Unser erster Stopp ist im nur zwölf Kilometer von Milford entfernten herrlichen Dörfchen Rathmullan. Nicht einmal 500 Einwohner zählt das Hafendorf, das mit einer Ruine eines Karmelitenklosters von 1516 aufwartet, das 1595 ausgeraubt wurde und am Westufer des tiefen Meereinschnitts des Lough Swilly liegt. Der Lough Swilly ist einer von nur drei eiszeitlichen Fjorden in Irland und erstreckt sich zwischen den Halbinseln Fanad und Inishowen.
Auf dem Gewässer, dessen Name übersetzt entweder „See der Schatten“ oder „See der Augen“ bedeutet, pendelt regelmäßig die Lough Swilly Ferry, eine kleine Autofähre, zwischen den Ufern hin und her. Am besten erlebt man sie beim Einlaufen in den Hafen von Rathmullan, der über einen gut ausgebauten Landungssteg verfügt. Direkt an diesen schließt sich ein langer Sandstrand an, den sonntagsvormittags viele für lange Strandspaziergänge und wenige für einen Sprung ins kühle Nass nutzen. Das Vergnügen fällt meist kurz aus, es sei denn, man ist mit Neopren-Anzügen bestens geschützt.
Ab Rathmullan sollte man unbedingt der Ausschilderung des Knockalla Coast Drive in Richtung Portsalon folgen. Vorbei an einigen Fischfarmen führt er zu einem besonderen, auf einer Küstenklippe eingerichteten Signature Point am Wild Atlantic Way, der Irlands Küstensehenswürdigkeiten auf 2400 km Länge erschließt und Derry/Londonderry im Norden mit Kinsale im Süden der Insel verbindet. Von hier oben hat man den wohl besten Blick auf den grandiosen Sandstrand von Portsalon.
Nicht ohne Grund wurde er vor einigen Jahren von Lesern des britischen Observer zum schönsten Strand der Welt gewählt. Er wird auch Magherawarden-Portsalon Beach genannt. Tatsächlich führt hier eine Art Tunnel zum Strand, der zwischen hohen Speerzäunen errichtet wurde. Grund für diese sonderbare Konstruktion ist der lokale Golfplatz – sicher einer der schönsten in Irland.
Auf schmaler Straße geht es dann weiter in Richtung Great Pollet Sea Arch. Doch die große Überraschung folgt schon nach drei Kilometern: Saint Colmcille`s Well, auch St Columba`s Well genannt, im Deutschen die „Quelle des hl. Kolumban von Iona“. Erst einmal ist da ein riesiger Steinhaufen, um den herum drei Punkte markiert sind, an denen Tiefgläubige ihre Gebete entrichten. Dann baut sich über dem Quellrinnsal eine Art Altarnische auf, die über und über mit christlichen Devotionalien und Votivgaben bedeckt ist, darunter Rosenkränze, Kerzen und Statuetten als Danksagungen an den Hl. Colmcille der 521 bis 597 n. Chr. lebte.
2010 wurde die gesamte Quellanlage restauriert. Und 2021, zum 1500. Geburtsjahr Kolumbans, wurde hier nahebei sogar eine Eiche gepflanzt, woran eine Marmortafel erinnert. Dem Wasser der Quelle wird natürlich Heilwirkung zugesprochen. Und es gibt eine Legende: Hier soll Kolumban legendär ein Hirsch erschienen sein, der einige jener Schriften im Geweih trug, die Kolumban zuvor verloren hatte. Flugs segnete Kolumban die Quelle und machte sie zum christlichen Pilgerort.
Dem Naturspektakel des Great Pollet Sea Arch folgt ganze 2220 m weiter dann Fanad Head mit dem grandiosen Leuchtturm. Ein neuer Parkplatz wurde angelegt, den Besucher erwartet auch ein Café im Ticket Office. Nebenan wurde ein großes Wandbild an die Hauswand appliziert, das den Leuchtturm in voller Aktion zeigt. Im Büdel seiner Leuchtstrahlen ist die gälisch-irische Inschrift „UACHTAR REOITE“ zu lesen. Wer aber nun meint, hier wird auf eine besondere Eigenschaft des Fanad Lighthouse verwiesen, der irrt. Die Übersetzung bedeutet lustigerweise schlicht „Ice Cream“ (Eiscreme), das ebenfalls im Café angeboten wird.
