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Der Schatz vom Lago Trasimeno (Teil 1)

Jedes Weingut produziert sehr unterschiedliche, charakterstarke Weine, immer mit einer individuellen Ausprägung. Die Weine des Konsortiums Trasimeno sind ein Spiegel der Region. Sie erzählen von der hügeligen Landschaft, die sanft den malerischen See einrahmt. Die feinen Tropfen stehen für die Historie, die alten Dörfer, für die Geschichten der Menschen und ihrem harmonischen Leben in Verbindung mit der Natur. „Die Weine dieser Region sind ein Ausdruck der jungen Winzergeneration, die engagiert zusammenarbeitet, um den Anbau dieser wertvollen Frucht zu ermöglichen und sie immer weiter zu veredeln“, schwärmt Weinfachfrau Valentina Clemente von diesem außerordentlichen Herzstück Umbriens und ergänzt: „Das gemeinsamen Ziel ist die Produktion der DOC-Appellation des Gebiets und die Förderung des nachhaltigen Tourismus. Dazu gehört auch die Strada del Vino“.

Die Anzahl der Weingüter, die sich dem Consorzio di Tutela Vini Trasimeno angeschlossen haben, ist in den letzten Jahren gestiegen. Zum Konsortium Trasimeno zählen derzeit sechzehn Mitglieder, die unter anderem insgesamt 100.000 Flaschen DOC Trasimeno Rosso, 10.000 Flaschen DOC Trasimeno Rosso Riserva, 15.500 Flaschen DOC Trasimeno Gamay, 8800 DOC Trasimeno Gamay Riserva, 40.000 Flaschen DOC Trasimeno Grechetto und 10.000 Flaschen DOC Trasimeno Vin Santo sowie produzieren. Der Anteil der DOC als auch IGT Umbria Roséweine beträgt etwa 30.000 Flaschen. 

Castello di Magione

In den Jahren 1150 – 1170 wurde das majestätische Castello di Magione von den Malteserrittern erbaut. Es diente ursprünglich als Hospitium für die Pilger auf dem Weg nach Rom oder Jerusalem. 1367 wurde es erweitert und 1471 in ein Schloss umgewandelt.

Weinkeller von Castello di Magione. Foto: Carola Faber
Weinkeller von Castello di Magione. Foto: Carola Faber

Im Laufe der Jahrhunderte nächtigten auf ihrer Reise zwischen Florenz und Perugia mehrfach Päpste, Herrscher und andere Persönlichkeiten. Das heute als Verwaltungssitz des gleichnamigen Landwirtschaftsbetriebs dienende Schloss ist zudem der Sommersitz des Oberhaupts des Malteserordens. Zum Weingut Castello di Magione gehören etwa 500 Hektar landwirtschaftliche Fläche, davon sind 36 Hektar mit Rebstöcken bepflanzt. Angebaut werden unter anderem die Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Gamay, Sangiovese, Pinot Noir sowie Grechetto. Der aus den ehemaligen Kellerräumen entstandene Weinkeller zeigt sich in einer gelungenen Mischung zwischen Tradition und Innovation. Zwischen mittelalterlichen Wänden und Gewölben des 15. Jahrhunderts befinden sich im vollklimatisierten Gebäude Edelstahlbehälter. Im ältesten Teil aus dem 12. Jahrhundert finden der Ausbau und die Lagerung der Spitzenweine statt.

Jeder Wein, den das Ehepaar Nadia und Fabrizio Leoni dort produziert, ist einzigartig. So auch der Castello di Magione Moreneto Rosso für den verschiedene Traubensorten separat gelesen und ebenfalls separat vinifiziert wurden. Anschließend reiften die Weine in Edelstahlbehältern, um daraus nach dem mehrmonatigen Ausbau in kleinen Holzfässern eine Cuvée herzustellen. Das Bukett ist frisch und elegant. Der vollmundige, aromatische Wein zeigt eine gut ausgewogene Struktur und einen langen Nachklang.

