Zwei Stunden Busfahrt von Tallinn bis Virtsu, knappe 30 Minuten fährt die Fähre über die stahlblaue Ostsee zur Insel Muhu. Im Norden der so unverfälscht anmutenden Natur der Insel wagt ein entschlossener Winemaker erneut das Experiment des Weinmachens. Estland galt zwar schon 1930 als Weinland, seinerzeit mit beachtlichen 400.000 Litern. Nun wird diese Kunst neu belebt.
Der nördlichste Weintourismusbauernhof der Welt
Der rote Holzbau ist Ort der Verkostung mit typisch estnischem Mittagessen. Peke Eloranta stellt die Ausbeute seiner 2000 gesetzten Rebstöcke vor. 2016 konnte er zum ersten Mal ernten. „Algus“ wurde der Weiße genannt, „Teine“ von 2017 der Zweite. Ein Rosé, er wird alsbald abgefüllt. Der Winzer im Weinhaus Luscher & Matiesen Muhu von 1910 ist zugleich Geschäftsführer und bringt den Erfolg von „Muhu Veinitalu“ voran: Passion von der Rebenpflege bis zur Bewirtung der Gäste.
Küchenchef Kim Päivästö serviert zum weißen ARAIA Solaris 2024 das typische süße malzige Dunkelbrot, Räucherforelle mit Grillkartoffeln, Gurken, Möhren, Rauke – der frische Meerrettich ist ebenfalls eine Inselzutat. Zusammen mit dem recht schmackhaften Wein mundet alles wie in alten Zeiten. Das wohlige Ambiente mit Großmutters Mobiliar tut sein Übriges.
Ton in Ton mit der Natur von Saaremaa
Durch den dichten Wald auf Saaremaa schimmern Holz-Iglus mit Panoramafenstern. Sie bilden das Ensemble von HOIA Nature Spa. Martin Karolin hat den urigen, faszinierenden Gebäudekomplex inmitten des Biosphärenreservats gegründet, alle Spa- und Beautyprodukte werden von Martin und seiner Frau selbst hergestellt.
Die Produkte mit den natürlichen, heilenden Aromen tragen das Green Key Siegel – Nachhaltigkeit ist beiden Gesetz. Sie servieren zudem Lebensmittel von örtlichen Bauernhöfen, nutzen natürliche und biologisch abbaubare Reinigungsprodukte, schützen und erhalten so die atemberaubende Naturschönheit der Insel.
In Kuressaare war immer… ist immer was los
Das elegante, neue Juniper Spa in Kuressaare verwendet ebenfalls eigene Naturprodukte, KENA by GOSPA Linie aus Inselingredienzien und PHYTOMER mit dem legendären Oligomer®-Meereskonzentrat. „Ein gerader Rücken und ein stolzes Herz“, sagt man hier. Dazu gehört das Georg Ots Spa Hotel, alle 92 Zimmer haben Meerblick. „Kochnomade“ Tõnis Saar steht hier am Herd. So manch einer reist angeblich nur wegen seiner Kochkunst an.
Das idyllische Hafenstädtchen Kuressaare pulsiert alt und neu. Sehenswert die Bischofburg – die besterhaltenste Festung Estonias birgt eine fesselnde Dauerausstellung.
In den Gassen haben sich viele Designerinnen angesiedelt, Herrta mit bezaubernden Strickwaren und schmeichelnden Schnitten für Ladies. Oder EGG Laura Saks, die aus Natursteinen und Fundstücken unverwechselbare Schmuckstücke arbeitet. Doch auch wegen des „resto Hafen“, ein Bistro mit exquisiten, international abgeschmeckten Speisen und Seafood… mit estnischen Zutaten!
Luxus pur dort, wo Has’ und Fuchs…
Kaum hätte man in dieser unberührt anmutenden Natur am Ufer der Nigu-Bucht ein so modernes 5-Sterne-Hotel vermutet: Die Pilguse Boutique Residenz mit eindeutig zukunftsweisender Öko-Ausrichtung wird geführt von der Schwedin Maria Tamander und dem Briten John Mathieson.
Beide arbeiteten vor wenigen Jahren noch im Ausland, sie im Gastronomiegewerbe London, er als gefragter Film-Kameramann mit dem britischen Regisseur Ridley Scott. Dritter im Bunde ist der Niederländer Chef Albert Veenendaal, einer der wichtigsten Köche Estlands, Chef de Cuisine – Opulenz inmitten ländlicher Abgeschiedenheit.
