Hauptverkehrsader ist hier die Gdansk, die frühere Danziger Straße. Gleich das erste Bauwerk zur Rechten ist eine Attraktion: die Klarissenkirche des einstigen Klarissenklosters. Mit Fresken aus dem 17. Jh. und einer phänomenalen Holzdecke, die um 1640 entstand. Ihr schließt sich das neue Stadt -und Distriktmuseum in einem einstigen Klosterbau an, der zudem einen neuen Anbau erhielt. Hier an der Gdansk 4 wurden 2018 weitere Fresken entdeckt. Gegenüber öffnete 1853 erstmals die Apotheke „Zum Schwan“. Hier wird nun das neue Pharmaziemuseum der Stadt eingerichtet.
Das älteste Kino der Stadt
Nebenan führt das historische Zimmer Caffé die große Cafétradition fort. Nur wenig entfernt öffnet heute auch das Caffé Bydgoszcz, das vormals das legendäre Wiener Café in Bromberg war. Nur Schritte weiter entlang der Gdansk huldigt ein Wandbild dem in Bydgoszcz geborenen Kryptologen Marian Rejewski (1905 – 1980). Ihm, der im Nachbarhaus aufwuchs, gelang eine der ersten Decodierung der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma.
Weiter die Danziger Straße stadtauswärts ist ihm zudem an der Ecke zur ul. Krasinskiego ein Bronzedenkmal gewidmet, das Michal Kubiak schuf und dreisprachig seine wissenschaftliche Leistung würdigt. Und dann folgt mit dem Pomorzanin Kristall-Palast das älteste Kino der Stadt. 1914 eröffnet, liegt es heute brach, wird aber von einer örtlichen Kulturinitiative genutzt, die hier u.a. auch historische Fotoaufnahmen von Bydgoszcz zeigt. Mitverantwortlich für diese großartige Schau ist auch Anna Perlik-Piatkowska, die unermüdlich im Internet nach historischen Postkarten von Bydgoszcz/Bromberg forscht und diese oft auch erwerben kann.
Die daraus entstehenden Bildbände samt Erklärungen (in Polnisch) sind ein Verkaufsrenner. Zwei riesige Atlanten stützen dann den Gebäudeschmuck an der nächsten Ecke: Sie markieren den Beginn der Fassade des historischen, 1892- 1894 vom Architekten Józef Święcicki neobarock erbauten Hotels Zum Adler (Polnisch heute Hotel Pod Orłem). Ein besonderes Augenmerk verdient die sehr gute Küche im Hotelrestaurant Gdanska 14, das man auch direkt von der Gdansk aus betreten kann. Hier wird ausgezeichnete polnische Küche geboten. Insbesondere die Fischgerichte sind zu empfehlen.
„Klein-Berlin“
Überhaupt ist Bydgoszcz, das einst auch „Klein-Berlin“ genannt wurde, voll mit architektonischen Raritäten. Das belegt auch die Villa „Flora“ an der Gdanska 48. Sie schuf der Berliner Architekt Heinrich Seeling 1898. Nebenan wurde die Villa an der Gdanska 50 nach einem Entwurf von Hildebrandt aus Berlin 1900 bis 1902 errichtet. Vorbild für den Bau war die Villa Rotunda von Palladio nahe Vicenza.
Dann aber geht es weiter ins berühmte Musikviertel von Bydgoszcz. Denn Bydgoszcz hat nicht nur die Nova Opera an der Brahe. Erst einmal entdecken wir das Polnische Theater und dann im nördlichen Bereich des Jan Kochanowski-Parks die berühmteste Statue der Stadt, die „Bogenschützin“. Ferdinand Lepcke (1866 – 1909) schuf sie 1908, 1910 kam sie dank des Sponsors Louis Aronsohn nach Bromberg/Bydgoszcz.
Von der 1,75 m großen bronzenen Sportlerin gibt es mittlerweile zahlreiche Kopien, allein zwei in Berlin. Am Südende des mit Skulpturen polnischer Komponisten und von Förderern der Musik vollgestellten Parks befindet sich auch ein wunderbarer Musik-Spielplatz, der den Kleinen den Zugang zu den Instrumenten auf innovative spielerische Art und Weise vermittelt.
Dann, im Musikerviertel, ist die Philharmonie das bedeutendste Bauwerk. Hier steht auch die Statue für den wirklichen Schöpfer der großen Musiktradition von Bydgoszcz. Es ehrt den einstigen Direktor der Philharmonie, Andrzej Jan Szwalbe (1923 – 2002).
Informationen:
Polnisches Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel
Kujawsko-Pomorska Organizacja Turystyczna, www.kujawsko-pomorskie.travel
Bydgoszcz Information Centre, www.visitbydgoszcz.pl/de
Focus Hotel Premium Pod Orłem, www.focushotels.pl/de/focus-hotel-premium-pod-orlem-bydgoszcz
Meluzyna Restaurant & Wine, www.restauracjameluzyna.pl/en
Fotos: Ellen Spielmann