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Eldorado für Linksgolf: Ayrshire an der schottischen Westküste

Mittlerweile gelten die Dundonald Links als eine der besten „Stay and Play“-Destinationen im „Home of Golf“. 2023 wurde es gar zum besten Golfhotel des Landes gekürt. Auch der vom amerikanischen Star-Architekten Kyle Phillips 2005 entworfene Platz zählt mittlerweile zu den „must play courses“, in dieser für seine viele Golfanlagen (45 Plätze auf einem Küstenstreifen von 45 Meilen) berühmten Region Ayrshire. In diesem Jahr trifft sich die Weltelite der Männer im Juli zum neunten Mal auf dem nur wenige Kilometer von Dundonald entfernt Royal Troon Golf Club zur 102. British Open – 100 Jahren nach der ersten Open in Troon. Doch auch in Dundonald war die Weltelite schon zu Gast. In Dundonald wurde mehrfach die Scottish Open sowohl für Herren als auch für Damen ausgetragen.

Selbst als Profis in Dundonald spielten, mussten sie sich viele Jahre mit einem provisorischen Clubhaus begnügen. Erst als der der englische Hotel- und Resort-Betreiber Darwin Escapes die Dundonald Links 2019 für 4,5 Millionen Pfund erwarb und weitere 25 Millionen Pfund in dieses Resort investierte, stiegen die Dundonald Links zu einer schottischen Top-Destination auf. Jetzt lockt das 2021 eröffnete Clubhaus mit dem Restaurant „Canny Crow“ nicht nur Golfer, sondern auch Gäste aus der Umgebung an. In der „Schlauen Krähe“ wird man vom Frühstück bis zum Abendessen freundlich versorgt. Neben dem Restaurant gibt es im ersten Stock noch eine Bar und einem Whisky-Tasting-Room. In diesem Verkostungsraum kann man sich einen „wee dram“ (schottisch für kleines Schlückchen) für echte Liebhaber gönnen, ein 36 Jahre alter Bunnahabhain 1980 Canasta Cask Finish von der Whisky-Insel Islay (ausgesprochen Eila). Im Erdgeschoss haben Besucher Zugang zum Pro-Shop, dem Fitnessraum, einer Sauna, einem Dampfbad und großzügigen Umkleidemöglichkeiten. 

Lodges am Dundonald Links. Foto: Dundonald Links
Lodges am Dundonald Links. Foto: Dundonald Links

Auch die Unterkünfte sind nicht nur im Innenbereich perfekt für Golfer gestaltet. Neben 22 Hotelzimmern in der Nähe des Clubhauses, gibt es 18 Lodges, ideal für Gruppen von zwei, vier oder sechs Golfern, wobei alle nicht nur über mehrere Schlafzimmer mit eigenem Bad, sondern auch über eine Küche und ein Wohnzimmer verfügen. Außerdem kann man außerhalb der Lodges auf bestens gepflegten Putting Grüns an seinem kurzen Spiel arbeiten. Selbstverständlich kann man sich vor der Runde auch auf einer großen Driving Range einspielen bevor es auf den Dundonald Links geht. Dieser Platz, der zwischen 5560 und fast 7100 Yards (5084 und 6592 m) lang ist, verläuft nicht entlang der Küste. Immerhin kann man vom 15. Loch, einem der wunderbaren Par-3-Löcher, den Platz und das Clubhaus von Western Gailes sowie das Meer und die Insel Arran sehen. Trotzdem handelt sich um einen echten Links Course mit breiten, harten Fairways, von denen der Ball auch auf die Grüns rollen kann. Für höhere Handicaps wichtig: Es gibt keine „forced carries“, also Hindernisse, die es vom Abschlag zu überwinden gilt. Für Scratch-Golfer bieten die hinteren Abschläge lange Par-3- und Par-4-Löcher, aber auch „drivable“ Par-4-Löcher, also Spielbahnen von denen das Grün für Longhitter mit dem Abschlag zu erreichen ist. Für alle Handicaps gilt es, die Wasserhindernisse zu meiden, die sich an einigen Löchern, wie am 18. Loch entlangziehen.

Doch wer in Dundonald übernachtet, hat nicht nur wenige Schritte bis zum ersten Abschlag des Platzes, auch weitere tolle und weltberühmte Links Courses sind ein nur paar Autominuten entfernt: Western Gailes (3 Minuten), Glasgow Gailes (3 Min), Barassie Links (6 Min.), Royal Troon (10 Min.). Prestwick (11 Min.) und Turnberry (35 Min.). Kein Wunder, dass das amerikanische „Forbes“-Magazin die Dundonald Links als einen „Game Changer“ für Golfreisende lobte. Die traditionelle Grafschaft Ayrshire ist eben für Freunde der ursprünglichsten Form des Golfspiels eine einzige große Spielwiese. Großartige Links Courses reihen sich an der Südwestküste Schottlands wie an einer Perlenkette aneinander, drei davon, Dundonald, Western Gailes und Glasgow Gailes, liegen direkt nebeneinander. Zudem gibt es direkt am Gailes Hotel, das Gailes Leisure Center mit einem 9-Loch-Platz für Anfänger, einem Spa, einem Café und der einzigen Toptracer-Driving-Range in Ayrshire. 

