Die „Insel des ewigen Frühlings“, wo die Temperaturen selbst im tiefsten Winter kaum unter die 22-Grad-Marke fallen, bietet mehr als Meer und ganzjährigen Sonnenschein. Abwechslungsreich ist nicht nur die Natur Teneriffas, sondern auch ihre Küche: Kräftige Suppen und Eintöpfe, frische Meeresfrüchte, dazu eine reiche Auswahl an vortrefflichen Weinen.
Zum Hotspot der Feinschmecker avancierte im vergangenen Jahr das Royal Hideaway Corales Resort an der Costa Adeje im Süden der Insel. Außen wie ein überdimensionales weißes Kreuzfahrtschiff, erinnert die Inneneinrichtung an die namensgebenden Meereskorallen. Der kanarische Architekt Leonardo Omar ließ sich von den Formen und Farben der Insel inspirieren und integrierte auch Vulkangestein in sein Konzept. Das für sein avantgardistisches Design von World Luxury Hotels 2021 in der Kategorie Luxury Architecture Design ausgezeichnete Haus der Barceló-Gruppe ist in zwei separate Bereiche unterteilt: Einer ausschließlich für Erwachsene und der andere mit Suiten und Villen, in denen auch Kinder willkommen sind. Jeder Bereich hat seinen eigenen Swimmingpool.
Das Hotel verfügt über fünf Restaurants, die sämtlich überzeugen. Das im fünften Stock gelegene „El Rincón de Juan Carlos“ erhielt Ende 2022 seinen zweiten Michelin-Stern. Avantgardistische Gerichte aus regionalen Zutaten, lautet das Motto. Juan Carlos, der zusammen mit seinem Bruder Jonathan die kulinarische Marschrichtung vorgibt, spricht von einer „logischen, geerdeten und stimmigen Küche, in der der Gast die Aromen klar erkennen kann – ohne Verkleidung oder Techniken oder Präsentationen, die die Essenz des Gerichts opfern“. Während Juan die Hauptgerichte kreiert, widmet sich Jonathan den Desserts. Exzellent sind nicht nur die Gerichte des 13-gängigen Degustationsmenüs. Das Postkarten-Panorama mit Blick auf den Atlantischen Ozean und die nahe Nachbarinsel La Gomera sind für das Auge, was die Küchenkunstwerke der Padrón-Brüder für den Gaumen sind.
Kanarische Garnele mit Ingwer-Beurre-Blanc und Shiso-Öl
Kanarische Produkte höchster Qualität stehen auch im Mittelpunkt der feinsinnigen Aromenküche des „San Hô“. Das biologische Gemüse etwa wächst unweit des Hotels im Süden Teneriffas, während die Schokolade ebenso wie das Fleisch vom schwarzen Schwein aus dem Norden der Insel stammt. Die Bernsteinmakrele wiederum wurde von den Fischern im Dorf La Restinga auf El Hierro an Land gezogen. Selbst das Porzellan wird von einer kanarischen Künstlerin angefertigt.
Die Kreationen von Adrián Bosch und Eduardo Domínguez, die beide bereits als beste Köche der Kanarischen Inseln ausgezeichnet wurden, sind dem Guide Michelin in seiner aktuellen Ausgabe einen Stern wert. Mit gutem Grund, denn der Mix aus peruanischen, japanischen und kanarischen Einflüssen ist ein gekonntes Spiel von Aromen und Texturen. Gourmets haben die Wahl zwischen den beiden Degustationsmenüs „Esencia“ und „San Hô“. Ersteres umfasst neun Gänge nebst sechs Petit-Four-Pretiosen. In bester Erinnerung geblieben ist nicht zuletzt die kanarische Garnele mit Ingwer-Beurre-Blanc und Shiso-Öl. Eben
„Tonno Vitelato” statt “Vitello Tonnato”
Auf die Empfehlungen von Sommelier und Maitre Daniel Rozada kann man sich blind verlassen. Besonders treffsicher zeigte er sich bei unserem Besuch mit einem 2013er Sin Palabras. Der reinsortige Albariño aus über 75 Jahre alten Reben passt mit seinen Aromen von reifen weißen Früchten hervorragend zum Tatar vom Bauchflossen-Thunfisch, der mit Kaviar und Shitake-Dashi aus der Küche kommt. Sehr überzeugend und innovativ präsentierte sich auch der Nikkei-Ramen mit einem hervorragend gelungenen Bauchstück vom schwarzen kanarischen Schwein mit einer intensiven Melange aus Schweine-, Rinder- und Hühnerbrühe.
