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Die Ionischen Inseln (Teil 2)

Das Summen und Klappern der Wanten an hunderten von Segelschiff-Masten bei leichter Brise an der Cleopatra“-Marina, Preveza weckt Vorfreude. Mithilfe des Schiffshebewerkes werden beeindruckende Yachten behutsam zu Wasser gelassen, während ihre Besitzer aufgeregt am Kai warten. Gleich um die Ecke in Aktio, dem einstigen Actium wurden 31 v.Chr. Marcus Antonius und Cleopatra in einer Seeschlacht von Octavius besiegt.

Unser Zuhause für die nächsten Tage ist vorbestellt und bereit – ein Katamaran „Lagoon 42, die „Sea Hawk“. Skipper Dimitrios Milonas hievt gerade die Vorräte aus de im Vorfeld angekreuzten Proviantliste und unser Gepäck über die Reling. Ein Taucher prüft noch, ob auch „untenrum“ alles tipptopp ist. Große Freude über die hellen, geräumigen Kabinen mit Bad, in denen man aufrecht stehen kann. Noch ein Orientierungs-Speech über die neue, 12,80 Meter lange und 7,70 Meter breite Yacht, kurze Inspektion der perfekt ausgestatteten Pantry im Salon … und los geht’s!

Authentische Weine von Weingütern der Ionischen Inseln für den Törn. Foto: Uta Petersen
Authentische Weine von Weingütern der Ionischen Inseln für den Törn. Foto: Uta Petersen

Nach der Meerenge zwischen dem Ambrakischen Golf und der offenen See des Ionischen Meeres geht es sogleich zur Sache. Stets gilt, wie auch jetzt bei Windstärke 6 Bft: Eine Hand fürs Schiff, eine Hand für sich selbst. In den Schränken scheppert derweil das Geschirr hin und her. Erst kurz vor dem Drepanos-Kanal beruhigen sich Meer und Mägen, wir passieren die schwimmenden Brücke „Agia Maria“. Diese Autobrücke öffnet und schließt punktgenau alle 30 Minuten für die Schiffe, wer auch nur eine Sekunde zu spät kommt, muss warten.

Die Erfüllung eines Segeltraums macht einiges Kopfzerbrechen: Welcher Boots-Typ? Welches Revier? Mit oder ohne Crew? Wann und wie lange? Was muss man einpacken und wie gelangt man überhaupt zur Marina! „Wir beraten unsere Kunden intensiv und umfassend“, sagt Larin Heero, CEO von Master Yachting, mit 22.375 Yachten in mehr als 300 Revieren und 46 Ländern eine der führenden Yachtcharter-Agenturen weltweit. „Wir kooperieren für alle Details wie etwa die Schiffsauswahl exklusiv nach Gästewunsch mit den besten Charterern vor Ort, für die Ionischen Inseln unter anderem mit „Hermes Yachting“.

In den Händen von Aeolus, dem antiken Hüter der Winde

Die frische Brise aus Nordwest, auch „Maestro“ genannt, bläst uns zunächst in den kleinen Hafen der antiken Stadt Pálairos am westgriechischen Festland. Er macht auch die Sommerhitze erträglich und die Ionischen Inseln zum idealen Segelrevier schlechthin, ob für Anfänger oder Profis. Restaurants und Tavernen haben vorfreudig gedeckte Tische an Kai und Strand aufgestellt. Als kulinarische Einstimmung ist eine große Platte aller typisch griechischen Köstlichkeiten genau richtig, der Knoblauchhauch wird uns die Tage mit umwehen.

Skipper Dimitri kennt sein Revier zwischen Korfu im Norden und Zakynthos im Süden genau: aufregende Höhlen mit Wasserzugang, abgelegene Buchten mit türkisfarbenem Wasser und weißen Stränden, idyllische Fischer- und Hafenorte, unbewohnte Eilande, Surf- und Tauchreviere.

