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Chianti Classico zwischen Annata, Riserva und Gran Selezione

Die 32. Auflage der Anteprime in Florenz ist zunächst einmal, wie so oft bei Fachveranstaltungen, eine Standortbestimmung… und irgendwie immer ein wenig Selbstbeweihräucherung. Aber das ist auch nicht schlimm, letztendlich ist es ein Ort, an dem die verschiedensten Produzenten und Weinmacher sich zum Austausch und zur Präsentation ihrer Weine „geballt“ treffen (können). Und dass ein internationaler Bedarf nach Weinen aus dem Chianti Classico besteht, zeigen die Exportzahlen aus der Region.

Deutschland: vier Prozent Marktanteil

In gut 160 Länder werden die Weine aus dem Chianti Classico exportiert. Größter Abnehmer sind unumwunden die USA. Gut 36 Prozent aller produzierten Weine gehen über den „Großen Teich“. Mit etwa 20 Prozent Marktanteil folgt der lokale Markt in Italien, Kanada bezieht rund zehn Prozent der Weine aus dem Chianti Classico. Tatsächlich, weit abgeschlagen, folgt dann erst Deutschland: mit vier Prozent Marktanteil teilt man sich Rang 6 in der Exportstatistik mit den Benelux Ländern.

Verkostungsraum während der Veranstaltung: mehr als 200 Produzenten kamen nach Florenz. Foto: Michael Schabacker
Verkostungsraum während der Veranstaltung: mehr als 200 Produzenten kamen nach Florenz. Foto: Michael Schabacker

Das Gros der vorgestellten Weine waren die „Annata“-Weine, die Jahrgangsweine. Mit den Vintages von 2015 bis 2023 waren so gut wie alle Produzenten vertreten. So auch der Carpineto Chianti Classico DOCG 2023. Mit 90 Prozent Sangiovese, 5 Prozent Canaiolo und 5 Prozent Colorino ein gelungener Wein mit schöner roter Frucht. Oder auch der Le Filigare mit der gleichen Aufteilung obiger Rebsorten, mit ihm kam ein Wein in das Verkostungsglas mit einer schönen Frische und voller Kirschfrucht. 

Mazza – Gaia mit 90 Prozent Sangiovese

Viele der Annata Weine überraschten, fielen positiv auf. Auch die Weine der Tenuta Pian del Gallo, Fattoria Il Colombaio – Gaspero und Livernano gehören sicher zu dieser Gruppe. Letzterer überzeugte bei den 2023er Weinen durch Zugabe von 20 Prozent Merlot, resultierend ergab sich eine schöne Erdbeer-Himbeere Frucht mit leichten Zedernholz-Noten.

Verschiedene Weine im Tasting, vierter Wein von links: Mazza – Gaia. Foto: Michael Schabacker
Verschiedene Weine im Tasting, vierter Wein von links: Mazza – Gaia. Foto: Michael Schabacker

Bei den älteren Jahrgängen ab 2019 bis hinunter zum Vintage 2017 zeigten verschiedene Anbieter ihre Stärken: So zum Beispiel der Mazza – Gaia mit 90 Prozent Sangiovese und 10 Prozent Alicante, welcher aromatische Noten von Brombeere und leicht süßliche Gewürznuancen präsentierte. Bei den 2018er Jahrgängen zeigte der Fattoria di Vegi – Francesco Chiostri mit 90 Prozent Sangiovese, 4 Prozent Ciliegiolo, 3 Prozent Canaiolo nero und 3 Prozent Colorino seine Stärken. Ebenso der Fattoria die Lamole / Paolo Socci – Castello die Lamole (2017): als 100-prozentiger Sangiovese kam dieser mit schönen fruchtig-würzigen Beerenaromen daher.

24 Monate Aging

Die Mindestanforderungen für den Annata sind mindestens 80 Prozent Sangiovese und eine zwölfmonatige Reifungszeit. Doch neben des Chianti Classico DOCG gab es natürlich auch Riserva Weine der Produzenten zu entdecken. Die Vorgaben sind auch hier mindesten 80 Prozent Sangiovese (bis zu 100 Prozent) und 24 Monate Aging (inklusive 3 Monate Flasche).

Zweite und dritte Flasche von links: Antinori – Marchese Antinori und Antinori – Villa Antinori. Foto: Michael Schabacker
Zweite und dritte Flasche von links: Antinori – Marchese Antinori und Antinori – Villa Antinori. Foto: Michael Schabacker

Bei dem 2022er Jahrgang konnten die Weine von Antinori – Marchese Antinori, Antinori – Villa Antinori, Castello di Meleto (95 Prozent Sangiovese, 5 Prozent Canaiolo) und der Castello di Volpaia (100 Prozent Sangiovese) überzeugen. Der Vintage 2021 schien ein guter Jahrgang für Carpineto, Castelli di Ama – Montebuoni, Castello di Bossi – Berardo und den Castello di Cacchiano (95 Prozent Sangiovese, 3 Prozent Malvasia nera, 2 Prozent Colorino) gewesen zu sein. Giovanni Ricasoli-Filidolfi ist im Übrigen der Inhaber des Schlosses Castello di Cacchiano, stammt aus der Familie, die die Geschichte des Chiantigiano-Territoriums und den Namen des Chianti Classico-Weins geschrieben hat. Das Schloss befindet sich seit mehr als einem Jahrtausend in der gleichnamigen Stadt in der Gemeinde Gaiole im Chianti in der Provinz Siena.

