Der Hochtaunuskreis ist bekannt für seine hohe Lebensqualität und seine Nähe zu Frankfurt. Hält man sich vor Augen, dass „Mainhattan“ zu den wichtigsten Finanzzentren Europas zählt, verwundert kaum, dass der Kreis mit 306 Einkommensmillionären pro 100.000 Einwohner hierzulande nur noch von Starnberg getoppt wird.
Zu den Vorzeigehäusern zählen die in Königstein gelegene Villa Rothschild und ihr Schwesterhotel Falkenstein Grand, die beide zur Autograph Collection gehören. Mit Blick auf Übernachtungsgäste nimmt sich die Villa derzeit eine schöpferische Pause, während ihr Restaurant seit Ende Mai nach der coronabedingten Pause wieder Feinschmecker aus nah und fern empfängt.
Seit Zwei-Sterne-Küchenkünstler Christian Eckhardt zu neuen Ufern aufbrach und die Pfade der Haute Cuisine verlassen wurden, setzt man dort unter dem Motto „Grill & Health“ auf Casual Fine Dining. Daran hat sich auch nach der Unterbrechung und der zwischenzeitlichen Übernahme durch die Broermann Hotels & Resorts nichts geändert. Geblieben ist auch die Architektur mit dem handgefertigten Solitärkamin und seiner raumhohen Messinghaube als Blickfang. Geölte Dielenböden aus einheimischer Eiche schaffen Wertigkeit und Wohlgefühl –dezente Naturtöne, verbunden mit Rot- und Goldakzenten, steigern die Gemütlichkeit. Ein Eye-Catcher sind auch die beleuchteten Weinschränke und der Bartresen aus massivem, in Olivenöl eingelassenem Nussbaumholz.
Geschichtsträchtiger Ort mit modernem Küchenstil
Das Ambiente im Restaurant der Villa Rothschild wird von einem speziellen Mix aus Behaglichkeit ohne Protz und luxuriöser Nonchalance geprägt. Schwellenangst ist fehl am Platz – auch wenn der im späten 19. Jahrhundert von der Familie Rothschild als Sommerresidenz erbaute Prachtbau als Wiege der Bundesrepublik gilt. Im März 1949 entschieden dort die elf Ministerpräsidenten der Westzonen sowie Ernst Reuter als Berliner Bürgermeister über grundlegende Fragen wie die Grenzen der Bundesländer und das neue Wahlrecht, bereiteten damit den Weg zur Verabschiedung des Grundgesetzes – und legten das Fundament der Bundesrepublik Deutschland.
Für die legere Atmosphäre im Restaurant mit seinen 60 Sitzplätzen sorgt schon zu Beginn Restaurantleiter Andreas Wetendorf, in dem er seine Gäste – unabhängig von Rang und Namen – duzt. Gefragt, ob sich manch konservativer Besucher dadurch nicht vor den Kopf gestoßen fühlt, lässt uns der frühere Restaurantleiter im Sylter Landhaus Stricker wissen, dass seine lockere Art durchweg sehr gut ankommt. Seiner Erfahrung nach legen die Gäste vielmehr besonderen Wert auf guten Service in entspanntem Ambiente haben möchten. „Am Ende des Tages geht es für die Gäste wie für uns darum, dass wir alle Spaß haben an dem was wir tun“, schmunzelt Wetendorf.
Dafür sorgt auch die liebenswürdige Sopio Akhsiashvili. Die Georgierin hat bereits die Ausbildung in Königstein absolviert und zählt seit 2019 zum Team. Mastermind in der Küche ist seit August 2020 der gebürtige Berliner Philipp Schlosshauer. Der passionierte Jäger hat sein Handwerk nicht zuletzt bei Kolja Kleeberg, Philipp Vogel und Tim Raue verfeinert und präsentiert an diesem geschichtsträchtigen Ort einen modernen Küchenstil, der die französischen Wurzeln des Hauses mit hochkarätigen, überwiegend regionalen Produkten verbindet. Überflüssiges Chichi ist seine Sache nicht.
„Taunusstein“ zum Dessert
Der Fokus des 34-Jährigen liegt auf Vegetarischem und Grillgerichten mit hessischen und saisonalen Einflüssen. Als Amuse-Gueules schickte Schlosshauer Ende September – zur Jahreszeit passend – ein aromenintensives Trio aus mit einem Rotebeete Tatar gefülltes Tartlet, Kürbiseis und Kürbis-Crumble.
Den nahenden Herbst spiegelten auch die Steinpilzravioli mit schwarzem Knoblauch, piemonteser Haselnuss und Calvadosschaum oder confierte Poveraden mit Blumenkohl, Gartengurke und Thymian–Zitronen-Gremolata aufs Trefflichste wider. Das auf Lavastein gegrillte Entrecôte vom US-Black Angus Rind hat zwar wenig mit Regionalität zu tun, ist aber eine Delikatesse, die man sich im besten Wortsinn auf der Zunge zergehen lassen sollte.
Wer Fisch vorzieht, sollte sich am herrlichen, in Salzteig gebackenen Loup de Mer nebst Babyblattspinat, Kartoffelpüree und Sauce Rouille delektieren. Der „Taunusstein“ zum Dessert ist von Schokolade umhüllt und mit Mispel-Mousse gefühlt, dazu Schoko-Crumble und Apfelgel.
Stilvoll nächtigen lässt es sich nur eine kurze Shuttle-Fahrt entfernt im Schwesterhaus Grand Hotel Falkenstein. Umrahmt von einem sechs Hektar großen Privatpark genießt das Fünf-Sterne-Superior-Hotel den Ruf als Business Hideaway in der Rhein-Main-Metropole. Die Zimmer und Suiten in den oberen Stockwerken locken – ebenso wie die weitläufige Terrasse – mit einem herrlichen Blick auf die Frankfurter Skyline.
Informationen:
www.brhhh.com/villa-rothschild
Fotos: Falkenstein Grand / Villa Rothschild, Christian Euler