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Distillerie Berta: „SoloPerGian“ ist das Nonplusultra

Seine Herstellung startete 2008, und doch begann schon eher: Denn der „SoloPerGian“ ist die perfekte Vereinigung aus drei für sich schon großartigen Grappe Riserve der Familie Berta: Er entstand aus „Tre Soli Tre“ (Nebbiolo-Grappa), „Roccanivo“ (Barbera-Grappa) und „Bric del Gaian“ (Moscato-Grappa), die schon 2005 angesetzt und vor dem Ausbau in Holzfässern gekonnt vereinigt wurden. Destilliert wurde dieser Grappa mit Dampfstrom im Kupferkessel destilliert, um dann acht Jahre in 1200-Liter-Fässern und anschließend noch weitere zwei Jahre in 100-Liter-Fässern zu reifen. Im Ergebnis ist dieser bernsteinfarbene Edel-Grappa mit 43 % Alkoholgehalt dann natürlich ein Fest: kraftvoll, komplex und sanft zugleich, mit großer Persönlichkeit, breit gefächertem Bouquet und dominanten Noten von reifen Früchten, Waldbeeren, Kakao und Vanille. Verkauft wird er in der 0,7-Liter-Flasche, getrunken wird er natürlich am besten aus dem eigens entwickelten Spezialkelchglas „SoloPerGian“!

Man könnte auch sagen: Dieser formidable Grappa ist wie sein Namensgeber: gutmütig, loyal, ehrlich und mit freundlichem Gemüt! Gemeint ist Gianfranco Berta, zu früh verstorbener Patron des renommierten Hauses Berta Destillerie, der sich Zeit seines Lebens nicht nur um die Grappa-Herstellung, sondern auch um das Handwerk in der Hügellandschaft von Asti und natürlich um den Weinbau entlang der „Astestana“, der Weinstraße von Asti gekümmert hatte. Und so beschloss die Familie Berta im Mai 2015 beschlossen, ihm zu Ehren eine gemeinnützige Non-Profit-Stiftung ins Leben zu rufen, die Handwerkern, die Unterstützung benötigen, hilft, vor allem aber junge Menschen fördert, die ein Handwerk erlernen möchten oder ihr Handwerk zu einem kleinen unternehmen ausbauen möchten. Hinzu kommen Fortbildungsseminare, Ausstellungen und die Unterstützung lokaler, die Gemeinschaft fördernder Projekte. Wichtigste Einnahmequelle dieser Stiftung ist natürlich der Sensations-Grappa „SoloPerGian“. Denn sämtliche Erlöse aus seinem Verkauf wandern in diese Stiftung.

Und natürlich ist der Grappa „SoloPerGian“ auch im hauseigenen „Museum der antiken Destillierkunst“ vertreten. Dies wurde neu umgebaut und ist heute neben dem Berta Lab eine Vorzeigeeinrichtung für Besucher der Brennerei Berta in Casalotto di Mombaruzzo. Gezeigt werden Anlagen und Geräte zur Geschichte der Destillierkunst, die teils früher selbst von der Familie Berta genutzt wurden, teils auch gesammelt und teils auch dazu erworben wurden. Herzstück des Museums mit seinen Destillierkolben, Brennern, Destillierblasen und Destillationskolonnen aus mehreren Jahrhunderten Destilliergeschichte ist die originale Destillieranlage von 1947. Dieses Jahr markiert auch den Produktionsbeginn der Brennerei Berta. Hinzu kommen Destillierkolben von 1968, die der deutsche Ingenieur Christian Carl aus Göppingen produzierte, Kessel der Firma Figlii Mussi aus Mailand sowie ein Originalpergament von 1662 in lateinischer Sprache mit der Gründungsurkunde einer Kirchenvereinigung in Casalotto di Mombaruzzo. Hinzu kommt eine Landkarte des Gebietes Mombaruzzo (Ende des18. Jh.s). Zudem können die Besucher neben Brennerei und Museum auch Kunstwerke von Carlo Carosso, Massimo Ricci und Guido Botta bestaunen, Skulpturen von Dedo Roggero Fossati entdecken und Fotos von Flavio Pesce bewundern, die die Degustationsräume schmücken.

Die Kunst der Destillation besteht darin, die besten Stoffe aus dem noch jungen Trester zu extrahieren. Das A und O der Herstellung von gutem bzw. sehr gutem Grappa ist daher die Qualität dieses Tresters, der unbedingt frisch und gesund sein muss. Hierzu hat die Familie Berta ein neues Abholsystem entwickelt, das diese Frische garantiert. Dazu wurden spezielle Behälter aus lebensmittelechtem Kunststoff (200 kg) entwickelt. So wird der Trester, der aus allen Regionen Italiens kommt, mithilfe dieser besonderen Art der Konservierung frisch und feucht gehalten. Denn im hermetisch abgeschlossenen Behälter entsteht ein natürlicher Gärungsprozess, während dem der Zucker in Alkohol umgewandelt wird und dabei Kohlendioxyd entsteht. Der Sauerstoff, der sich in den Behältern befindet, tritt über ein kleines Entlüftungsventil am Deckel aus. Da der Sauerstoff fehlt, kommen die Trester mit den schädlichen Mikroorganismen der Luft und des Wassers nicht in Berührung.

