Die Gäste der 121 Zimmer, Suiten, Villen schauen entweder auf die Tramuntana-Berge, den Hafen oder auf das weite Meer. Was für ein Spot! Ein Hotelerlebnis auf insgesamt einem Kilometer Länge und 24 Ebenen. Denn fast keines der verschiedenen Gebäude ist höher als drei Stockwerke, passt sich so in die Hügellandschaft ein. Ein Interview mit CEO Gianluca Priori über das neue Gastro-Konzept, den Sonnenbrillen-Service und seine Hoffnung für 2021.
Sie haben das Hotel in diesem Jahr erst im Juni eröffnet, drei Monate später als üblich. Dafür sind Sie aber mit einer kulinarischen Neuigkeit gestartet!
In der Tat öffnen wir normalerweise im März. Doch in diesem Jahr hat sich das Ganze durch die Pandemie deutlich verzögert. Da haben wir die Zeit genutzt und eines unserer Restaurants, die Cap Roig Brasserie mit der schönen Meerblickterrasse, komplett neu ausgerichtet.
Nämlich?
Unsere Gäste wollen hier unbeschwerte Tage verbringen. Und sie lieben eine leichte, gesunde, mediterrane Küche, mit viel frischem Fisch und Meeresfrüchten. Genau das bieten wir im Cap Roig an und haben eigens einen sehr hochwertigen Outdoor-Holz-Grill angeschafft. Sonne, Meer, Natur, etwas Fisch, ein paar Gambas, dazu ein kühles Glas Rosé – und das Leben ist perfekt, oder?
Machen Sie uns mal Appetit…
Heute zum Beispiel haben wir im Angebot: Hummer, Dorade, Seezunge, Wolfsbarsch, Sankt Petersfisch, den namensgebenden Cap Roig, den Drachenkopf, verschiedene Muscheln und natürlich die berühmten Gambas de Sóller, die Mallorca-Delikatesse schlechthin. 30 Sekunden auf dem Grill und die Garnelen sind ein Gedicht!
Der Fang des Tages auf die Teller?
Unsere Devise hier lautet: vom Fischerboot auf den Tisch. Wir bekommen Fisch und Meeresfrüchte von Fischern aus Palma und selbstverständlich auch aus Port de Sóller, ein Dorf der Fischer. Da bietet sich das geradezu an. Aus der Vitrine neben dem Grill suchen sich die Gäste dann das aus, worauf sie Lust haben. Frischer geht es nicht.
Mit dem Es Fanals by Javier Soriano haben Sie auch ein Fine-Dining-Restaurant – mit rund 200 Weinreferenzen auf der Karte. Wie sieht es mit Ambitionen auf einen Michelin-Stern aus? Mallorca gilt mit neun Sterne-Restaurants durchaus als kulinarischer Hotspot.
Diese Ambitionen hegen wir ganz und gar nicht. Bei uns gibt es eine pure, beinahe minimalistische Küche, bei der das Produkt im Vordergrund steht. Unser mallorquinischer Chefkoch Javier Soriano ist ein großer Freund von regionalen Produkten. Da kann er allein auf Mallorca schon aus dem Vollem schöpfen. Und in Sachen Ambiente suchen wir auch im Es Fanals eher das Entspannte, Familiäre.
Apropos lokale Produkte: Sie stellen eigenes Olivenöl her?
Nicht nur Olivenöl, das wir in Zusammenarbeit mit der Kooperative der Ölproduzenten in Sóller produzieren. Sondern auch einen Jumeirah-Orangen-Likör. Schließlich liegt Sóller im Orangental von Mallorca.
Das Faible für Regionales zeigt sich nicht nur in der Küche, sondern auch in der Kunst?
Wir haben eine Hotelgalerie im Foyer – und eine eigene Kunstsammlung, die 400 Werke von 17 balearischen Künstlern umfasst. Die Bilder und Skulpturen finden sich im gesamten Hotel. Kleines Detail: In den Zimmern mit Meerblick etwa hängen Bilder mit Bergmotiven. In den Räumen mit Bergblick wiederum Meer-Impressionen. So ist beides immer präsent, in unserem Hotel zwischen dem Gebirge und dem Wasser.
Sie haben einen außergewöhnlichen Service auf Ihren Restaurantterrassen: den Sonnenbrillen-Service…
So viel Service muss sein. Wie oft hat man seine Sonnenbrille gerade nicht dabei? Der Ausblick etwa von der Cap-Roig-Terrasse ist wunderschön. Das Licht ebenso. Aber es ist auch intensiv. So halten wir eine Auswahl an wirklich schicken Sonnenbrillen in vielen Farben und Formen für die Gäste parat. Sie bieten natürlich immer auch reichlich Gesprächsstoff und sorgen für so manches fröhliche Lachen.
Wie hoch ist die Auslastung in Ihrem Hotel normalerweise?
Sie liegt zwischen 75 und 85 Prozent.
Ihre Erwartung für 2021?
Wir erwarten eine Auslastung von rund 55 Prozent. Wenn alles gut läuft, werden wir auch noch die ersten beiden Novemberwochen offen haben und nicht wie sonst Ende Oktober schließen. Vielleicht sogar noch länger, je nach Buchungssituation. Der späte Herbst ist für Gruppen und Incentive-Reisen durchaus beliebt.
Keine einfachen Zeiten für Ihr vielfach ausgezeichnetes Hotel. Wie haben Sie 2020 gemeistert?
Im vergangenen Jahr konnten wir nur sieben Wochen lang Gäste empfangen. So hat es auch die Personalplanung in diesen Zeiten in sich. Bei voller Auslastung kümmert sich ein Team von 260 Personen um unsere Gäste. Dieses Jahr haben wir unter anderem durch die späte Öffnung leider viele unserer früheren Mitarbeiter verloren. Klar, die Leute müssen Geld verdienen. So sind einige nach Ibiza gegangen, wo die Hotels früher starteten. Der Vorteil für Jumeirah-Mitarbeitende indes ist: Wir haben ein spezielles Winterprogramm. Zu der Jumeirah-Gruppe gehören ja fast 30 Hotels im mittleren Osten, Europa und Asien. Wer mag und flexibel ist, kann im mallorquinischen Winter in ein anderes Hotel innerhalb des Unternehmens wechseln und weiter arbeiten. Demnächst wird sogar ein Ski-Resort in der Schweiz hinzukommen …
Information:
Fotos: Jumeirah Port Sóller, Kirsten Lehmkuhl