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Kunst, Kultur & Kulinarik in Brescia

Auch wer Mailand, Verona oder Venedig kennt, vielleicht liebt, entdeckt doch in dieser stattlichen 200.000-Einwohner-City Erstaunliches, Einzigartiges. Jedenfalls setzt dieses italienische Nordlicht alles daran, seine Besucher zu verzaubern. Auf eine feine Art.

Denn die Stadt hat eine jahrtausendealte Geschichte, gehörte einst zu den wichtigsten Produktions- und Handelszentren der Republik Venedig. Das prägt. Das setzt sie in Szene. Und so punktet Brescia selbst in den Wintermonaten mit ihren Stärken. 

Renaissance & der Realismus

Gerade zieht sie mit einer hochkarätigen Ausstellung Kunstfreunde an, die die Malerei der Renaissance schätzen. In der Schau „Il Rinascimento a Brescia 1512-1552“ (Die Renaissance in Brescia 1512-1552) sind rund 50 Werke aus dieser Zeit von drei bedeutenden Künstlern der Stadt zu sehen. Es sind Gemälde von Moretto, Romanino und Savoldo, die im Museum Santa Guilia in einem beeindruckenden Klosterkomplex gezeigt werden. 

Die Exponate stammen aus bedeutenden Sammlungen Italiens und aus großen, namhaften Museen in der ganzen Welt. Das Metropolitan Museum of Art in New York schickte ebenso Leihgaben wie die National Gallery in Washington, die Getty Museen in Los Angeles, die National Gallery in London oder das Kunsthistorische Museum in Wien.

Alessandro Bonvicino detto il Moretto, Cristo fra gli animali, ca. 1515-1517 (Ausschnitt). Foto: Metropolitan Museum of Art, New York
Alessandro Bonvicino detto il Moretto, Cristo fra gli animali, ca. 1515-1517 (Ausschnitt). Foto: Metropolitan Museum of Art, New York

Allesamt sind es Arbeiten, die für diese Ausstellung – sie läuft bis zum 16. Februar 2025 –sozusagen „nach Hause“ zurückgekehrt sind. Nämlich genau in den Ort, in dem sie vor rund 500 Jahren geschaffen worden sind. Brescia zählte im 16. Jahrhundert zu den bevölkerungsreichsten Städten Europas, in der die Kunst allgegenwärtig war und zahlreiche Künstlerpersönlichkeiten lebten und arbeiteten.

Dramatisch inszeniert

Die Schau ist außergewöhnlich ästhetisch präsentiert. Dunkle Wände, dramatische Lichtführung und genügend Raum zwischen den einzelnen Werken bringen die Exponate famos zur Geltung. Die Künstler aus Brescia entwickelten damals einen eigenen Stil, gestalteten ihre Malerei deutlich realitätsnäher als noch ihre Vorgänger. 

Damit galten sie in ihrem Land als Vorreiter des Realismus in der Renaissance. Wovon sich selbst so große und weltberühmte Meister wie Caravaggio haben inspiriert lassen.

UNESCO-Welterbe in Brescia

Noch tiefer und ganz anders taucht man nur wenige Gehminuten vom Museum Santa Guilia entfernt in die Historie der Stadt ein. Denn in dem archäologischen Park, dem Parco archeologico, lebt das antike Brixia wieder auf. Die Anlage im Herzen der Stadt gehört seit 2011 zum UNESCO-Welterbe. 

Römischer Park: Capitolium. Foto: Kirsten Lehmkuhl
Römischer Park: Capitolium. Foto: Kirsten Lehmkuhl

Wie sich zum Beispiel das Capitolium, der 73 nach Christus erbaute römische Haupttempel, in die Höhe streckt, sorgt für Gänsehaut. Besonders imposant dort ist ein Besuch bei hereinbrechender Dunkelheit, wenn sich die Säulen vor dem Abendhimmel majestätisch abzeichnen und den Besucher mit auf eine Zeitreise nehmen … 

Der Spritz von Brescia: Pirlo

Nach Kunst und Kultur ist natürlich Zeit für das Kulinarische. Und das kommt in Italien niemals zu kurz. Beim Schlendern über Brescias Plätze wie die Piazza della Vittoria oder die Piazza della Loggia mit dem Rathaus und dem Uhrenturm, beim Bummeln durch die kleinen Gassen sind Bars, Cafés und Restaurants allgegenwärtig und – viel wichtiger – höchst einladend. 

