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Madeira – Golfen im „ewigen Frühling”

Die herrliche Fauna der rund 600 Kilometer vor der Küste Nordafrikas gelegenen portugiesischen Atlantikinsel zeigt sich das ganze Jahr über in prächtiger Blüte. Vor allem dank des Klimas und spektakulärer Golfplätze hat sich Madeira in den letzten Jahren zu einem beliebten Reiseziel für Golfer entwickelt. Madeira und die kleinere Nachbarinsel Porto Santo verfügen mittlerweile über drei tolle Plätze mit insgesamt 72 Löchern: Santo da Serra (27 Löcher), Palheiro (18) und Porto Santo (18 + 9 Löcher Pitch and Putt).

Als bekanntester Golfplatz der nur 59 km langen und 17 km breiten Insel Madeira gilt der Clube de Golf Santo da Serra – und nicht nur weil er der älteste des Archipels ist; vor allem auch deshalb, weil über viele Jahre die European Tour die „Madeira Island Open“ auf dieser spektakulären Anlage ausrichtete. Robert Trent Jones sen. (1906 – 2000), der Nestor der modernen Golf-Architektur, entwarf einen atemberaubenden 27-Loch-Platz. Die ersten 18 Löcher, die neun des Machico und die neun des Desertas Courses, wurden 1991 eröffnet. Der amerikanische Altmeister Jones sen. erweitert 1998 die Anlage um die 9 Löcher des Serras Courses. 

Von 1993 bis 2008 sowie von 2012 bis 2015 nutzte die European Tour (heute DP World Tour) die Kombination Machico-Desertas für ihre Turniere – und das obwohl diese 18 Löcher für Tourprofis nicht sonderlich lang sind: nur 6092 Meter von den Championship-Abschlägen. Aber dafür stockt einem bei einer Runde in dieser traumhaften Naturlandschaft ob der herrlichen Ausblicke, der spielerischen und strategischen Herausforderung der Atem. Das fängt schon am ersten Abschlag an: Man steht hoch oben, 700 Meter über dem Meeresspiegel, schaut über die Bucht von Machico, wo 1420 erstmals die portugiesischen Seefahrer landeten und die unbewohnte Inselgruppe der Desertas, ein Naturpark.

Golf Santo da Serra: Blick auf schaut über die Bucht von Machico. Foto: Wolfgang Scheffler
Golf Santo da Serra: Blick auf schaut über die Bucht von Machico. Foto: Wolfgang Scheffler

Ein satt getroffener Drive auf das tiefer gelegene Fairway scheint ewig durch die Luft zu fliegen. Der Platz ist von den Championship-Tees nicht leicht und verlangt lange Carries über Schluchten. Da es an einigen Löchern bergab geht, geht es natürlich manchmal auch steil nach oben, besonders wenn man in Richtung Clubhaus spielt. Diese Löcher werden bei Gegenwind leicht zu Par-6-Löchern. Vor allem ein Loch wird jedem Golfer in Erinnerung bleiben: das vierte Loch des Machico Courses, das „Signature Hole“. Vom Abschlag (weiß 185, gelb 163, rot 155 Meter) gilt es eine dichtbewachsene Schlucht zu überwinden und das Grün zu treffen hinter dem noch ein Bunker liegt. Wer hier viel zu lang ist, kann sich von seinem Ball verabschieden, denn hinter dem Sand geht steil abwärts. Nach einem Par oder gar Birdie an diesem Loch, wird man die Aussicht ganz besonders genießen. 

Wer sich das Spiel in Santo da Serra etwas einfacher machen will, weicht auf die reizvollen 9 Löcher von Serras aus. Oder man nutzt diese Schleife, um sich auf die Herausforderung des Meisterschafts-Platzes einzuspielen. Auf den Serras-Neun muss man zwar auf die herrlichen Aussichten verzichten, aber dafür spielt man auf historischem Golfgelände. Denn hier begann 1933 die Golfgeschichte Madeiras. Die ursprünglichen neun Par-3-Löcher wurden 1935 zum Favellas-Platz ausgebaut, vier Par-3-, drei Par-4- und zwei Par-5-Löcher von insgesamt 2396 m Länge, ehe Jones sen. 1998 das Gelände komplett neu gestaltete. 

