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Das Gold der Serenissima!

Neben dem klassischen Etikett wird jeweils auch eine limitierte, dabei stets hoch nachgefragte Auflage mit speziellem Künstleretikett und seidenem Einschlagpapier aufgelegt. Dabei liest sich die Sammlung der bisher entstandenen Künstleretiketten wie das „Who`s Who“ der internationalen Kunstwelt. Für den Jahrgang 2019 und die nun schon 39. Auflage konnte nun erneut ein Hochkaräter der Kunstszene gewonnen werden: Fabrizio Plessi, 1940 in Reggio nell`Emilia geborener italienischer Installations-, Medien- und vor allem Videokünstler, der in seiner langen Karriere weltweit reüssierte, doch aufs Engste mit der Serenissima, der altehrwürdigen Lagunenstadt Venedig verbunden ist. Plessi, der Malerei an der Kunstakademie Venedig studierte und seit Mitte der 1970er Jahre mit der von ihm entwickelten neuen Kunstform der Videoskulptur reüssierte, entwarf das Etikett und das Einschlagpapier des Casanuova di Nittardi 2019: dreidimensional und mit Goldfolie geprägt.

Das Etikett, Titel „L`Oro di Venezia“ („Gold von Venedig“), vereint die wichtigsten Symbole Venedigs: Wasser und Gold, die flüssige Materie, Grundstein und Wohlstand der Serenissima. Denn: Durch das Wasser gelang Venedig zu Macht und zu Gold, jenem schimmernden Metall, das in Venedig wie nirgends sonst im Abendland gefeiert wurde. Paläste, Kirchen, aber auch glitzern goldene Kleider und Juwelen der Venezianer zeugen bis heute von jenem Goldenen Zeitalter, das Fabrizio Plessi auf dem Einschlagpapier als „The Golden Age“ zu neuem Leben erweckt. Diesen goldschimmernden „Fenstern“ auf schwarzem Grund prägte Plessi zudem das uralte Motto Venedigs ein: „PAX TIBI“! „Friede sei mit Dir!“ Es ist jener Appell an (uns) alle, friedlich miteinander umzugehen! Denn Reichtum, das wussten die Venezianer seit je, entsteht eben nicht durch Kriege und Hass, sondern durch Vernunft und Handel.

Diesmal also Venedig, genauer das „Gold Venedigs“! Dazu gestaltet von einem international renommierten Künstler, der vor allem in Italien und Deutschland reüssierte, aber ebenso auf der Biennale in Venedig (Pavillon von Venedig 2011) oder der von Sao Paolo (Brasilien) heimisch war, auf der Documenta in Kassel brillierte und auf der EXPO 2000 in Hannover mit der Gestaltung des italienischen Pavillons (44 m hohe Installation!) für Furore sorgte. Seinen Karrierehöhepunkt erlebte Plessi wohl 1998 mit seiner fulminanten großen Einzelausstellung im Guggenheim-Museum New York, die sodann von weiteren wichtigen amerikanischen Museen übernommen wurde. Plessi war zudem Professor für „Elektronische Szenografie“ an der Kunsthochschule für Medien Köln und hielt dort von 1990 bis 2000 den Lehrstuhl für „Humanisierung der Technologien“. Plessi schuf Bühnenbilder für Oper, Theater und Ballett und schuf sogar das Bühnenbild für Luciano Pavarottis legendäres Konzert in New Yorks Central Park. Zu seinen größten Werken zählt der 10 m hohe „Plessi-Turm“ in Kronach (2002), der auch als Open-Air-Videoinstallation „Waterfire“ bekannt ist. In Braunschweig steht sein „Plessi-Bogen“. Kurios im Gesamtwerk ist das 2013 an der Brennerautobahn eröffnete Plessi Museum samt einer Dauerausstellung mit Videos und Installationen des Künstlers. Und im kalabrischen Soveria Mannelli in der Provinz Catanzaro hinterließ er 2007 an der Piazza Bonini eine „Casa Cadente“, ein „fallendes Haus“: Zwei Bildschirme bildeten die zwei Fenster!