Die Lagoon 42 – „Sea Hawk“ hat zwar zwei nur Segel, ein schlankes „Square Top-Großsegel“ sowie eine Selbstwende-Fock, die Segel hissen oder bergen bedeutet trotz technischer Ausrüstung durchaus einige Handarbeit. Dimitri freut sich über interessierte Hilfe und gibt sein Wissen gern weiter, man arbeitet sich ein…denn es gibt viel „A“ auf unserer Tour: Ablegen, Anlegen, Ankern und Anluven.

Die Lakka Bucht von Paxoi. Foto: shutterstock visit greece
Die Lakka Bucht von Paxoi. Foto: shutterstock visit greece

Von Insel zu Insel, von Bucht zu Bucht

Die Wasserhöhle Spilia Papanikoli auf der Insel Meganisi, wo im Zweiten Weltkrieg die Marine ihre U-Boote versteckt haben soll, dürfen Schiffe einfahren – auch wir mit kleinem Tiefgang und dem über 20 Meter hohen Mast. Wenn nicht, ja, wenn nicht der Seegang zu stark wäre – er würde uns an die Klippen werfen. Also auf zu neuen Ufern, in die windstille Ampelakia-Bucht. Sie entspricht unseren türkisfarbenen Träumen, die zerklüfteten Ufer sind dicht mit Pinien- und Olivenbäumen bewachsen – ihr betörender Duft zieht weit übers Wasser.

Man möchte dort verankert bleiben, doch Dimitris Angebot, noch mehr von seiner Heimat zu sehen, überzeugt. So laufen wir am Abend in den idyllischen Hafen von Syvota auf Lefkada ein. Vor seiner Haustür hat 433 v. Chr. die Seeschlacht zwischen den Korinthern und den Korfioten stattgefunden. Heute ist es friedvolle Idylle mit Anlegeplätzen nur für kleine Schiffe wie auch Standort großer Küche von Fisch-Taverne „Stavros“. Was hier gekonnt gegrillt, gesotten und gedünstet auf die Teller kommt, schwamm eben noch im Meer. Vor dem Tiefschlaf in absoluter Stille noch ein Blick in den wolkenlosen Sternenhimmel, man könnte draußen auf den Polstern oder sogar – mit Frischluft von unten – auf den Netzen zwischen den beiden Schiffskörpern schlummern.

Von Bord direkt an den Tisch in Syvota: Typisch griechisch gedeckte Tafel. Foto: Uta Petersen
Von Bord direkt an den Tisch in Syvota: Typisch griechisch gedeckte Tafel. Foto: Uta Petersen

Wer kocht, ist nicht für den Abwasch verantwortlich

Die „Foki“-Bucht am nächsten Vormittag übertrifft die Schönheit der vorangegangenen. Vom Ankern, Dinghi klarmachen und dem „Platsch“ von der Baderampe ins klare Wasser vergehen nur wenige Minuten. Geblendet durch das glitzernde Meer, fasziniert von den aufgetürmten Gesteinsschichten am Ufer wird getaucht, geschnorchelt und geskatet – und mittags selbst gekocht.

Ein frisch erworbener Hummer von Fischer Gerasimos Koutsouvelis wird gemeinsam zubereitet – ein Leben wie die Götter! Wer kocht, ist übrigens nicht für den Abwasch verantwortlich. Je nach Budget wäre sogar ein Chefkoch zu buchen, doch so gestalten sich die Pflichten auf einem Boot geselliger. Ebenso wie die Begegnungen unterwegs mit anderen Seglern, manche sind sogar mit dem gleichen Schiffstyp unterwegs, da tauscht man sich doch gerne aus. Groß ist das Hallo, wenn man abends im selben Hafen anlegt. Auch Kinder werden auf den Lagoon-Katamaranen oft gesichtet, sie sind gern gesehen Gäste, mit Schwimmweste, versteht sich.