Das Clubhouse des Santo da Serra. Foto: Wolfgang Scheffler
Das Clubhouse des Santo da Serra. Foto: Wolfgang Scheffler

Nach der Runde sollte man sich im weiträumigen, im Jahr 2000 eröffneten Clubhaus entspannen, denn die Aussichten sind genauso spektakulär wie auf dem Platz. Vielleicht die ideale Gelegenheit, sich einen Poncha, den klassischen Drink der Insel, ein Cocktail aus frischem madeirischem Zuckerrohrbrand, Bienenhonig und Zitronen zu gönnen. Das Restaurant mit einer großen Terrasse lockt mit einer vorzüglichen lokalen und internationalen Küche. Doch eines sollte man unbedingt kosten: das in der dortigen Küche gebackene Bolo do caco, ein legendäres Süßkartoffelbrot, das man mit einem Steak als Sandwich genießen kann.

Unser Geheimtipp für ein Hotel: Die Quinta das Vinhas zählt zu den für Madeira typischen Landherrenhäusern – und liegt inmitten seiner Bio-Weinberge an der Südwestküste, auf der sonnigen Seite der Atlantik-Insel, rund eine knappe Autostunde vom Aeroporto de Madeira entfernt. Das 1685 erbaute Haupthaus der Quinta das Vinhas wurde 1997 zu einem Hotel umgebaut. Neben den zehn Zimmern im Haupthaus entstanden 2002 noch 14 Cottages im typisch madeirischen Baustil. Dazu wurden zwei der alten Gebäude, die Casa Rosa und die Casa Balanco, die etwas entfernt vom Haupthaus in den Weinbergen liegen, im Zuge einer Generalrenovierung aller Zimmer im Jahre 2018 restauriert. Das Restaurant und die Weinbar Bago befindet sich oben auf der Quinta und verfügen über eine Terrasse mit herrlichem Blick über die Weinberge bis hinunter zum Meer. Außerdem verfügt das Hotel über zwei Outdoor-Swimming-Pools.

Aussicht pur vom Hotel Quinta das Vinhas. Foto: Quinta das Vinhas
Aussicht pur vom Hotel Quinta das Vinhas. Foto: Quinta das Vinhas

Nur zehn Autominuten von Funchal entfernt, breitet sich hoch über der Hauptstadt und der Bucht ein mehr als 200 Jahre altes riesiges Landgut aus, der Sitz der Familie Blandy, die durch das bekannteste Exportgut des Landes, den Madeira-Wein, zu Reichtum gelangte und dieses Anwesen 1885 von einem portugiesischen Aristokraten kaufte. Auf den 150 Hektar der Palheiro Nature Estates liegt nicht nur der spektakuläre 18-Loch-Platz von Palheiro Golf, sondern direkt angrenzend an den Platz das 5-Sterne Luxushotel Casa Velha do Palheiro mit Spa, Apartments und einem botanischen Garten. Dieses Relais & Châteaux Landhaushotel mit 33 Zimmern und 5 Suiten liegt direkt am Golfplatz von Palheiro. Gäste können ihre Runde direkt am Halfway House am 10. Loch beginnen oder den Shuttle zum Clubhaus nutzen. Das Hotel, ein früheres Jagdschloss aus dem 18. Jahrhundert, wurde liebevoll restauriert. Im Restaurant wird eine Gourmet-Küche angeboten. Im Spa gibt es neben Behandlungsräumen, ein Indoor- und Outdoor-Pool sowie ein Fitness-Studio. 