Dort spürt man es, das Lebensgefühl in dieser quirligen Stadt. Zum Beispiel zur Aperitivo-Zeit. Das ist genau der richtige Moment, um einen leuchtend roten Pirlo zu genießen. 

Das ist Brescias typischer After-Work-Drink oder eben Aperitif, um entspannt in den Abend zu starten. Der Mix aus Weißwein, Campari und einem Spritzer Sodawasser, garniert mit einer Orangenscheibe, wartet mit einer erfrischenden, belebenden, fruchtig-herben Note auf. Und falls der kleine Hunger kommt: In den Bars werden zum Pirlo oft kostenlos ein paar leckere Snacks gereicht: Oliven, Chips, Pizza im Mini-Format, Tramezzino-Häppchen mit Prosciutto…

Erlesen tafeln im Il Rivale 

So kann ein erfüllter Tag voller Kunst- und Kulturerlebnisse zu Ende gehen… Oder eben die Nacht beginnen. Zum Beispiel mit einem Essen in der Beletage – oder besser: in der Piano nobile – eines Stadtpalastes aus dem frühen 18. Jahrhundert. Im Restaurant Il Rivale in Città trifft glamouröses Ambiente auf edle Küche und perfekten Service. 

Restaurant Il Rivale in Città. Foto: Kirsten Lehmkuhl
Restaurant Il Rivale in Città. Foto: Kirsten Lehmkuhl

Herrschaftliche Türen, nein Portale, führen von einem Speiseraum in den nächsten. Stoffe in unterschiedlichen Farben schmücken die Wände der Salons, einer schöner als der andere. Stilvolle Kamine, großformatige Spiegel, prunkvolle Kronleuchter, üppige Deckengemälde lassen die Augen auf Entdeckungstour gehen. 

Scampi-Tatar & Franciacorta-Sößchen 

Dazu eine Karte, die das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Als Vorspeise mundet zum Beispiel ein Kartoffel-Blätterteig mit Scampi-Tatar, Kaviar, Haselnussmayonnaise und einem Franciacorta-Jus oder eine Pasta mit Artischocken und knuspriger Meeräsche an Safransauce. Oder gefüllte Ravioli an einem Pecorino-Sößchen.

Als Hauptgericht dann können Gäste ihre Gabel in zartes Milchlamm mit Rosenkohl oder auch eine Timbale vom Steinbutt mit Venusmuscheln und Brokkoli piksen. 

Stylische Areadocks

Wer etwas einfacher speisen möchte, ist im Mon Petit Bistro goldrichtig. Oder im Restaurant Northern Department in den Areadocks. Welch‘ ein Kontrast! 

Im Area Docks in Brescia. Foto: Kirsten Lehmkuhl
Im Area Docks in Brescia. Foto: Kirsten Lehmkuhl

In dem stylischen Lokal in einem früheren Lagerareal der Eisenbahn isst es sich herrlich unkompliziert, an sieben Tagen die Woche. Vom Frühstück bis zum Nachtmahl.

Und wenn es spät wird, warten schon die Zimmer des schicken, modernen, zentral gelegenen Hotels Corte Novella. Um selig einzuschlummern und Kräfte zu sammeln für die nächsten Entdeckungen in Brescia.


Informationen:

Visit Brescia: www.visitbrescia.it

Museo di Santa Guilia & römischer Park: www.bresciamusei.com

Restaurant Il Rivale in Città: www.ilrivale.it

Areadocks: www.areadocks.it

Mon Petit Bistro: www.facebook.com/Monpetitbistrot

Corte Novella Hotel & Residence: www.cortenovella.it

Fotos: Metropolitan Museum of Art, New York, Visit Brecia, Kirsten Lehmkuhl

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