Die Wurzeln der Familie reichen bis ins Jahr 1501 nach Lybeck zurück. Das Anwesen von 1558 auf 90 Hektar Land hat seine Zeiten als Pfarrei, Nervenheilanstalt und Leprastation lange hinter sich. Maria machte aus dem Ensemble mit Dorfcharakter 2021 einen nachhaltigen und eleganten Ort. Die Inneneinrichtung der 15 Zimmer ist individuell, alle mit Kaminofen und behaglichem Mobiliar, eine Suite unter dem Dach hat eine mehrere Meter breite Fensterfront mit tiefer, gepolsterter Fensterbank, auf der man sich fast länger wohnlich einrichten möchte.
Idyllisch bis romantisch: die verspiegelten Glamping Cottage Glasgewächshäuser auf dem Areal, Tiny-Ööd-Häuser, in denen man sowohl drinnen als auch draußen ist: eine exklusive Verbindung zu Himmel und Erde – unterdessen grasen draußen die Pferde.
Ein Erfolgsteam
Aus der reichen Inselernte bereitet Albert wohlschmeckende Gerichte zu, typisch estnisch, mit dem gewissen Etwas. Pasta ist handgemacht, das Wildschweinragout aus der Region, die geräucherten Heringe aus der Ostsee. Ob Dill, Gurken, Radieschen, Rhabarber, Pak Choi oder Erdbeeren, Äpfel von den wilden Apfelbäumen oder Kartoffeln: stets ist alles frisch geerntet und zubereitet! Geschmacksluxus!
Einfache Gerichte, die mit der Eleganz eines gehobenen Restaurants auf romantischem Porzellan in der Halle am Kamin serviert werden. Duft von frischgebackenem Brot löst Glücksgefühle aus, besonders rein und intensiv die Aromen von Wacholder wie Seetang, sie gehören zum Inselreichtum. Eine Gin- und Wodka-Verkostung durch John, der mit seinen ELDA-Distillery-Produkten schon in kürzester Zeit Diplome erlangte, gehört zum Lifestyle des Hauses, gepaart mit ganz besonderen Tapas.
Sundance-Preis für den Film Smoke Sauna Sisterhood
Für ihr Epos „SMOKE SAUNA SISTERHOOD“ wurde 2023 übrigens die estnische Filmemacherin Anna Hints mit dem Sundance-Preis ausgezeichnet. Sie feiert mit ihm die jahrhundertealte Rauchsauna-Tradition Estlands: Holz, Hitze und Birkenzweige sind die Koordinaten in diesem archaisch-zauberhaften Film. Er schaut genießerisch dabei zu, wie Gemeinschaft entstehen kann, solange nur ein gemeinsamer Raum zur Verfügung steht. Die Tradition der estnischen Rauchsauna wurde in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Nach Sauna, Schwimmen im Naturpool oder Ausritt trifft man sich zum charmanten Nachmittagstee in der Heuscheune. Aus den Schlüsselblumen, die überall in Estland wachsen, wird unter anderem der Tee gebraut. Er sollte besser am Abend getrunken werden, er wirkt schlaffördernd. Das Einzige, wovon man im Pilguse aufwachen könnte, ist die absolute Stille. Gäste willkommen zu heißen, erfüllen Maria, John und Alfred mit großer Freude: „Überall spiegelt sich unsere Vision von gehobenem Öko-Leben wider: Sie bietet uns wie den Gästen einen wunderbaren Rückzugsort!“
Eine Windmühle ist Spitzenrestaurant und Brennerei
Ebenso passioniert wie John mit Gin und Wodka ist Kaupo Pastak. Die Küche in seiner Windmühle im holländischen Stil, Saaremaa Veski, gehört längst zu den 100 TOP Restaurants Estonias. In den Kellerräumen der Saareema Veski Windmühle floriert die Schnapsproduktion – ein wahres Juwel. Jede freie Minute braut Kaupo Craft-Bier und gehaltvolle, fruchtige Schnäpse. Die jeweils erste Flasche öffnet er in der Küche, um damit mit Chef Alar Aksalu für seine stets erlesenen Rezepte zu experimentieren…
Informationen:
Visit Estonia: www.visitestonia.com
Luscher & Matiesen: www.veinitalu.ee/farm-winery
HOIA Nature Spa & Produkte: www.hoianaturespa.com
Pilguse Boutique Residency: www.pilguse.com
GOSPA Juniper Spa und Hotel: www.gospa.ee/eng/special-offers/juniper-bath
resto HAFEN: www.hafen.ee
NaTourEst ActivESt Triin Asi: www.natourest.ee
Fotos: H. M. Antson, H.-M. Alamaa, P. Saart, U. Petersen, S. Gutmann, Pilguse Residency Saaremaa, ModelTheme
