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Estland – Geheimtipp für Golfer im Osten Europas

Selbstverständlich verfügt das Land am Finnischen Meerbusen auch über Herbergen aller Kategorien, und sogar über eine, die selbst verwöhnte Weltenbummler und Luxusreisende nicht enttäuscht, das alte Herrenhaus Pädaste Manor auf der Insel Muhu. Und es gibt sogar einen Golfplatz, der allein schon einen Trip nach Estland rechtfertigt: die Pärnu Bay Golf Links in der alten Bäderstadt an der Ostsee.

Aber mehr zu diesen beiden Highlights später. Beginnen wir wie fast alle Touristen unsere Reise in der Hauptstadt Tallinn, die von vielen europäischen Flughäfen direkt angeflogen wird. Die mit 430.000 Einwohnern größte Stadt, die bis 1918 Reval hieß, hat sich zu einem der beliebtesten Ziele für Städtereisen entwickelt. Aus gutem Grund: Die von einer teilweise erhaltenen Stadtmauer umgebenen Altstadt gilt als eine der schönsten der Welt und wird von der UNESCO als Weltkurerbe bewahrt. In der „Old Town“ kann man sich gut einen Tag von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit lang treiben lassen, laut der Weltgesundheits-Organisation WHO die beste Luft der Welt einatmen, überall in den Straßen und Cafés kostenloses Internet genießen, in einem der vielen Restaurants speisen und den Abend in einer der Bars ausklingen lassen. 

Unterwegs in Tallinn. Foto: Helma Scheffler
Unterwegs in Tallinn. Foto: Helma Scheffler

Egal, wo man sich in Tallinn umschaut oder speist: „must leib“, das dunkle, traditionelle estnische Brot findet man überall. Denn es gibt kaum ein Nahrungsmittel oder ein Gericht, das so typisch für Estland ist, wie das Schwarzbrot. Roggenmehl verleiht dem Brot seine tiefdunkle Farbe und den süßlichen Geschmack. Seit über tausend Jahren wird in Estland Roggen angebaut und gilt heute fast schon als ein Nationalheiligtum des Landes. Zwar gibt es in Supermärkten auch Mischbrote, aber das richtige „must leib“ enthält als Basiszutaten nur Wasser, Roggenmehl, Salz, Zucker und Sauerteig. Je nach Gusto werden Nüsse, Kerne, Samen oder getrocknete Früchte hinzugefügt. Während der Sowjetzeit war die Tradition des Brotbackens ein wenig in Vergessenheit geraten, erlebt aber jetzt einen Boom. Viele backen zu Hause nach alten Familienrezepten und überall im Land findet man kleine Bäckereien, die es in unzähligen Variationen anbieten. Mittlerweile gilt es geradezu als Muss für gute Restaurants ihr Brot selbst zu backen. Entweder wird es mit Butter als Amuse-Gueule gereicht oder es werden ganze Gerichte darum kreiert. Aber Vorsicht: Das Brot ist so lecker, dass man dazu neigt sich schon vor dem Hauptgang satt zu essen. Besser ist es, danach zu fragen, ob man nach dem Besuch ein Brot kaufen kann, was viele Restaurants wie auch unser Lieblingsrestaurant Cru in der Altstadt anbieten.  

Brot und Spiele – in unserem Fall Golf. Mit dem Niitvälja Golf Club, 30 Kilometer südwestlich von Tallinn gelegen, eröffnete 1994 in den drei ehemaligen Sowjetrepubliken im Baltikum die erste Anlage. Mittlerweile verfügt Estland laut dem European Golf Participation Report 2023 des R&A und der European Golf Association (EGA) über elf Plätze und 3891 registrierte Golfer. Die Plätze sind deshalb nicht überlaufen. Wir haben auf unserer Gourmet-Golf-Tour durch Estland vier Plätze gespielt, keiner hat uns enttäuscht, von zwei waren wir überaus angetan. Der Estonian Golf & Country Club, rund 30 Kilometer westlich von Tallinn gelegen, verfügt als einzige Anlage des Landes über 27 Löcher, die 9 des Stone Course und die 18 des Sea Course. Obwohl die Anlage nahe an der Ostsee liegt und der Name „Sea“ es verspricht, kann man nur an zwei Löchern einen Blick aufs Meer ergattern, an einigen Bahnen wird die Aussicht aufs Wasser von hohem Schilf verdeckt. Aber auch ohne grandiose Aussichten ist dieser Platz mit einigen Wasserhindernissen ein echter und reizvoller Championship Course, der auch für höhere Handicaps spielbar ist. Nach der Runde lohnt sich ein Besuch im hochmodernen Clubhaus und dem hervorragenden Restaurant. 

