Dabei will man in Zukunft auch höchst unkonventionelle Wege gehen. Die gerade erst freigeschaltete Webseite des Konsortiums präsentiert sich bereits auf Italienisch und Englisch. Aber schon bald sollen sie und weiteres Infomaterial auch andere Sprachen umfassen. Gedacht ist dabei nicht nur etwa an Chinesisch, sondern auch und vor allem an Latein. Denn schließlich ist Rom nicht nur die „Urbs Aeterna“, die „Ewige Stadt“ sowie „Caput Mundi“ („Haupt der Welt“). Italiens ruhmreiche Kapitale und ihr Umland stehen natürlich auch für die Geburtsstätte des Lateinischen – ein Alleinstellungsmerkmal, auf das das umtriebige Team um den Konsortiums-Präsidenten, den hoch anerkannten Önologen Tullio Galassini (Jahrgang 1977), natürlich nicht verzichten möchte.
Schon heute produzieren die Winzer auf 175 Hektar Fläche jährlich 1187 Hektoliter ROMA DOC-Wein und füllen 1,516 Mio. Flaschen ROMA DOC ab. Bald dürften dies 2 Mio. Flaschen sein. Produziert werden nach den Vorschriften des Konsortiums und unter dem neuen Label ROMA DOC bzw. ROMA DOC RISERVA Weiß-, Rosé- und Rotweine, aber auch der Romanella Spumante. Die Bezeichnung ROMA DOC CLASSICO dürfen indes nur der Romanella Spumante und solche Weine tragen, deren Reben in unmittelbarer und damit historischer Nähe der Stadt Rom, aber auch außerhalb des römischen Autobahnrings GRA heranwuchsen. Nun: „In vino veritas!“, im Wein liegt schließlich die Wahrheit. Und da liegt der Entschluss nahe, diese Weine mal ein wenig näher kennenzulernen. Nunc est bibendum! Nun lasst uns trinken…
Unter den Weißweinen in der Region Latium ist die Rebsorte Malvasia Puntinata, auch Malvasia del Lazio genannt, sicher das Aushängeschild schlechthin. Und so ist der weiße Malvasia Puntinata Poggio Le Volpi Roma DOC Bianco 2021 in mehrerer Hinsicht allererste Wahl für Neugierige auf die Weine ROMA DOC Bianco. Er stammt aus der alteingesessen Weinregion um das Dörfchen Monte Porzio Catone, ca. 30 km östlich Rom. Hier, am Fuß der Albanerberge, der Colli Albani, die touristisch besser als Gebiet der „Castelli Romani“, der römischen Burgen, Schlösser und Villen und für den naturgeschützten Regionalpark Castelli Romani bekannt sind, gründete Manlio Mergè schon 1920 das Familienweingut Poggio Le Volpi, was nichts anderes als Hügel bzw. Anhöhe der Füchse bedeutet. Sohn Armando und seit 1996 Enkel Felice führen seither sein Werk fort.
Und hier ist auch die Vizepräsidentin des Konsortiums ROMA DOC, Rossella Macchia, daheim. Das Areal ist hier perfekt für den Weinbau: Schließlich sind die Albanerberge nur die Überbleibsel eines riesigen prähistorischen Vulkans, des Vulcano Laziale, der letztmals vor 19 000 Jahren ausgebrochen sein soll. Aber noch im 4. Jh. v. Chr. soll er einige heftige Rülpser in Form von Überschwemmungen ausgelöst haben. Natürlich wirbt die Fattoria Poggio le Volpi auch mit einem lateinischen Wahlspruch, der wie Etikett und Logo seit 2019 geschützt ist: „Vos Estis Vinum Terrae“ („Du bist/Ihr seid der Wein der Erde“) ist indes eine eindeutige Anleihe aus der Bibel.
Der verkostete Weißwein, ein reiner Malvasia Puntinata ROMA DOC, ist indes absolute Spitzenklasse: leuchtend gelbe Farbe, mit Intensität und Eleganz, voller delikater Aromen und nicht nur im Sommer mit 13 % Alkoholgehalt ein besonderes Vergnügen. Diese 2021er Edition bewertete Weinguru Luca Maroni zurecht mit enormen 97 Punkten, der Jahrgang 2020 war dem Gambero Rosso die Höchstauszeichnung „3 Gläser“ wert, auf der Berliner Wein Trophy erhielt er wie von Mundis Vini eine Goldmedaille. „Ergo bibiamus!“ „Also lasst uns trinken!“
Aber nun zu den Roten: Unbedingt merken sollte man sich auch den Selcerossa Roma DOC Classico 2020 vom Weingut VITUS Vini, hinter dem sich die schon 1977 von ca. 50 Winzern gegründete Soc. Cooperativa Tusculum und 120 ha Weinberge verbergen. Der Weingutname VITUS ist indes eine Abkürzung für „VIgnaioli TUScolani“, „Winzer aus Tusculum“. Und das Etiketten-Logo mit dem markanten Hut entstand erst 2019: Es handelte sich dabei ursprünglich um einen Strohhut, den traditionell alle Winzer dieses Gebiets im August bei der Arbeit im Weinberg tragen. Nur 15.000 Flaschen werden pro Jahr abgefüllt, die erste Ernte fand sogar erst 2018 statt.
Aber für die Erstausgabe dieses grandiosen Weins (14 %) aus den Rebsorten Montepulciano und Syrah, der im Stahl und dann vier Monate im Tonneaux reift, vergab Luca Maroni stante pedes 94 Punkte. Und für die für 2019er Ausgabe waren es immerhin 93! Auf der Berliner Wein Trophy 2021 erhielt er eine Silbermedaille. Und auch der 2020er, ein Meisterwerk des Chefwinzers und Önologen Lorenzo Costantini, steht seinen Vorgängern in nichts nach: brillante rote Farbe, Noten von roten Früchten, Veilchen, süßen Gewürzen und Tabak, dazu perfekt ausbalanciert! Mit Latein wartet dieser Kooperativen-Wein nicht auf, wohl aber mit Legenden um Päpste, Adlige und Kaiser, Künstler und Heroen, die diesen Landstrich rund um den Vulcano Laziale einst bevölkerten.
Immerhin ziert ein Ausspruch des griechischen Komödienschreibers Aristophanes (ca. 444 – 380 v. Chr.) die Rückseite des Flaschenetiketts: „Bevendo vino gli uomini migliorano, fanno buoni affari, vincono le cause, son felici e sostengono gli amici.“ „Wein trinkende Menschen verbessern sich, machen gute Geschäfte, gewinnen ihre Gerichtsprozesse, sind glücklich und unterstützen ihre Freunde.“ Was will man mehr. Noch dazu ist der Selcerossa von VITUS Vini wie alle andere Rotweine im ROMA DOC nach wie vor unschlagbar im Preis-Leistungsverhältnis. Sein Name rührt übrigens von „selce“, jenem roten Kieselstein, Flint oder Feuerstein vulkanischen Ursprungs, der das Gebiet südlich Rom kennzeichnet. Das Gestein ist besser in „zubereiteter Form“ als „Sampietrini“ bzw „Sanpietrini“ bekannt. Diese besonderen Pflastersteine zieren seit 1725 den Petersplatz in Rom und sind auch noch auf Roms Piazza Navona zu finden. Fazit: „Vinum bonum deorum donum“ („Guter Wein ist ein Geschenk der Götter!“).
Informationen:
www.vinidocroma.it
www.vitusvini.it/en
www.poggiolevolpi.com
Fotos: Consorzio Roma DOC, Jürgen Sorges