Oberhalb ist dann das Fanad Lighthouse ein weiterhin voll funktionierender, automatisch arbeitender Leuchtturm, in dem man heute aber übernachten kann. Dafür stehen nun die ehemaligen Leuchtturmwärterhäuschen zur Verfügung. Auf einer Leuchtturmtour mit Besteigung des Turms, der 1817 erbaut wurde und heute restauriert und schmuck über den Wellen des Atlantiks aufragt, erfährt man einiges zur ‚Geschichte. Errichtet wurde er, weil hier am 4.12.1811 ein fürchterlicher Schiffsuntergang passierte. Hier sank an den Swilly Rocks die HMS Saldanha. Die Fregatte der Royal Navy war erst zwei Jahre alt, als sie sank. Alle 253 Menschen an Bord starben.
Viele Legenden ranken sich um das Wrack. So soll die Glocke im Kirchturm von Portsalon von der Saldanha sein. Auf der Leuchtturmtour erfährt man dank einer Audio-Video-Show (15 Min.) und kundiger Guides viel über Irlands heutiges nahezu perfektes Seenotrettungssystem. In Kürze wird auch eine neue digitale Show zum Untergang der Saldanha verfügbar sein. Sehr schön ist auch eine Tafel in einem der alten, schmucken, mit viel Liebe möblierten Leuchtturmwärterhäuschen, das heute vermietet wird.
Der Norden der Halbinsel Fanad bietet noch zahlreiche tolle Stopps, etwa der White Shore Beach am Eelburn Caravan Park in Rinmore. Und dann ist natürlich großartig, dass es seit 2009 die Harry Blaney Bridge, um die herum erst einmal die Landschaft beeindruckt. Vor allem aber verbindet sie Fanad mit der Halbinsel Rosguill über die Mulroy Bay hinweg und erspart lange Umwege. Benannt ist sie nach dem Politiker Harry Blaney (1928 – 2013), der 1997 den Bau stark befürwortete. Die Brücke kostete 20 Mio. Euro.
Unser letztes Ziel an diesem Reisetag ist dann auf Rosguill das Badeörtchen Downings. Am herrlichen Sandstrand, der flach und damit gut auch für Kinder geeignet ins Meer abfällt, parken Reihen von Autos, davor tummeln sich die Menschen beim sommerlichen Badevergnügen.
Unser Ziel ist aber gleich oberhalb des Strandes die Fisk Seafood Bar & Harbour Bar. Hier befindet sich der aktuell heißeste Treffpunkt von Downings. Dies beweisen schon allein die feiernden Gäste vor und in der urigen Harbour Bar. Und dann ist da noch ein perfektes Paar: Der Ire Toni Davidson und die Schwedin Lina Reppert öffneten im Frühjahr 2018 die Fisk Seafood Bar direkt rechterhand der Harbour Bar. Man kann sie beide in der Küche oder an der Kasse werkeln sehen.
Und sie haben Großartiges für günstiges Geld zu bieten. Da ist etwa der Renner in der Fisk Seafood Bar: Toast Skagen, ein schwedischer Garnelen-Cocktail auf getoastetem Sauerteigbrot mit eingelegten roten Zwiebeln für nur 8,50 €. Die perfekte Ergänzung dazu ist der Feta-Salat (gemischter Blattsalat mit Feta-Bruchkäse, eingelegten Gurken und Radieschen) für 5,50 €. Der Hit, nicht nur für Gourmets, sind aber die auf Steinen und in Austernschalen servierten gebackenen knusprigen Austern aus Donegal mit Zitronen-Aioli, für die pro Auster 3 € fällig werden. Dazu bestellt man ein Kinnegar Craft Beer aus Letterkenny oder findet einen passenden Tropfen auf der guten Weinkarte. Sláinte und ein Hoch auf Lina und Toni!
Informationen:
County Donegal: www.govisitdonegal.com
Halbinsel Fanad: www.visitfanad.com
Halbinsel Rosguill: www.wild-atlantic-way.de/waw/doagh-bay-rosguill-peninsula
Wild Atlantic Way: www.wild-atlantic-way.de
Fanad Lighthouse, www.fanadlighthouse.com
Fisk Seafood Bar & Harbour Bar, www.fiskseafoodbar.com
Fotos: Ellen Spielmann