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Interview: Claus Burmeister (Heitlinger & Burg Ravensburg GmbH)

Claus Burmmeister, Geschäftsführer der Weingüter Heitlinger & Burg Ravensburg GmbH, gilt als ehemaliger Vorsitzender des VDP Baden als absoluter Fachmann der Weinbranche. Der KULINARIKER im Gespräch…

Kulinariker: Wie ist Ihr Bezug zu den Weingütern und Ihr Werdegang?

Claus Burmmeister: Ich bin auf dem Weingut Burg Ravensburg aufgewachsen, das zu der Zeit von meinem Vater Hubertus Burmeister geleitet wurde. 1990 bis 1994 studierte ich Weinbaubetriebswirtschaftslehre in Heilbronn und machte danach ein Jahr Praktikum bei Graf Neipperg in Schwaigern und Canon la Gaffaliere in St. Emillion. Ab 1995 übernahm ich die Führung des Weinguts Burg Ravensburg und war von 2000 bis 2008 Vorsitzender des VDP Baden.

Seit wann sind Sie Geschäftsführer der Weingüter?

Seit 2009 stehen die beiden Weingüter Heitlinger und das Weingut Burg Ravensburg unter gemeinsamer Führung, wobei sie aber weinrechtlich weiterhin eigenständige Weingüter sind. 2010 wurden beide Weingüter auf Bio/Biodynamisch umgestellt. Allein im Bereich der Großen Gewächse wurden über 25 Hektar neu bestockt, der Anteil an GG Flächen in den Weingütern liegt bei 40 Prozent.

Die Gesamtgröße der Rebflächen?

Insgesamt sind es 120 Hektar. Die Jahresproduktion beläuft sich auf 750.000 Flaschen. Das ist ein Durchschnittsertrag von 55 Hektolitern pro Hektar. Die Ernte erfolgt als reine Handlese.

Gehört der Betrieb Verbänden oder Netzwerken an? Wer ist der Eigentümer?

Das Anbaugebiet in Baden, Bereich Kraichgau. Eigentümer der Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg GmbH ist Heinz Heiler. Beide Betriebe sind Mitglied im VDP.

In welche Länder der Welt exportieren Sie?

Weltweit, allen voran Kanada, USA, Skandinavien, Russland und Dänemark.

Welche Rebsorten bauen Sie im Weingut Heitlinger hauptsächlich an? Welches sind die Großen Lagen?

Beim Weingut Heitlinger setzt sich der Rebsortenspiegel aus 80 Prozent Burgundersorten und zehn 10 Prozent Riesling zusammen. Beim Weingut Burg Ravensburg sind es zu 80 Prozent Riesling und Blaufränkisch und 20 Prozent Burgundersorten.

Das Weingut Heitlinger (Kraichgau) überzeugt mit feinen Burgundern und entwickelt damit eine Jahrhunderte alte Weinkultur weiter. Burgunderweine und der Kraichgau gehören seit dem Mittelalter zusammen. Zisterziensermönche brachten das Wissen um die edlen Reben in den hügeligen Landstrich im Nordwesten des heutigen Baden-Württembergs. Auf dieser Weinkultur baut das Weingut Heitlinger auf und führt sie mit tiefgründigen wie balancierten Weinen zu neuen Höhen.

Claus Burmeister. Foto: Michael Schabacker
Claus Burmeister. Foto: Michael Schabacker

In den als VDP.GROSSE LAGE® klassifizierten Weinbergen finden Sie weißen, violetten, roten oder bunt gemischten Kalkmergel bis hin zum groben Stubensandstein. Es ist eine äußerst komplexe und aufregende Terroir-Vielseitigkeit, perfekt für burgundische Sorten. Wir bauen Weißburgunder – EICHELBERG GG, Chardonnay – HEINBERG GG, und Auxerrois – HASSAPFEL GG, auf weißem Kalkstein, Grauburgunder – SPIEGELBERG GG und Spätburgunder – KÖNIGSBECHER GG auf violettem und rotem Kalkmergel an.

Und beim Weingut Burg Ravensburg?

Auf eine 770jährige Weinbaugeschichte blickt das Weingut Burg Ravensburg, als eines der ältesten Weingüter der Welt zurück. Maßgeblich für deren Böden ist 220 Millionen Jahre alter Gipskeuper. Tiefverwurzelt stehen dort Riesling, Blaufränkisch und Burgundersorten, die markante Charakterweine hervorbringen. HUSARENKAPPE, KAPELLENBERG, LÖCHLE und DICKER FRANZ – klangvolle Namen für die Weinberge der Spitzenklasse und klassifiziert als VDP.Große Lage.

Ihr Weinstil?

Als biozertifizierter und biodynamisch arbeitender Betrieb welcher ausschließlich trockene Weine produziert, legen wir auf authentische und natürliche Weine Wert. Wein soll die Magie eines Ortes an den Gaumen tragen.

Ihre Philosophie?

Die Arbeit im Weinberg entscheidet, denn die Qualität eines Weines steht und fällt mit der Arbeit im Weinberg. Wenn da alles passt, ist es im Keller einfach. Mit dem Kellermeister Daniel Rupp bin ich immer auf der Suche nach Perfektion. Bei der Arbeit im Keller lassen wir uns auch von Pierre Millemann beraten, der wiederum Spitzengüter im Burgund betreut.

Haben Sie einen Lieblingswein?

Ich liebe Weißburgunder, wegen seiner Eleganz und seiner subtilen Art.

Welche Pläne oder Visionen haben Sie für die Weingüter? Wie sollen diese in den nächsten fünf bis zehn Jahren aussehen?

Wir möchten dazu beitragen, dass Weissburgunder aus dem Schatten von Grauburgunder und Chardonnay tritt und ebenso als weiße Premiumrebsorte gesehen wird. Pinot Noir und Chardonnay gehören ebenfalls zu unserer großen Passion. Hier freuen wir uns mit Pinot Noir nach der Wiederbepflanzung der VDP.GROSSEN LAGE® Wormsberg eine weitere aufgegebene Steillage Wigoldesberg zurück ins Rampenlicht zu führen. Wir haben 2015 „Die Weisser Burgunder Charta“ mit 14 weiteren Kollegen aus unserer Region gegründet um aktiv die Rebsorte Weissburgunder und Ihre Stärken nach außen zu tragen.

Fotos: Michael Schabacker

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