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Eine Wein-Ikone wird 30

34.000 Flaschen wurden von dem Siepi 2022 IGT Toscana abgefüllt, es gibt ihn in den Formaten 0,75 bis 18 Liter! Und schon jetzt scheint klar: Die Nachfrage wird das Angebot rasch übersteigen. Ein Grund ist sicherlich der Weinberg Siepi selbst, der sich seit 1435 im Familienbesitz der Markgrafen Mazzei befindet. Dass es mit diesem Weinberg eine außergewöhnliche Bewandnis hat, zeigt schon ein Blick in die Annalen. Denn einst erhielt Donna Esmaralda Mazzei den Weinberg als extra erwähnte, besondere Mitgift – wie sich bis heute alljährlich herausstellt, nicht ohne Grund. 

Das keineswegs riesige, wenige Hektar große Areal dieses außergewöhnlichen Weinbergs liegt auf einer sonnendurchfluteten Lichtung mitten im Wald, bestens geschützt also und daher mit einem einzigartigen Mikroklima ausgestattet, das durch eine beständig leichte Brise aus Westen zusätzlich begünstigt wird. Siepi befindet sich am Ende jener Schotterstraße, die von Castellina in Richtung Val d`Elsa hinabführt. Schon seit 2006 wird er rein biologisch bewirtschaftet, was insbesondere der sowieso exzellenten Bodenbeschaffenheit zugute kommt. Das Terroir in Südostlage in 220 bis 310 Meter Höhe besteht zumeist aus auf Felsgestein ruhenden Skelettböden aus Alberese, Kalkstein und Ton, wobei Alberese dominiert.

Weinberg des Weinguts. Foto: Castello di Fonterutoli
Weinberg des Weinguts. Foto: Castello di Fonterutoli

Dank dieser Bodenbeschaffenheit sind die Reben in der Lage Siepi besonders gegen Trockenheit und damit auch klimatische Veränderungen geschützt. Marchese Lapo Mazzei entschied sich damals dafür, nur zwei Rebsorten anzupflanzen: Zum Merlot, dessen Rebstöcke schon seit 1986/87 auf der Parzelle „Il Piano” (2,9 ha) wuchsen, gesellten sich Reihen von Sangiovese auf den Parzellen „Vallone” und „Poggione” (insgesamt 3,1 ha) die zuletzt 2011 ergänzt wurden. An der Grundidee von 1992 hat sich seither nichts geändert: 50 Prozent Sangiovese, 50 Prozent Merlot sollten es sein, um diesen einzigartigen Cuvée herzustellen, der längst als Botschafter der Toskana gilt. Geerntet wurde ab dem 5. September 2022 zuerst der Merlot, dann ab dem 17.9. der Sangiovese. Dazu der Guts-Önologe und Agronom Gionata Pulignano: „Der Jahrgang 2022 – der dreißigste – war durch einen milden Winter mit geringen Niederschlägen geprägt. Im Frühjahr stiegen die Temperaturen allmahlich an, so dass die Vegetation eine gleichmäßige und konstante Entwicklung nahm. Im Sommer waren die Trauben von Anfang an hohen Temperaturen ausgesetzt, so dass sich die Schalen verdickten, was den Trauben im Laufe der Reifung einen guten Halt garantierte.” 

Natürlich handverlesen und nur in kleinen Kisten gesammelt, folgte nach der Fermentierung in Stahl die Mazeration (14 Tage Merlot, 18 Tage Sangiovese), ehe die Einlagerung in Fässer aus französischer Eiche (davon 70 Prozent neu) startete. Der Merlot geht für 18 Monate in Barrique (225 l), der Sangiovese die gleiche Zeit in Tonneaux (500 l). Dann folgt die Vermählung, bis heute trotz der angeblich einfachen Aufteilung „50 zu 50” in jedem Jahr ein besonderer Augenblick für die Winzer wie die Familie Mazzei. 

Giovanni Mazzei. Foto: Castello di Fonterutoli
Giovanni Mazzei. Foto: Castello di Fonterutoli

Nach drei bis vier Monaten in Zement folgte im Juni 2024 die Flaschenabfüllung. Seit September 24 ist dieser neue Wunderwein auf dem Markt und wird in hölzernen Boxen ausgeliefert. Mit 14,5 Prozent Alkoholgehalt ist der Siepi 2022 IGT Toscana der in Flaschen abgefüllte Ausdruck eines Ortes voller atemberaubender Schönheit und besitzt eben jenen besonderen Chianti-Touch, den schon Marchese Lapo Mazzei als „chianteggiante” treffend beschrieb. Ihn zeichnen Komplexität, Explosivität, Eleganz und besonderen Noten und Aromen von Pflaume, Waldbeere, Sandelholz und Tabak aus. Mit einer Lagerfähigkeit von mindestens 20 Jahren zeigt er auch ein ganz besonderes Steigerungspotential auf. 

Die nächste Generation, Filippo und Francesco Mazzei, formuliert es so: „Siepi ist die perfekte Kombination aus der Weinbaugeschichte unserer Familie und der Revolution, die durch die Vision unseres Vaters ausgelöst wurde. Mit Stolz haben wir sein weitsichtiges Erbe übernommen und freuen uns, heute den 30. Geburtstag dieses Weins zu feiern.”. Und: „Siepi lehrt uns, über den Tellerrand hinauszuschauen, etwas zu wagen, zu experimentieren, uns in die Zukunft zu projizieren.” Und so nimmt es nicht Wunder, dass die Jubiläumsedition dieses Superweins mit einem speziellen Etikett verziert wurde, dass die Feierlichkeiten zum Ausdruck bringt und so diesen Blend auch in den besten Vinotheken und Restaurants weltweit auf höchstem Niveau adäquat präsentiert. Von der internationalen Weinkritik erhielt er schon 97 bis 99 von 100 Punkten. Im Onlinehandel findet man ihn im obersten Preissegment von ca. 100 Euro pro 0,75 l-Flasche. Chapeau!

Fotos: Castello di Fonterutoli

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