Die Insel des Odysseus

Sich von dem malerischen Fischerdorf Fiskardo im Norden von Kefalonia mit den hübschen, über 300 Jahre alten Häusern loszureißen, fällt schwer. Doch liegen noch einige Seemeilen vor uns, um die Heimatinsel des berühmtesten Seefahrers der Geschichte zu erreichen – kurzerhand startet Dimitri den Motor. Wunderschön und aufregend ist das Hineingleiten in den geschützten Naturhafen von Vathí auf der Insel Íthaka – ob Odysseus genau diesen Weg zurücklegte, als er nach 20 Jahren Abwesenheit aus Troja zurückkehrte?

„Her aus Ithaka stamm’ ich, genoss des geplagten Ulixes; Von Adamastus erzeugt und genannt Achämenides, zog ich 615 arm von Geburt (..) gen Troja“: Eine Statue an der Promenade zeigt den legendären Seefahrer aus der griechischen Mythologie als Bettler, für den er sich bei seiner Heimkehr ausgab. Zu den Wahrheiten über ihn und Homer, dem Autor des Epos’, forschen Experten noch immer.

Auf Íthaka könnten wir uns mythologisch-archäologisch weiterbilden, es gibt eine Nymphengrotte, vermeintliche Reste einer „Odysseus“-Burg auf dem Berg Aetós, ein Archäologisches Museum. Doch es reitz noch einen Abend lang die griechisch-lukullische Tavernen-Geselligkeit unter freiem Himmel. Bei einem weißen Robóla von den Hängen des Aenos, dem höchsten Berg Kefalonias – dazu Tyrokafteri, der scharf gewürzten Käsepaste, Keftedákia, die pikanten Hackfleischbällchen mit Minze und dem inseltypische Putínga, ein Brotpudding mit Backpflaumen … man kann einfach nicht widerstehen, die griechische Küche ist noch lange nicht final entdeckt.

Die schwimmende Brücke bei Agia Maria. Foto: Uta Petersen
Die schwimmende Brücke bei Agia Maria. Foto: Uta Petersen

Alle kleinen Häfen und Badebuchten lassen sich gut ansegeln, die Abwesenheit von Cruise Linern macht sich zusätzlich positiv bemerkbar: Anker raus, zu Tisch oder ab ins Wasser… schnorcheln, plantschen, skaten… mehr Sommergenuss und Ferienfreiheit geht kaum!

Wichtig ist das timing, um am Ende pünktlich zurück an der Cleopatra Marina zu sein, wenn man – wie wir – Flüge und Taxi zum Airport gebucht hat. Auf dieser Rückreise machen wir noch einen Stopp in einer malerischen Bucht von Atakos. Sie ist unbewohnt, dort leben nur Ziegen, das reine Paradies.

Grün sind sie überall, diese Ionischen Inseln, einladend, allerorts schimmert venezianisch-britisch-französisch geprägte Historie durch. Wolkenlos blau der Himmel, angenehm gemäßigt das Klima. Diese bezaubernden Flecken wurden keineswegs von den Göttern ins Meer gestreut, sondern sind Ergebnis eines gewaltigen geologischen Küstenabbruchs, der einst auch die enorme Wassertiefe verursachte.

Der romantische Hafen von Kioni auf Ithaka. Foto: shutterstock visit greece
Der romantische Hafen von Kioni auf Ithaka. Foto: shutterstock visit greece

Da war doch was? Genau, die „Schwimmende Brücke“ nahe Lefkas. Wir erreichen sie wirklich in allerletzter Minute, dann schließt sie hinter uns. Geschafft – bravo, Dimitri! Hinter uns liegt auch eine erste, großartige Chartererfahrung – in den Köpfen rumoren bereits Pläne, alle diese Inseln nach und nach abzusegeln.


Informationen:

Master Yachting

www.master-yachting.de 

Ionische Inseln

www.visitgereece.gr 

Hoteltipp:

BOSCHETTO Hotel Lefkada, www.boschettohotel.com 

Fotos: Larin Heero, shutterstock visit greece, Uta Petersen

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