr und Umfang bis zu acht Wochen. Foto: Michael Schabacker
Die Ernte bei Aubocassa beträgt je nach Jahr und Umfang bis zu acht Wochen. Foto: Michael Schabacker

Mal 60, mal 40 Prozent

Überraschend ist die jährlich abweichende „Pflückrate“: Mal werden 60 Prozent der Oliven geerntet, in einem anderen Jahr sind es dann wiederum nur 40 Prozent des gesamten Bestands. Dies liegt zum einen an bereits heruntergefallenen Oliven, die nicht genutzt werden (können), andererseits aber auch an den unterschiedlichen Wachstumsfortschritten der Früchte an den Bäumen. Denn sind die Oliven schon zu dunkel, werden diese nicht geerntet.
 
Das Unternehmen Aubocassa legt nicht nur höchsten Wert auf einen sorgfältigen Ernteprozess, sondern produziert Öle höchster Güte, sprich: Extra Vergine. Das bedeutet, dass die resultierenden Öle nur durch mechanisches Verfahren, ohne Erhitzung oder chemische Behandlung und ausschließlich durch kalte Pressung (maximale Temperatureinwirkung von 27° C) entstehen.

Virgen Extra (Extra Vergine): Produkte von Aubocassa. Foto: Aubocassa
Virgen Extra (Extra Vergine): Produkte von Aubocassa. Foto: Aubocassa

Es ist nicht gerade eine große Produkttiefe, die das Unternehmen in der Nähe von Manacor anbietet. Allerdings ist die Qualität durch den Produktionsprozess und die eingesetzte Technik außergewöhnlich. Und diese Qualität hat natürlich seinen Preis: gut 20 Euro kostet eine Flasche dieses besonderen Olivenöls…


Informationen:

www.aubocassa.com/en

Foto: Michael Schabacker, Aubocassa

Teilen: