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Faszination im Norden Schottlands – die mystischen Highlands

In der letzten Auflistung des amerikanischen Magazins Golf Digest „World’s 100 Greatest Golf Courses“ (ohne USA) wird der Championship Course von Royal Dornoch auf Rang drei hinter Royal County Down in Nordirland und Tara Iti in Neuseeland geführt. Der Old Course von St. Andrews erscheint dagegen erst auf Rang neun. Und doch haben diese beiden schottischen Traditionsspielwiesen etwas gemeinsam: Jeder Golfer sollte sie mindestens einmal im Leben spielen. 

Weit weg von den schottischen Metropolen

Doch während der Old Course in St. Andrews auf der „bucket list“ vieler Golfer steht und in etwas mehr als einer Stunde vom Flughafen in Edinburgh erreichbar ist, litt der Platz im 1200-Seelen-Dorf Dornoch lange unter seiner abgeschiedenen Lage, weit weg von den schottischen Metropolen. Die Fahrzeit mit dem Auto beträgt von Edinburgh circa dreieinhalb, von Glasgow vier Stunden. Doch in den letzten Jahren änderte sich das massiv. Immer mehr Golfer machen sich auf die Pilgerfahrt zu diesem Juwel. Das liegt auch daran, dass die Region um die 50.000-Einwohner-Stadt Inverness, die größte City der Highlands, im Jahr 2009 mit den Castle Stuart Golf Links, einen weiteren Weltklasseplatz erhielt – ein Erweiterung, die auch die Traditionslinks des Nairn und des Brora Golf Club in den Fokus rückte. 

Royal Dornoch: Blick auf die vorgelagerte Bucht Dornoch Firth. Foto: Wolfgang Scheffler
Royal Dornoch: Blick auf die vorgelagerte Bucht Dornoch Firth. Foto: Wolfgang Scheffler

„Ich habe noch nie auf einem Golfplatz so viel Spaß gehabt“

Aber der Hauptanziehungspunkt für Golfer ist und bleibt Royal Dornoch. Viele weltberühmte Profis wollten unbedingt diesen Platz spielen, obwohl dort nie eine British Open stattfand. Jack Nicklaus, Gary Player, Tom Watson, Ben Crenshaw, Greg Norman oder Ernie Els – alle nahmen die Reise auf sich. Der fünfmalige British-Open-Sieger Tom Watson kam 1981 nach seinem dritten Erfolg bei „The Open“ erstmals nach Dornoch. Er wollte ursprünglich nur eine Runde spielen – es wurden drei. „Ich habe noch nie auf einem Golfplatz so viel Spaß gehabt“, sagte der Amerikaner hinterher, der 1986 noch einmal zurückkehrte und noch immer so begeistert war wie beim ersten Mal. Mittlerweile ist er wie der zweimalige Masters-Sieger Crenshaw Ehrenmitglied des 1877 gegründeten Clubs. Nicklaus spielte erst 2015, lange nach seinem Karriere-Ende, auf diesem Klassiker. Nach der Runde stimmte er dem amerikanischen Journalisten Herbert Warren Wind zu, dem Erfinder des „Amen Corner“ beim Masters: „Kein Golfer hat seine Ausbildung abgeschlossen, bevor er Royal Dornoch gespielt und studiert hat.“

Der Links Course in dem zauberhaften Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, ist auf eine einzigartige Weise schön. Nur der weiße Sandstrand trennt den Platz von der Nordsee, von den meist auf kleinen Plateaus liegenden Grüns hat man atemberaubende Blicke über den Platz und das Meer. Doch trotz dieser Naturschönheiten erfordert das Golfspiel auf diesem Klassiker volle Konzentration, denn auf den 18 Löchern werden alle golferischen Fertigkeiten abgefragt. Der Ginster am Rand der Spielbahnen bietet, vor allem im Frühling und Frühsommer, wenn er blüht, nicht nur ein spektakuläres Farbenspiel, er verschluckt auch Bälle, die vom geraden Weg abkommen. 

Das Clubhaus von Royal Dornoch. Foto: Wolfgang Scheffler
Das Clubhaus von Royal Dornoch. Foto: Wolfgang Scheffler

Designer des „Goldenen Zeitalters der Golfplatz-Architektur“

Aber selbst Ballverluste nimmt man auf diesem Weltklasseplatz gelassen hin, nichts kann auf diesem herrlichen Flecken Erde die Freude am Golfspiel trüben, zumal der Platz vom berühmten Architekten Tom MacKenzie von MacKenzie-Ebert 2017 modernisiert wurde und 2020 das 7. Loch wieder genau nach den Entwürfen von Old Tom Morris restauriert wurde. Denn kein Geringerer als Old Tom Morris aus St. Andrews überarbeitete und erweiterte 1886 die bestehenden Löcher auf den heutigen Standard von 18 Spielbahnen, die dem klassischen In-Out-Routing folgen, also die ersten neun Löcher führen weg, die zweiten neun zurück zum Clubhaus. Der Club verfügt mit dem Struie Course über einen zweiten Platz, der ideal ist, um sich für die Herausforderung seines weltberühmten Nachbarn einzuspielen. 

Royal Dornoch gilt freilich nicht nur als einer der großen Klassiker der britischen Inseln, sondern hat die Golfplatz-Architektur maßgeblich beeinflusst. Donald Ross, 1872 in Dornoch geboren, diente dem Club nach seiner Lehre bei Old Tom Morris in St. Andrews von 1893 bis zu seiner Auswanderung1899 als Greenkeeper und Professional. In seiner Wahlheimat USA wurde Ross zu einem der erfolgreichsten Designer des „Goldenen Zeitalters der Golfplatz-Architektur“. Er zeichnete für 413 Plätze in den USA verantwortlich, darunter seine Meisterwerke Pinehurst No.2 in North Carolina und der Ryder-Cup-Platz von Oakland Hills bei Detroit. In fast allen seiner Entwürfe tauchen immer wieder Elemente seines Heimatplatzes Royal Dornoch auf, vor allem die berühmten nach allen Seiten abfallenden Grüns, die „crowned greens“.

Nichts kann auf diesem herrlichen Flecken Erde die Freude am Golfspiel trüben… Foto: Wolfgang Scheffler
Nichts kann auf diesem herrlichen Flecken Erde die Freude am Golfspiel trüben… Foto: Wolfgang Scheffler

Castle Stuart Golf Links

Doch wer für eine Runde auf dem Championship Course von Royal Dornoch mit dem Auto fährt, sollte unbedingt vor- oder nachher einen kleinen Abstecher zu den Cabot Highlands mit den Castle Stuart Golf Links machen. Als Mark Parsinen, der Gründer und Co-Designer (zusammen mit seinem amerikanischen Landsmann Gil Hanse) dieses grandiosen Links Courses 2019 im Alter von 70 Jahren verstarb, verkauften seine Erben 2022 sein Meisterwerk an die kanadische Firma Cabot Golf Developer. Diese betreiben schon in einem anderen Inverness – diesmal auf der kanadischen Atlantikinsel Nova Scotia gelegen – die tollen Plätze von Cabot Links und Cabot Cliffs Golf sowie ein Hotel und Restaurants. Seitdem heißt die Anlage Cabot Highlands, auf der derzeit ein zweiter Platz entsteht, der für Proberunden schon 2024 und offiziell 2025 eröffnet werden soll. Der Platz wird zwar nicht auf traditionellem Links Land erbaut, führt aber an der 400 Jahre alten Burg vorbei und wird ebenso wie sein Nachbar spektakuläre Blick auf den Moray Firth bieten.

Parsinens Design-Philosophie wissen alle Gäste von Castle Stuart, einem „pay as you play-courses“ (keine Mitglieder) zu schätzen: Wenn Golfer viele Bälle im hohen dichten Rough verlieren, verdirbt ihnen das den Spaß. Wenn sie in tiefen Potbunkern mitten auf dem Fairway landen, frustriert das nur unnötig. Parsinen und Hanse schafften es, die Fairways viel enger wirken zu lassen, als sie wirklich sind. Selbst nach einem missglückten Drive kann man meist weiterspielen, auch wenn das Par dann nur noch schwer zu erreichen ist. Aber das heißt nicht, das Castle Stuart eine Hackerwiese ist. Schon drei Mal wurde auf diesem Platz die Scottish Open der European Tour ausgetragen. Die Bilder von den spektakulär am Meer gelegenen Spielbahnen mit herrlichen Aussichten auf die Kessock Bridge und das Chanonry Point Lighthouse gingen dadurch um die Welt. Auch das im Art-Deco-Stil erbaute Clubhaus gilt mittlerweile als eines der Markenzeichen des Platzes, ideal für den Drink und Snacks nach der Runde mit herrlicher Aussicht aufs Meer. 

Castle Stuart Golf Links : herrliche Aussicht aufs Meer. Foto: Castle Stuart Links
Castle Stuart Golf Links : herrliche Aussicht aufs Meer. Foto: Castle Stuart Links

Nur 15 Minuten von Castle Stuart lockt ein weiterer, berühmter Links Course, der Nairn Golf Club. Nairn testet Golfer mit dem längsten seitlichen Wasserhindernis der Welt, der Nordsee, denn bei den ersten sieben Spielbahnen lauert rechts das Wasser des Moray Firth. Rechtshänder mit einem Slice-Problem sollten genügend Bälle mitbringen. An dem 1887 gegründeten Club in dem Fischerdorf Nairn haben viele berühmte Architekten wie Old Tom Morris, James Braid, Ben Sayers und zuletzt 2018 Mackenzie-Ebert, die für den R&A alle Open-Plätze überarbeiten, Spuren hinterlassen. Der Nairn Golf Club hat alle großen Amateur-Turniere im Vereinigten Königreich ausgerichtet, also die Amateur Championship, Walker und Curtis Cup. 