Grappa SoloPerGian. Foto: Berta Destillerie
Grappa SoloPerGian. Foto: Berta Destillerie

Und Besucher der 2002 neugebauten Distillerie Berta können im Herbst, Winter und sogar noch im Frühjahr beobachten, wie die Frische und Qualität der gelagerten Trester mit diesem System überwacht werden. Natürlich wird alles fein säuberlich dokumentiert – auch dies geschieht zur Qualitätssicherung. Und natürlich geht bei Berta Qualität vor Quantität! Und diese Qualität garantieren Bertas meisterliche Destillateure. Das Destillat wird in rostfreiem Stahl gelagert, ehe es in Fässer abgefüllt wird. Erst einmal gelangt das Destillat für mindestens ein Jahr in den ersten Keller, die Cantina die Tini, wo 13 große Fässer aus slawonischer Eiche stehen. Danach geht es weiter in den nächsten Keller, wo die Grappa Riserva acht bis 20 Jahre lang in Barriques und Tonneaux aus kostbarer französischer Eiche zum Spitzenprodukt ausreift. Schließlich wurde 2012 ein neuer Keller gebaut: In der Cantina Ricerca Sviluppo werden neue Grappa-Sorten experimentell erkundet. Und natürlich profitiert auch der Besucher davon. So kann er im neuen, hochmodern gestalteten Berta Lab nicht nur zur Degustation schreiten, sondern auch seine eigene frisch erworbene Grappa-Flasche auch individuell dekorieren.

Und natürlich sticht aus der gigantischen Produktauswahl der Grappa „SoloPerGian“ heraus. Eigentlich existiert die Grappa-Dynastie Berta schon seit 1866. Damals wurde Dynastiegründer Francesco Berta geboren, und schon damals war Mombaruzzo ein Ort blühender Weingärten. Für seinen zweiten Sohn Michele hatte Francesco dann nicht etwa wie damals üblich das Priestergewand vorgesehen. Michel sollte Apotheker werden – und wurde es in Mailand. Dorthin lieferte Bruder Giovanni vom heimischen Landgut dann Weine, die Apotheker Michele dann zu medizinischen Produkten umwandelte. Sein jüngster Sohn Paolo studierte dann Weinbautechnik, übernahm das Gut und gründete zusätzlich 1947 die erste Destillerie Berta, damals noch in Nizza Monferrato. 1990 übernahm Gianfranco Berta von Paolo die Geschäfte, der quasi aus dem Nichts einen Markt für seien Grappa-Produkte geschaffen hatte.

Heute werden die Brennereien Berta in fünfter Generation geführt, und noch immer behauptet sich ihr grandioses Handwerk gegen die teils übermächtige Industrie. Und natürlich haben während all dieser Jahre auch die Damen im Hause Berta stets eine bedeutende Rolle gespielt. Eine, Paolina Berta, Großmutter von Gianfranco und Enrico Berta, hatte dabei zudem eine brillante Idee. Vorab sollte man wissen, dass Mombaruzzo seit Ende des 19. Jh.s Heimat einer besonderen italienischen Delikatesse war. Denn hier entstand der berühmte Amaretto von Mombaruzzo. Seine Geschichte geht auf den aus Mombaruzzo stammenden Francesco Moriondo, Schatzmeister des Hauses Savoyen zurück, der sich in ein wunderschönes Mädchen mit sizilianischen Wurzeln verliebte, die zudem Zuckerbäckerin bei den Monarchen aus Savoyern war.

Eines ihrer besten Rezepte war ein Mandelkuchen. Francesco Moriondo eröffnete dann später in Mombaruzzo eine kleine Konditorei, in der er eine modifizierte Version dieses Mandelkuchens produzierte und verkaufte und ihr eine kleine Portion bitterer Mandeln beifügte. So entstand der Name dieser süßen, leicht bitteren Verführungen: Amaretti (amaro = bitter).Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Moriondo gewinnt die goldene Medaille auf den Zuckerbäcker-Messen von Neapel 1882, Mailand und Turin 1884, Rom 1887 und 1895. Bis heute bleib die Tradition dieser Amaretti erhalten.

Und dann kam Paolina Bertas große Stunde: Sie gab diesem Traditionsrezept der Amaretti einen Schuss der Berta-Grappa-Destillate bei und sorgte so für eine heiß nachgefragte Innovation. Und so entschloss sich die Berta-Familie 2011 sogar, die alte Amaretti-Konditorei in Mombaruzzo wieder aufzubauen und weiter zu eröffnen. Und so müssen Grappa-Fans in diesem Örtchen unbedingt auch die alte Backstube in Via Saracco 7 besuchen, wo seit über 100 Jahren die typischen Leckerbissen hergestellt werden. Die Konditormeister reproduzieren hier nach den traditionellen Rezepten, und zwar nicht nur die traditionellen Amaretti oder die Grappa-Amaretti, sondern auch Nuss-Amaretti, Kaffee-Amaretti, Amaretti mit kandierten Früchten, Nusskuchen, Mürbeteigkuchen, Trockengebäck wie z.B. Baci di Dama (Damenküsschen), Brutti ma buoni (Hässlich aber gut), karamellierte Haselnüsse und Mandeln. Für Gourmets ein Genuss!

 

Information:

Distillerie Berta, www.distillerieberta.it/de/

Stiftung (Fondazione) SoloPerGian: www.solopergian.it

Übernachten:

Villa Castelletto, www.relaisvillacastelletto.it

Relais Villa Prato, www.relaisvillaprato.it

Fotos: Berta Destillerie

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