Foodie

Kellerschätze der D. O. Rueda

Inmitten der sanft geschwungenen Landschaft der Rueda schlängeln sich schmale Straßen, die die charmanten mittelalterlichen Dörfer und Städte wie Avila, Valladolid und Segovia miteinander verbinden. Diese historischen Orte gehören zum UNESCO-Weltkulturerbes. Prachtvolle Paläste, kunstvoll verzierte Kirchen, ehrwürdige Klöster sowie verwinkelte, gepflasterte Gassen und einladende Plätze laden zum Staunen und Verweilen ein.

Doch nicht nur die Architektur und die Geschichte fesseln die Sinne in Rueda. Hier offenbart sich der größte kulinarische Schatz der Region – der Weinanbau. Das Gebiet, in dem die Weine der D.O. Rueda hergestellt werden, befindet sich in der Region Castilla y León und besteht aus 74 Gemeinden. 

International gefragte Weißweine 

Die Rebfläche der DO Rueda beträgt etwa 20.000 Hektar. Die genehmigte Höchstproduktionsmenge liegt je nach Rebsorte zwischen 8000 und 12000 Kilo pro Hektar. In Verbindung mit der Nachternte und moderne Kellertechnik sowie geprägt durch eine jahrhundertalte lange Weinbautradition, gelingen den Winzern hervorragende pikant-fruchtige und frische Weine, die wegen ihres delikaten Charakters sehr gefragt sind.

Zu den besonderen Weingütern gehört auch Avelino Vegas in Santiuste de San Juan Bautista. Im Jahr 1950 gegründet, wird es heute bereits in dritter Generation von der Familie geführt. Cristina Vegas von der Unternehmensführung und Enkelin des Gründers (Biotechnologin mit Diplomabschluss in Önologie an der Universität Bordeaux) ist für die önologische Leitung zuständig. Das Weingut verfügt über Weinberge in verschiedenen einzigartigen Lagen mit zum Teil 100 Jahre alten Reben. Das sandige und steinige Gelände in der D.O. Rueda lässt das Wasser gut abfließen. Starke Temperaturschwankungen in den Sommermonaten zwischen Tag und Nacht tragen zu der Einzigartigkeit ihrer Verdejos bei. Etwa 20 Prozent der Ernte erfolgt in Handarbeit. Eine kleine Geschmacksexplosion bereitet der Circe, ein reinsortiger Verdejo. Exotische, raffinessenreiche Noten, Frische sowie eine leichte Restsüße beeindrucken. Eindrucksvoll ist auch die Flasche gestaltet. Sie verfügt über kleines Thermosiegel, das nur bei entsprechender Temperierung auf dem Label zu erkennen ist.  

Der Circe, ein reinsortiger Verdejo. Foto: Carola Faber
Der Circe, ein reinsortiger Verdejo. Foto: Carola Faber

Umweltfreundliche Energien 

Das Weingut Emina Rueda wurde 2007 in Medina del Campo in der Nähe des prachtvollen Castillo de la Mota gegründet. In dem modernen Gebäude befindet sich die neueste Technologie für die Herstellung von Qualitätsweißweinen. Die Anlage selbst ermöglicht unter Verwendung umweltfreundlicher Energien eine Reduzierung des Energieverbrauchs. Besucher können bei einem Rundgang die Herstellung der Weine mit anschließender Kostprobe erleben. Neben dem Sauvignon Blanc 2022 und Verdejo 2022 ist der Emina Verdejo Fermentado en Barrica 2018 zu empfehlen, ein geschmeidiger Wein, der ausschließlich aus Verdejo-Trauben hergestellt und sieben Monate in neuen französischen Eichenfässern ausgebaut wurde. In der Nase sind Aromen von tropischen Früchten, Anis und Rosmarin sowie würzige Noten zu vernehmen. 

Zarter aromatischer Ausdruck

Die Bodegas Val de Vid ist ein zeitgemäßes spanisches Weingut in Serrada, in der Provinz Valladolid. Unter der Leitung des empathischen Winzers José Antonio Merayo, der im Jahr 2005 eine umfassende Renovierung des Anwesens durchführte, werden aus der autochthonen Verdejo-Traube einzigartige Weißweine hergestellt. In der Bodegas Val de Vid werden harmonisch Tradition und Moderne kombiniert. Der Fokus liegt nicht auf der Quantität, sondern eindeutig auf der Qualität. So werden dort innovative Technologien als auch traditionelle Weinbaumethoden eingesetzt.  Die Entwicklung der Reben, die Ernte und die Verarbeitung der Trauben werden streng überwacht. Um die Qualität der Rebstöcke nicht zu mindern, werden keine aggressiven Düngemittel verwendet. Stattdessen setzt man auf natürliche Mittel, die die kieshaltigen, eisenreichen Böden schonen. Wegen ihrer Ausdrucksstärke sind die Weine mittlerweile nicht nur in der Region, sondern auch international gefragt. Der Condesa Eylo Rueda Verdejo präsentiert sich als charaktervoller, weicher Weißwein, der den Gaumen durch das feine Zusammenspiel aus Nussaromen und grünen Äpfeln verzaubert. Sehr elegant wirkt der Condesa Eylo Barrica 2022. Er wird aus Beeren von 28 bis 35 Jahre alten Rebstöcken hergestellt. Nach der Tankgärung wird der Wein etwa sechs Monate in französischen Eichenfässern ausgebaut. Das Ergebnis ist ein zarter, aromatischer Wein mit subtilen blumigen Noten. Untermalt von einem dezenten Holzaroma, mischen sich Frische und Frucht.