Western Gailes: optisch wie spielerisch Weltklasse. Foto: Western Gailes
Western Gailes: optisch wie spielerisch Weltklasse. Foto: Western Gailes

Beginnen wir unseren Abstecher in die Region mit einem unserer Lieblinge: Western Gailes. Wie die Golflegende Tom Watson waren auch wir begeistert von diesem Platz mit seinen 18 malerischen Löchern zwischen der Bahnlinie und dem Strand. Ein Loch hat es dem fünfmaligen Sieger der British Open ganz besonders angetan. Der mittlerweile 74 Jahre alte Amerikaner hält das 7. Loch schlicht und einfach für das beste Par-3-Loch der Welt. Man mag darüber streiten, ob dieser Superlative gerechtfertigt ist, aber dieses Loch ist optisch wie spielerisch Weltklasse. Der Blick vom leicht erhöhten Abschlag ist atemberaubend, so pittoresk, dass es schwerfällt, die Schwierigkeit dieses Lochs auf Anhieb zu erkennen. Rechts blickt man auf den herrlichen Sandstrand und die Irische See und ahnt beim Blick aufs Grün schon, welch schwierige Aufgabe es zu lösen gilt. Man muss im Flug das Grün treffen. Ist man zu kurz oder zu lang, dann schluckt das giftige Rough den Ball, ein kräftiger Slice und der Ball liegt am Strand. Auch wer seinen Ball in eine der sechs tiefen Sandkuhlen befördert, die das Grün malerisch einrahmen, ist nicht viel besser dran. Manchmal kann man den Bunkerschlag nur seitwärts oder rückwärts ausführen. Dieses 7. Loch steht exemplarisch dafür, was diesen Platz immer beliebter macht. Er ist traumhaft in die herrliche Dünenlandschaft eingebettet. Vor allem die ersten neun Löcher entlang des Strands sind optisch und spielerisch ein Genuss und für Golfer aller Spielstärken eine echte Herausforderung. 

Die beiden berühmtesten Plätze der Region, der Old Course des Royal Troon Golf Club (340 Pfund) und der Ailsa Course von Trump Turnberry (495 Pfund), verlangen in der Hauptsaison exorbitante Greenfees, so dass wir diese Weltklasseplätze bei unserer letzten Reise nicht spielten und uns stattdessen, auf etwas unbekanntere, aber dennoch reizvolle und günstigere Links Courses konzentrierten. Einer davon gehört zum Royal Troon Golf Club, der Portland Course. Dieser Platz, der über ein eigenes kleines Clubhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite verfügt, war früher das Refugium des an Royal Troon angeschlossen Damen-Clubs. Doch seitdem die Veranstalter der British Open allen reinen Herren-Clubs Druck machten, musste auch Royal Troon alle Damen als Vollmitglieder aufnehmen. Das Routing des Portland Course führt nicht wie sein sein berühmter Nachbar direkt an der Irischen See vorbei. Dennoch ist der Platz auch für niedrige Handicaps noch eine Herausforderung, den es zu spielen lohnt. Auch die 27 Löcher des Kilmarnock (Barrassie) Golf Club, der trotz des Namens in Troon direkt an einem Bahnhof liegt, gelten noch als Geheimtipp. Dabei ist auch dieser Platz wie Portland ein klassischer Links Course, allerdings ebenfalls ohne Aussicht aufs Meer. Wie gut dieser Platz ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass er in der Vergangenheit immer als einer der Qualifikationsplätze für die Britsh Open in Troon diente. 

Panorama Prestwick Golf Club. Foto: Prestwick Golf Club
Panorama Prestwick Golf Club. Foto: Prestwick Golf Club

Eine Golfreise nach Ayrshire muss einfach in den Prestwick Golf Club führen. Auf diesem Platz begann im Jahre 1860 die Geschichte der „The Open Championship“, wie die British Open offiziell heißt, ehe der Platz für die vielen Zu¬schauer zu eng wurde. So wurde The Open letztmalig 1921 in Prestwick ausgetragen. Eine Runde Golf in Prestwick und Lunch im Clubhaus ist eine Reise in die Vergangenheit des Spiels. Der Platz, dessen erstes Loch direkt entlang des Bahnhofs von Prestwick führt, ist nach modernen Maßstäben kurz. Amerikaner bezeichnen ihn gern als „quirky“ (schrullig, skurril, verschroben).  Am deutlichsten wird das am 5. Loch mit dem treffenden Namen „Himalaya“. An diesem „blinden“ Par-3-Loch muss man den Ball über eine hohe Düne spielen, sieht als Ziel nur eine runde Scheibe auf einem hohen Mast. Auch an anderen Löchern ist man ohne Caddie manchmal ratlos, wohin man spielen muss. Der Club bietet an verschiedenen Tagen die „Prestwick Experience“ an, eine Runde Golf mit anschließendem Lunch im Clubhaus. Nach dem Duschen muss man Jackett und Schlips anlegen und nimmt an einem riesigen Tisch im Dining-Room Platz. Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, man hat oft während des vorzüglichen Drei-Gänge-Menüs wechselnde Tischnachbarn und interessante Gesprächspartner. Und zum Abschluss – nach der wundervollen Käseauswahl – muss man einfach einen Kümmel-Likör trinken. Wie in vielen schottischen Traditionsclubs wird nur ein ganz bestimmter serviert: der von Mentzendorff. Auch das ist, wie der Platz selbst, ein wenig schrullig, eben liebenswert Old School. 


Informationen:

www.dundonaldlinks.com

www.scotlandwheregolfbegan.com

Fotos: Wolfgang Scheffler, Dundonald Links, Western Gailes, Prestwick Golf Club

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