Vom Palheiro-Clubhaus, das etwa 500 Meter über dem Meeresspiegel liegt, sehen Golfer, was sie auf diesem Platz erwartet. Die 18 Löcher schlängeln sich durch Kiefernwälder um die botanischen Gärten herum, wo häufige Höhenunterschiede großartige Ausblicke auf das Meer, Funchal und die Desertas-Inseln bieten. Der Platz weist einige „blinde“ Löcher auf, dazu viele Höheunterschiede, die sich wie auch in Santo da Serra leichter mit einem Golfwagen bewältigen lassen. Diese malerische Anlage, die vom renommierten amerikanischen Golfarchitekten Cabell B. Robinson entworfen und 1993 eröffnete wurde, nutzt die Vorteile des hügeligen Geländes von Madeira mit seinen abrupten Erhebungen und tiefen Tälern, die selbst für den erfahrensten Golfer eine große Herausforderung darstellen. 

Palheiro Golf: 500 Meter über dem Meeresspiegel. Foto: Wolfgang Scheffler
Palheiro Golf: 500 Meter über dem Meeresspiegel. Foto: Wolfgang Scheffler

Enge Fairways und zum Teil erhebliche Höhenunterschiede verlangen Präzision und die richtige Schlägerwahl. Aber selbst wer hier den einen oder anderen Ball verliert, wird diesen 6096 Meter langen Platz nicht so schnell vergessen: so reizvoll und abwechslungsreich sind die Löcher, so herrlich die Aussichten. Das gilt auch für das Restaurant Vista Balancal im Clubhaus, das lokale und südeuropäische Küche und dazu herrliche Blicke auf Funchal, den Atlantik und die Berge bietet.

Als Hauptanziehungspunkt der kleinen Nachbarinsel Porto Santo, die mit der Auto-Fähre innerhalb von zwei Stunden oder einem 10-minütigen Flug bequem zu erreichen ist, gilt der herrliche, neun Kilometer lange Sandstrand. Da die Hauptinsel nichts Vergleichbares zu bieten hat, ist der Campo de Baixo am Wochenende ein beliebtes Ausflugziel für die rund 250.000 Einwohner von Madeira. Geschichtsinteressierte können auf den Spuren von Christopher Kolumbus wandeln, der von 1476 bis zum Tod seiner Frau im Jahre 1484 auf dem nur 45 Quadratkilometer großen Eiland lebte. Sein ehemaliges Haus in Vila Baleiro ist heute das Kolumbus-Museum, die Casa Colombo. 

Hauptanziehungspunkt der kleinen Nachbarinsel Porto Santo... Foto: Wolfgang Scheffler
Hauptanziehungspunkt der kleinen Nachbarinsel Porto Santo... Foto: Wolfgang Scheffler

Golfer lockt vor allem der von der spanischen Golflegende Severiano Ballesteros (1957 – 2012) entworfene, 2004 eröffnete Platz, zumal es attraktive Kombinationsangebote gibt, die Fähre und Greenfee einschließen. Die 18 Löcher erstrecken sich über eine Länge von 6434 Metern und sind damit deutlich länger als die beiden Plätze auf der Hauptinsel. Auch hier war die „Madeira Island Open“ in den Jahren 2009 bis 2011 drei Mal zu Gast. Die Anlage verfügt über ein großzügiges Clubhaus mit Proshop, Restaurant und Sauna sowie über eine Driving Range und einen 9-Loch-Pitch-and-Putt-Platz. Der Meisterschaftsplatz zeichnet sich durch zwei unterschiedliche Bereiche aus. 

Die ersten neun Löcher wirken eher wie ein traditioneller amerikanischer Course mit mehreren Seen, der ein langes und präzises Spiel erfordert. Aber richtig spektakulär sind die zweiten neun Bahnen, von denen einige direkt an der Steilküste entlanglaufen. Als Signature Hole gilt das 13. Loch, ein Par 3, das 175 (weiß), 149 (gelb) und 91 Meter (rot) lang ist und einen Schlag über eine Schlucht erfordert, um das Grün auf der Klippe zu erreichen. Wer auf diesem kurzgeschorenen Rasen den Ball aus dem Loch holt, kommt spätestens hier ins Grübeln: Wo sind die Golf-Aussichten auf Madeira am schönsten: in Santo da Serra, in Palheiro oder auf Porto Santo?


Informationen:

www.santodaserragolf.com

www.palheironatureestate.com

www.portosantogolfe.com 

www.qdvmadeira.com

Fotos: Wolfgang Scheffler, Quinta das Vinhas

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