Links House at Royal Dornoch

Von Inverness erreicht man in rund einer Stunde Dornoch – und findet dort nicht nur eine der ungewöhnlichsten Luxus-Herbergen Schottlands – und das direkt am ersten Abschlag von Royal Dornoch. Das 2013 eröffnet „Links House at Royal Dornoch“ verfügt über 15 luxuriöse Zimmer und zwei Apartments. Im dem 1843 erbauten Hauptgebäude, einem ehemaligen Pfarrhaus, befinden sich neben der Rezeption fünf Deluxe Rooms und das Restaurant „Mara“, die beiden komfortablen Lounges, die Library mit einem offenen Kamin und die Single Malt Whisky Honesty Bar. Weitere Unterkünfte befinden sich in zwei neuen, im viktorianischen Stil erbauten Gebäuden. Im Sporting Bothy (schottisch für Hütte), können Golfer ihr Golf Bag lagern. Von dort sind es nur einige Schritte bis zum von den Greenkeepern von Royal Dornoch gepflegten Putting Grün des Hotels. Das Fine-Dining-Restaurant des Links Houses, das „Mara – Seafood and Highland Fayre“ serviert das Beste, was Schottlands Speisekammern zu bieten haben und steht nicht nur Hotelgästen offen. 

Das Vier-Sterne-Hotel Royal Golf Hotel. Foto: Wolfgang Scheffler
Das Vier-Sterne-Hotel Royal Golf Hotel. Foto: Wolfgang Scheffler

Direkt neben dem Clubhaus mit Blick auf den ersten Abschlag des Championship Courses liegt das Vier-Sterne-Hotel Royal Golf Hotel. Nur wenige Schritte vom ersten Fairway dieses Platzes eröffnete Ende August 2023 das „Dornoch Station“. Die Luxuskette Marine and Lawn Hotels renovierte das 1902 erbaute Dornoch Hotel komplett und schuf nicht nur 89 Zimmer und Suiten, sondern mit dem Fine-Dining-Restaurant „Golden Gorse“ und der „Bar Ross“ zwei Räumlichkeiten, um sich nach der Runde bei Speis und Trank zu entspannen.

The Carnegie Links at Skibo Castle

Aber zurück zum Golf. Denn rund um Dornoch stehen Gästen nicht nur die beiden Plätze von Royal Dornoch offen. Wer ein deutlich höheres Greenfee als die 280 Pfund für eine Runde auf dem Championship Course nicht scheut, kann auch auf den Carnegie Links, dem nur zehn Minuten entfernten Golfplatz des exklusiven Privatclubs „The Carnegie Links at Skibo Castle“ in Dornoch, eine Runde spielen. Wer so tief für eine Runde in die Tasche greift, bekommt ein ganz besonderes Erlebnis: einen tollen Platz mit Meeres- und Seeblicken, dazu fast immer das Gefühl, diese herrliche Spielwiese fast für sich alleine zu haben. Und im Preis für eine Runde ist auch noch ein Drei-Gang-Lunch im noblen Clubhaus enthalten. Das Skibo Castle mit seinen 21 Gästezimmern, in dem Madonna im Jahr 2000 Guy Ritchie heiratete, steht allerdings nur den Mitgliedern des exklusiven privaten Carnegie Clubs offen. 

Auf dem The Carnegie Links at Skibo Castle. Foto: Wolfgang Scheffler
Auf dem The Carnegie Links at Skibo Castle. Foto: Wolfgang Scheffler

Brora Golf Club

Weit günstiger, ja geradezu ein Schnäppchen bei diesen Preisen ist mit 140 Pfund in der Hochsaison eine Runde im Brora Golf Club, ebenfalls ein traditioneller Links Course, 1891 von der Golflegende James Braid entworfen. Dieser Platz, der eine halbe Autostunde von Dornoch entfernt liegt, lockt mit einer Besonderheit: Die lokalen „Crofter“ (schottische Bauern ohne eigenes Land) dürfen ihre Kühe und Schafe auf dem Platz weiden lassen. Aber keine Sorge: Auf den Fairways ist das Gras zu kurz, um das Vieh anzulocken und die Grüns sind mit einem Elektrozaun vor den Huftieren gesichert. Die Highlands beeindrucken eben nicht nur mit einer atemberaubenden Landschaft aus Bergen, einsamen Tälern, Seen mit Ungeheuern (Loch Ness), Flüssen, Moorlandschaften und schroffen Küsten. Sie haben eben nicht nur tolle Links Courses zu bieten, sondern auch Außergewöhnliches: Golfer und Nutztiere auf einer Wiese.


Informationen:

www.scotlandwheregolfbegan.com

www.royaldornoch.com 

www.linkshousedornoch.com

www.marineandlawn.com/dornochstation

www.royalgolfhoteldornoch.com

www.cabothighlands.com

www.broragolfclub.co.uk

www.nairngolfclub.co.uk

Fotos: Castle Stuart Links, Wolfgang Scheffler

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