Emina Verdejo Brut Nature. Foto: Carola Faber
Emina Verdejo Brut Nature. Foto: Carola Faber

Kostproben in unterirdischen Gewölben 

Die Weinkellerei Cyatho legt ebenfalls großen Wert auf qualitativ hochwertige Weine mit einem eindeutigen Geschmacksprofil, bei dem ganz besondere Eigenschaften zum Ausdruck kommen. Die Lage der Weinberge, wie auch die Weinbereitungstechnik sind für Cyatho ein entscheidender Faktor für die Qualität. Es werden gut strukturierte und komplexe Weine hergestellt. Für den feinen Cyatho Sauvignon Blanc oder den Cyatho Verdejo werden die Trauben in der Nacht geerntet und bei niedrigen Temperaturen in die Kellerei gebracht. Um die frischesten Aromen zu extrahieren, erfolgt die Gärung zirka 19 Tage in Edelstahltanks. Der zart mineralische, trockene Wein überzeugt mit seinen sortentypischen Aromen von weißen Früchten und mit sehr angenehmen Kräuternuancen, wie Fenchel und Thymian.

Das Gleichgewicht zwischen Frucht und feiner Bitterkeit, ebenso wie das Spiel zwischen Süße und Säure ist ausbalanciert. Besonders begeisternd sind die Kostproben in Verbindung mit frischen Trauben in dem Keller aus dem 18. Jahrhundert, mitten unter dem Marktplatz von La Seca.

Spiegel des Terroirs

In der Region Rueda, die stark von Landwirtschaft und dem Weinbau geprägt ist, lebt die Familie Pita im Einklang mit den Jahreszeiten und der Arbeit im Weinberg. Emilio Pita, der heutige Winzer, erinnert sich gerne an die Erntezeit in seiner Jugend, als sich viele Familienmitglieder zur Lese versammelten. Sie ernteten mit der Hand die Trauben von nur wenigen Hektar Land, um daraus traditionell Wein herzustellen. Damals konnte er nicht vorhersehen, dass eines Tages das angesehene, moderne Weingut „Dominio de Verderrubi“ mit exzellenten Bio-Weinen leiten würde. 

Als 23-Jähriger begann Emilio Pita sein Önologiestudium in Bordeaux. Währnde der Ausbildung führten ihn die Wege von Neuseeland (Cloudy Bay) bis nach Kalifornien (Newton Vineyards), von Numanthia (Toro) bis zu Château Lynch-Beguey und Château Maucailloux in Frankreich. Schließlich kehrte er nach Rubí de Bracamonte (Valladolid) zurück und startete mit dem „Verderrubi-Projekt“. Das Familienweingut respektierte stets die Besonderheiten des Terroirs und stellte die Natur in den Mittelpunkt. Im Dominio de Verderrubi wird jedes kleinste Detail äußerst sorgfältig behandelt. Selbstverständlich werden alle Weinberge biologisch bewirtschaftet und liebevoll gepflegt. Die Wege vom Weinberg zum Keller sind so kurz, dass die Trauben in kleinen Behältern transportiert werden können. Emilio Pita ist es wichtig, im Wein das Terroir zu spiegeln. Darüber hinaus spielt die Verwendung von Eichenfässern bei der Veredelung komplexer und langlebiger Bio-Weine eine entscheidende Rolle. Die Ergebnisse sind eindrucksvoll.

Rebstock auf steinigem Boden der Rueda. Foto: Carola Faber
Rebstock auf steinigem Boden der Rueda. Foto: Carola Faber

Jeder seiner Weine überzeugt durch Charakterstärke und Harmonie. Deutlich wird das am Bodega Verderrubi – Pita Dominio Rueda Verdejo. In der Nase ist zuerst die Passionsfrucht zu vernehmen, die von Pomelo-Aromen ergänzt werden. Der intensive und komplexe Wein wirkt am Gaumen cremig, zeigt eine gut ausbalancierte Säure und einen runden, langen Abgang. Der Pita Rosado enthält feine Aromen Johannisbeeren und Erdbeeren. Am Gaumen wirkt er klar und elegant – ein frischer Rosé, der als ein gelungenes Beispiel des Terroirs gilt. Zitrusfrüchte und Noten von Pfirsich sowie Brioche kennzeichnen das Bukett des Pita Finca La Cantera. Nach einem dichten und tiefen Auftakt entwickelt der elegante Wein im Mund weitere Komplexität, die durch einen langen Nachhall gekrönt wird. 

Prägnante rote Früchte sind bei dem Pita Finca La Bonera schon in der Nase zu vernehmen. Es folgen Aromen von Tee und dunkler Schokolade. Insgesamt ist es ein frischer, cremiger und eleganter Wein mit guter Struktur. Der Pita Terracota stellt ein kleines Meisterwerk dar. Er wurde acht Monate in toskanischen Terrakottabehältern vergoren und auf der Hefe ausgebaut. Das Ergebnis ist ein finessenreicher Wein mit ausgeprägter Mineralik. 


Informationen:

Rueda, www.dorueda.com/es

Fotos: Carola Faber

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