Luftaufnahme des Estonian Golf & Country Club. Foto: Estonian Golf & Country Club
Luftaufnahme des Estonian Golf & Country Club. Foto: Estonian Golf & Country Club

Von Tallinn sind es gerade einmal zwei Stunden mit dem Auto bis nach Pärnu, der offiziellen Sommerhauptstadt Estlands. Mit zwei Golfplätzen kann man die ehemalige Hansestadt auch als den Golf-Hotspot des Landes bezeichnen. Das liegt vor allem an den Pärnu Bay Golf Links. Zehn Millionen Euro investierte der estnisch-stämmige schwedische Unternehmer Peter Hunt in diesen Platz auf einem Küstenstreifen am Rigaer Meerbusen. Es hat sich gelohnt. Der Platz gilt unbestritten als die Nummer eins im Balitkum, ja als einer der Topplätze Nordeuropas. Es ist zwar kein klassischer Links Course, dafür stehen auf dem Platz zu viele Bäume, aber diese Hindernisse machen die Runde nur noch reizvoller. An vielen Fairways ziehen sich vom Abschlag bis fast zum Grün entlang der Spielbahn Waste Areas (Bunker, in denen man den Schläger aufsetzen darf). Die Runde auf diesem reinen „Pay as you play“-Platz (es gibt keine Mitglieder) endet spektakulär: Die letzten vier Löcher verlaufen parallel zur Ostsee und werden auf einer Seite von hohen Pinien und auf der anderen vom Strand begrenzt. 

Pärnu verfügt über viele alte Badehäuser, wie das Spa des Hedon Hotels, die heute alle moderne Behandlungen anbieten, eine malerische Altstadt, vorzügliche Restaurants, etliche gute Hotels und einen herrlichen Strand, der dank seiner Südlage viel Sonne abbekommt und das Wasser im Sommer oft auf 22 oder 23 Grad erwärmt. Ideal für eine Abkühlung nach der Runde. Wasser spielt auch im White Beach Golf Club, ebenfalls wenige Kilometer außerhalb der Stadt gelegen, eine Hauptrolle. Von den 75 Hektar, am Ufer des Flusses Andru die beim Bau zur Verfügung standen, bestehen zwölf aus Wasserhindernissen. Wer diesen Platz ohne Ballverlust übersteht, hat Besonderes geleistet. Aber selbst wer den ein oder anderen Ball verliert, wird auf diesem 2005 eröffneten Platz seinen Spaß haben.

Das Herrenhaus Pädaste Manor. Foto: liegt Pädaste Manor
Das Herrenhaus Pädaste Manor. Foto: liegt Pädaste Manor

Neben Pärnu ist die Insel Saaremaa die zweite große Urlaubsdestination für Esten. Nach rund zwei Stunden mit dem Auto und einer Fähre erreicht man von Pärnu aus die Stadt Kurasaare, die größte der Insel. Auch sie lockt mit einer reizvollen Altstadt, einer Burg sowie Badehäusern und schönen Stränden. Jedes Jahr im September findet hier ein Food Festival statt. Auch Saare Golf, ebenfalls ein reizvoller Platz mit einigen Wasserhindernissen und einem modernen Clubhaus, gehört mittlerweile Peter Hunt und ist auf jeden Fall einen Abstecher wert.  

Fast in der Mitte zwischen Pärnu und Kurasaare, exakt sind es jeweils rund eine Stunde, liegt Pädaste Manor, ein Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert auf der Insel Muhu, das heute als Refugium für die „Happy Few“ dient, die sich solch „einfachen Luxus“ leisten können. Einst gab es in Estland rund 1400 dieser von Deutschbalten erbauten Herrenhäuser, die Hälfte davon ist noch erhalten und einige dienen wie Pädaste Manor als Unterkunft. Doch das Pädaste Manor ist mit seiner Lage an einer Bucht, mit den 24 Zimmern im alten Herrenhaus und dem ehemaligen Kutschenhaus, einem Spa und einem kleinen Farmhouse für Gruppen oder Familien, einem eigenem Yachthafen und Hubschrauber-Landeplatz (von den Flughäfen Tallinn oder Riga benötig der Helikopter eine Stunde) ein echtes Juwel. Zudem kann Pädaste Manor noch mit einem weiteren Trumpf aufwarten:  Mit dem Restaurant Alexander verfügt es über eines der besten des Landes und wurde auch vom Michelin Guide entsprechend gewürdigt. 


Informationen:

www.egcc.ee

www.parnubay.com

www.wbg.ee

www.padaste.ee 

Fotos: Pärnu Bay Golf Links, Helma Scheffler, Estonian Golf & Country Club

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