Etikett: L`Oro di Venezia. Foto: Tenuta Nittardi
Etikett: L`Oro di Venezia. Foto: Tenuta Nittardi

War es 2018 noch Johannes Heisig, der mit seinem Künstleretikett Bacchus die Sybille verlocken ließ, so reiht sich mit Fabrizio Plessi nun ein weiterer in die Reihe großer und allergrößter Namen der Künstleredition von Nittardi ein. Dazu zählen etwa Friedensreich Hundertwasser und A. R. Penck, Horst Janssen, Giuliano Gelli, Mimmo Palatino, Arroyo, Combas, Yoko Ono, Pierre Alechinsky, Hsiao Chin, Karl Otto Götz, Alain Clément oder Tomi Ungerer, 2017 war der kürzlich verstorbene Mikis Theodorakis höchst erfolgreich dabei. Und sogar zwei Literaturpreisträger, Günter Grass und Dario Fo, waren schon mit von der Partie, um diesen Wein, dessen Trauben in 450 m Höhe auf dem hügeligem Terrain des Weinbergs Vigna Doghessa reifen, künstlerisch zu würdigen. Diesen Weinberg, im Goldenen Chianti-Classico-Dreieck zwischen Panzano, San Donato und Castellina in Chianti gelegen, zeichnen seine Lehmstruktur und ein hoher Anteil an Schieferböden (Galestro und Albarese) aus – ganz zu schweigen von seiner einzigartigen Lage!

Kein Wunder daher, dass die Weinkritik schon für den Jahrgang 2018 sehr hohe, fast höchste Bewertungen bereit hielt und bis zu 95 Punkte vergab! Und für den 2019er Casanuova di Nittardi La Doghessa Chianti Classico DOCG, natürlich ein hundertprozentiger Sangiovese (14 % Alkoholgehalt) und wie alle Nittardi-Weine seit 2017 voll biozertifiziert, sieht es mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser aus: Auch hier vergab Weinkritiker Daniele Cernilli bereits hochverdiente 95 Punkte! Nach der natürlichen Fermentation in Edelstahlfässern gelangte der Wein für 14 Monate in französische Eichenfässer und danach für vier Monate ins Zementfass, ehe für einige Monate die Verfeinerung auf der Flasche erfolgte. Das Ergebnis ist ein sensationeller Wein mit leuchtend purpurroter Farbe und intensive Reflexen, im Duft intensiv mit Noten von roten und schwarzen Früchten, vor allem Kirsche und Brombeere, und exotischen Gewürzen. Er zeichnet sich durch seine Tannine und seine elegante Struktur aus und dürfte mühelos bis 2031 lagerfähig sein. Serviert bei 16 Grad Celsius, ist er ein einzigartiges Vergnügen!

Und natürlich ist die diesjährige Verbeugung von Fabrizio Plessi vor dem Wein von Nittardi auch eine vor der Gutsgeschichte. Denn kein anderer als Superstar Michelangelo Buonarotti war hier mal der Eigner. Und ihn hätte dieser Zusammenklang von Wein, Kunst und Serenissima sicher auch hocherfreut. Dabei blieb das Universalgenie des 16. Jahrhunderts stets gut geerdet. Als großer Fan des Rebensaftes und damit auch des Bacchus entpuppte er sich 1549 in einem Brief an seinen Neffen Lionardo: „Mir sind zwei Weinfässer lieber als acht Hemden!“

Dabei heiß sein Gut damals natürlich noch nicht „Nittardi“, es war seit 1183 unter dem klangvollen Namen „Nectar Dei“, „Nektar der Götter“ bekannt. Dort können sich heute Besucher und Übernachtungsgäste inmitten des von den Femferts angelegten Skulpturenparks ergehen und die Parade der wunderbaren Weinetiketten im speziell eingerichteten Künstlerraum bewundern. Für die neuen, spektakulären Weine von Gut Nittardi sorgt hier seit 2013 Sohn León Femfert, der in nun zweiter Generation alles verantwortet. Mit dem 2019er Casanuova di Nittardi La Doghessa Chianti Classico DOCG gelang León Femfert vielleicht tatsächlich der Sprung ins „Goldene Zeitalter“ – allerdings im Chianti Classico-Gebiet. In jedem Fall steht der Philosoph und Önologe mit seinem Winzerteam um den Star-Önologen Carlo Ferrini, den technischen Leiter Antonio Spurio und den kaufmännischen Direktor Giorgio Conte für den Wahlspruch des Weingutes Nittardi. Er heißt „Gentilezza, Gioia, Genuinitá“ („Freundlichkeit, Freude, Authentizität“) und ist übrigens für einen Spitzenwein der Extraklasse keineswegs schlecht gewählt…


Informationen:

Nittardi-Weinimporteur in Deutschland: Stefania Canali, www.stefania-canali.de

Tenuta Nittardi, www.nittardi.com 

Fotos: Tenuta Nittardi