Weinfeld des Weinguts. Foto: Carola Faber
Weinfeld des Weinguts. Foto: Carola Faber

Weinkellerei Berioli

Die Geschichte der Cantina Berioli begann in den frühen 1900er Jahren mit dem Anbau von Reben, Oliven und Weizen und setzt sich heute mit der treibenden Kraft Roberto Beriolis, seiner Frau Cristina und deren Kindern fort. Zum Betrieb gehören zwölf Hektar Weinberge, die mit größter Sorgfalt bearbeitet werden.  Zu den roten Rebsorten gehören Merlot, Sangiovese und Cabernet Sauvignon während die Weißweine aus den Rebsorten Grechetto, Chardonnay und Trebbiano Toscano hergestellt werden.

Dank der Beharrlichkeit und der großen Weinleidenschaft von Roberto Berioli hat die Produktion in den letzten Jahren ein hohes Qualitätsniveau erreicht. Auch wurde die Umstellung auf biologische Anbaumethoden abgeschlossen. „Diese ethische Entscheidung wurde von dem Wunsch diktiert, Teil eines Systems zu sein, in dem sich die menschlichen Eingriffe auf die Einhaltung der biologischen Rhythmen der Natur beschränken“, erklärt Mitarbeiterin Irene Rossi.
Ein wunderbares Beispiel seiner preisgekrönten Weine mit enormer Tiefe und Komplexität ist der Spiridione Colli del Trasimeno D.O.C. Riserva 2017. Die Trauben wurden von Hand gelesen und nur wenige Stunden nach der Ernte gekeltert. Anschließend reifte der Wein mindestens 18 Monate in Barriquefässern aus französischer Eiche mit mittlerer Röstung. Das Ergebnis ist ein eleganter Wein mit großartiger Struktur und einer angenehmen Tanninhülle.

Irene Rossi von der Weinkellerei Berioli. Foto: Carola Faber
Irene Rossi von der Weinkellerei Berioli. Foto: Carola Faber

Kellerei Il Poggio

Ganz ohne Holzfässer kommt das Winzerpaar Anna und Walter Gattobigio aus. In ihrem Familienbetrieb, der Vitivinicola il Poggio, produzieren sie seit den 1970er Jahren mit Liebe und Leidenschaft hochwertige Weine und versuchen dabei, nur ausgewählte, für das Trasimeno-Gebiet typische Trauben anzubauen. Mit ihrem Streben nach Qualität und nicht nach Quantität hat Anna beschlossen, den gesamten Weinherstellungsprozess immer persönlich zu begleiten.

Die Vitivinicola il Poggio ist Teil der „Weinstraße der Trasimenischen Hügel“, einer spannenden Route, die zwischen Weinbergen und Weinkellern zum Austausch von Sinnes- und Wahrnehmungserlebnissen einlädt. Die passionierte Winzerin, die sich zusätzlich als Ais-Sommelière und Ratsmitglied des „Konsortiums zum Schutz des Weins Colli del Trasimeno“ für die Aufwertung des Territoriums und der Weine des Trasimeno einsetzt, gibt ihr Wissen in Kursen für Kinder ab fünf Jahren weiter. Allerdings wird dann mit Traubensaft gearbeitet.

Oder sie kocht mit den Kindern Marmelade. Volljährige Teilnehmer können in launiger Atmosphäre und mit Kostproben viel über den Wein als perfekten Speisebegleiter erfahren. „Eine Verkostung im Weinkeller ist immer eine Reise innerhalb einer Reise. Wenn wir ein Glas Wein betrachten, seine tausend Reflexe beobachten, seine vielen Düfte riechen, die im Laufe der Minuten variieren, unseren Geschmack nach den vielfältigsten und subtilsten Noten suchen, die wir wahrnehmen können, schließen wir die Augen und geben uns der den Wahrnehmungen hin: Es ist fast wie ein stiller Dialog mit dem Glas vor uns“. Schwärmt die Winzerin von ihrem Metier, während sie einen Trasimeno Rosso Scelto DOC (Merlot/ Sangiovese) einschenkt. Gerade dieser reife, harmonische Wein gefällt mit seinen fruchtigen Aromen, die an reife Kirsche und Gewürze erinnern besonders.


Informationen:

www.trasimenodoc.it

www.lagotrasimeno.net/en/associazione-strada-del-vino-colli-del-trasimeno-a100

www.castellodimagione.it

www.cantinaberioli.it

www.vitivinicolailpoggio.com

Fotos: Carola Faber

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