Im Restaurant „Il Bocconcino“ hat sich Niki Pavanelli zum Ziel gesetzt, die traditionelle italienische Küche mit einheimischen Produkten aus Teneriffa zu verbinden. Ein Muss ist seine Carbonara mit bester hausgemachter Pasta, bei der er nicht nur das Originalrezept ohne Sahne verwendet. Er erweitert es, indem er statt des traditionellen Schweinefleischs „Guanciale“ verwendet. So heißt der luftgetrocknete, ungeräucherte Speck des schwarzen kanarischen Schweins, einer endemischen Spezies der Kanarischen Inseln.
„In gewisser Weise ist Il Bocconcino der Ausdruck meines Lebens: halb Italien, halb Teneriffa“, sagt der aus Bologna stammende Chefkoch, der mittlerweile seit mehr als zehn Jahren auf der Insel lebt. Seine Philosophie spiegelt auch „Tonno Vitelato“ wider. Hier wird das traditionelle und bekannte „Vitello Tonnato“, bei dem das Fleisch die Hauptrolle spielt und die Sauce auf Thunfisch basiert, auf den Kopf gestellt. Kernprodukt ist nämlich nicht das Kalbfleisch, sondern der Blauflossenthunfisch, der vor den Kanarischen Inseln seine Runden zieht.
„Nicht die besten Weine, aber solche, die für Teneriffa typisch sind“
Ein Hochgenuss ist der Oktopus. Langsam gegart und schließlich gegrillt, wird er mit kanarischen Kartoffeln und einem Schaum aus Pecorino und der kalabrischen Salamispezialität Nduja serviert. Da auch der ebenso aufmerksame wie zurückhaltend-freundliche Service rundum zu überzeugen weiß, würde es wenig überraschen, wenn der Guide Michelin auch das „Il Bocconcino“ mit einem seiner begehrten Sterne bedenken würde. Eine Empfehlung der französischen Gourmetbibel hat das Restaurant bereits.
Weinliebhaber sollten einen Besuch bei Altos de Trevejos einplanen. Das wohl höchstgelegene Weingut Spaniens liegt 1300 Meter über dem Meeresspiegel in Vilaflor, der – ein weiterer Superlativ – höchstgelegenen Gemeinde Spaniens. Nur rund zwei Kilometer sind es bis zum 3718 Meter hohen Vulkan Pico del Teide, der wie ein Beschützer über den Weinbergen thront.
Wenn die Sonne untergeht, wird es bisweilen eisig kalt. Das spüren auch die Reben – und es ist gerade dieser Temperaturunterschied, der die Trauben langsamer reifen lässt und die fruchtigen Aromen verstärkt. „Wir wollen nicht die besten Weine machen, aber solche, die für Teneriffa typisch sind“, bringt Enrique Alfonso, Winzer und Spross einer alteingesessenen Weinbau-Dynastie, seine Philosophie auf den Punkt. Mit dem Weinbau auf Teneriffa hat er 2012 angefangen und produziert nach ökologischen Grundsätzen. Auf 25 Hektar Rebfläche wachsen vorrangig mit autochthonen Sorten wie Listán Blanco, Malvasía, Albillo, Vijariego Negro, Syrah und Listán Prieto.
Zurück im Resort wartet schon das Abendessen, dieses Mal im Nao Atlantic Food Restaurant. Es gibt mexikanische Tapas.
Informationen:
www.barcelo.com/es-es/royal-hideaway-corales-beach
Fotos: Royal Hideaway Corales, Christian Euler