Der wuchtige Bau mit seiner dunklen Balkenoptik geht zurück auf einen Gasthof von 1950, der als Unterkunft für Pilger diente. 2007 übernahmen ihn die Geschwister Brigitte und Eva Zelger sowie Evas Mann Daniel Mahlknecht und bauten ihn nach und nach zum Vier-Sterne-Superior-Hotel um.
Das Foyer und Restaurant sind minimalistisch mit schwarzen Wandflächen und viel Zirbenholz gestaltet. Die stilvolle Dekoration und einige Vintage-Möbel verleihen den Räumen Wärme und Persönlichkeit. Die Zelger-Schwestern wollen ihre eigenen Wege gehen – das hat ihnen die Coronakrise gezeigt. Es muss nicht immer größer, besser und schneller sein. „Bewusster, authentischer und achtsamer“, lautet ihr Motto vielmehr. Besonders am Herzen liegt ihnen der achtsame Umgang gegenüber Natur und Umwelt.
Nachhaltigkeit ist bei ihnen keine hohle Phrase. Sie fängt bei 100 Prozent grünem Strom aus Südtiroler Wasserkraft an und reicht über den Verzicht auf Farb- und Zusatzstoffe über plastikfreies Shampoo bis zu Strohhalmen aus zertifiziertem Stroh an der „Naturabar“. Die Wärme wird seit 30 Jahren aus einem benachbarten Holzverarbeitungsbetrieb mit Biomasseheizwerk bezogen und heizt neben Warmwasser sämtliche Räume und den Wellnessbereich. Im vergangenen Jahr ist das Gastgebertrio dem Klimaneutralitätsbündnis 2025 beigetreten und verfolgt einen Drei-Jahres-Plan bis hin zur Klimaneutralität.
„Ich will an die Grenzen gehen“
Die insgesamt 62 Zimmer und Suiten sind mit Böden und Möbeln aus heimischen Hölzern eingerichtet. Die naturbelassenen Materialien schaffen mit ihrer Optik und dem Zirben-Duft eine besondere Wohlfühlatmosphäre. Durch die bodentiefen Fensterfronten wachsen die umgebenden Wiesen, Wälder und Dolomitengipfel gleichsam in den Raum hinein.
Nachhaltigkeit wird auch in der Küche großgeschrieben. Als „alpin-mediterran mit viel Natürlichkeit“ beschreibt Chefkoch Markus Thurner seinen Stil. Der passionierte Hobbygärtner sowie Imker mit eigenem Bienenvolk sprüht vor Energie: „Ich bin sehr zielstrebig und gebe ungern auf‚ ich will an die Grenzen gehen.“
Der selbstbewusste Kreativ-Küchenkünstler ist gleichsam hinterm Herd aufgewachsen, Vater und Mutter waren Köche. Als Höhepunkt seiner Laufbahn bezeichnet er seine Lehrzeit im Au Crocodile in Straßburg, das damals drei Michelin-Sterne trug. „Knallhart einheimisch-regional“ sind weitere Attribute seiner Stilistik. Heißt: Salzwasserfisch oder tropische Obstsorten kommen nicht auf den Tisch. Die Käseauswahl für das abendliche Menü stammt ausschließlich von den regionalen Bergbauern. Auch beim Fleisch hat Thurner den Lieferanten seines Vertrauens gefunden. „Man ist fitter, wenn man weniger Fleisch isst – auch wenn man es ungern zugibt“, sagt der Pfösl-Küchenchef mit verschmitztem Lächeln.
Mehr als 50 hoteleigene Heil- und Gartenkräuter
Auf Fleisch zu verzichten, fällt bei dem Pfösl-Chefkoch nicht schwer. Beispielhaft stehen Pappardelle mit San Marzano-Tomaten, Fior die Latte aus Kardaun und Basilikum oder Artischocken-Bärlauchravioli mit Spargel aus dem nahen Terlan, Kapernbeeren, Wachtelei und Schaum von der Boznersauce. Nicht-Vegetarier kommen mit einem Felchen aus dem Gardasee nebst Blumenkohl und Safrankartoffeln oder Hirschgoulasch mit Shiitakepilzen und Trüffel-Gremolata auf ihre Kosten.
Ein besonderes Schmankerl ist das Brotbacken im über 300 Jahre alten Steinofen. Jeden Donnerstagnachmittag von Frühling bis Herbst heizt Thurner selbst den Ofen an, den er persönlich mit originalen Lehmsteinen restauriert hat. Der Holzgeruch verleiht den traditionelles Südtiroler Sauerteigbroten eine feine Räuchernote. Aufstriche wie Latschenkiefer, Rote Beete, Majoran und Brennnessel oder gesalzener Butter machen die Schnitten zum Gaumenschmeichler. Einmalig ist hierbei die Verwendung der Ur-Roggensorte Waldstaude. Jedes Jahr erntet Familie Zelger-Mahlknecht rund 150 Kilogramm dieser besonders nussigen Sorte, die sie selbst nahe dem Hotel anbauen.
Küchenchef Thurner experimentiert besonders gern mit Gewürzen und Kräutern – und kann dabei aus dem Vollen schöpfen: Mehr als 50 Heil- und Gartenkräuter, verschiedene Sorten Gemüse und Salate aus dem hoteleigenen Bauerngarten sind täglich Bestandteil seiner Naturküche.
Almkräuter–, Bio-Lavendel oder Latschenkiefersauna
„Kräuter spielen in der Philosophie unseres Pfösl eine wichtige Rolle“, unterstreicht Brigitte Zelger, die sich eigens zur Kräuterexpertin ausbilden ließ. „Wir verwenden sie nicht nur in der Küche und im Spa, sondern nutzen sie auch für die Atmosphäre des Hauses. Jeder Bereich hat seinen eigenen Duft, der das Wohlfühlerlebnis des Gastes verstärkt.“
Wer angesichts der abendlichen Gourmandisen seine überschüssigen Pfunde loswerden möchte, hat im 2000 Quadratmeter großen Spa die angenehme Qual der Wahl zwischen einer Bio-Lavendelsauna, einer Almkräuter– oder Latschenkiefersauna, einem Sole-Melissen-Dampfbad und einer Infrarot-Kabine. Herrlich zum Entspannen ist auch das Heubad. Der 25 Meter lange Infinity-Pool mit seinem 35 Grad warmen Solewasser bietet einen Postkartenblick auf die umliegende Bergwelt mit Latemar und Rosengarten.
Auch außerhalb des Hotels gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten zum Kalorienabbau. Allein in der näheren Umgebung locken 530 Kilometer markierte Wege unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Zudem ist das Pfösl Mitglied der Kooperation Bike Hotels Südtirol. Einmal pro Woche bieten die Zelger-Schwestern als Wander- und Bergführerinnen persönlich geführte Mountainbike-Touren an.
Information:
Fotos: Hotel Pfösl, Florian Andergassen