Mindestreifezeit von 30 Monaten

Über den Jahrgang 2020 mit den Weinen Badia a Coltibuono (10 Prozent altri vitigni), Borgo Casa al Vento und den Vintage 2019 mit dem Il Palagio die Panzano (100 Prozent Sangiovese), brachten gerade die Jahrgänge 2018, 2017 und 2016 schöne Ergebnisse hervor. Als herausragend sind hier sicher der Campocorto (2018), Fattoria di Vegi – Silvio Chiostri (2017) und Fattoria di Montamaggio (2016 / 100 Prozent Sangiovese) anzusehen.

Austausch und Tasting während der Veranstaltung an den verschiedenen Ständen. Foto: Michael Schabacker
Austausch und Tasting während der Veranstaltung an den verschiedenen Ständen. Foto: Michael Schabacker

Doch neben dem Annata und den Riserva Weinen kam natürlich auch die „Königsklasse“ der Weine zur Verkostung. Mit mindestens 90 Prozent Sangiovese und einer Mindestreifezeit von 30 Monaten offerierten diverse Anbieter ihre „Gran Selezione“. Gut 170 Weine dieser Kategorie konnten entsprechend verkostet werden.

Stand von Antinori

Nun, es ist schon fast selbsterklärend, dass zu den herausragenden Weinen dieser Kategorie und mit dem Vintage 2022 auch der Antinori – Badia a Passgnano gehört. Im Übrigen war auch der Stand Antinoris neben der Verkostungshalle in Florenz stets gut besucht. Tatsächlich sorgte gerade der zweite Veranstaltungstag für großen Andrang in der Halle – und am Stand von Antinori ohnehin.

Antinori Stand: stets gut besucht. Foto: Michael Schabacker
Antinori Stand: stets gut besucht. Foto: Michael Schabacker

Aber auch der Castello di Fronterutoli – Badiola (2022), der Castello di Meleto (2021), Castello la Leccia – Bruciagna (2021) und der Cecchi – Valore di Famiglia (2021) konnten unumwunden überzeugen. Alle dieser Weine wurden mit 100 Prozent Sangiovese ausgebaut, die 30 Monate Reifezeit und der typische Geschmack beziehungsweise die Aromen von Nelke, Lakritz und Johannisbeere waren mehr als gut präsent und generierten ein harmonisches Geschmacksbild.

Herausragend waren die 2018er

Über den Jahrgang 2020 mit schönen Weinen wie Carpineta Fontalpino – Vigna Dofano (100 Prozent Sangiovese), Castelli di Grevepesa – Clemente VII (100 Prozent Sangiovese), dem Castello di Ama – Vigneto Il Poggio (80 Prozent Sangiovese, 20 Prozent Malvasia nera) und dem Vintage 2019 mit schönen Weinen wie Borgo Casa el Vento V`Incanto und Fattoria della Aiola – Concello Rosso (95 Prozent Sangiovese, 5 Prozent Colorino) zeigten sich fruchtige Gran Selezione Weine.

Gran Selezione Weine: Castello della Paneretta – Torre a Destra (links), Fattoria di Montemaggio – Alberello Montemaggio (dritter von links) und der Livernano – Purosangue (vierter von links). Foto: Michael Schabacker
Gran Selezione Weine: Castello della Paneretta – Torre a Destra (links), Fattoria di Montemaggio – Alberello Montemaggio (dritter von links) und der Livernano – Purosangue (vierter von links). Foto: Michael Schabacker

Wie so oft: je älter umso besser, könnte man sagen. Denn die Vintages 2018, 2017 und 2016 finalisierten die Weine in der Verkostungsrunde. Herausragend waren sicher im 2018er Jahrgang der Acquadiaccia (mit 10 Prozent Canaiolo), Cantina Castelvecchi – Madonnino della Pieve (10 Prozent Cabernet Sauvignon), Castello di Verrazzano – Sassello und der Il Palagio di Panzano – la Vigna delle Bambole.

Die drei Weine des Vintage 2017 (Borgo Scopeto, Casa Sola und Fattoria di Lamole / Paolo Socchi – Vigna Grospoli) kamen alle als 100-prozentige Sangiovese daher – und sind absolut empfehlenswerte Tropfen. Zu den ebenfalls tollen Gran Selezione der „älteren“ Kategorie (2016) zählen unumwunden Castello della Paneretta – Torre a Destra, Fattoria di Montemaggio – Alberello Montemaggio und der Livernano – Purosangue – ebenfalls alle mit 100 Prozent Sangiovese…


Informationen:

www.chianticlassico.com

www.anteprimetoscane.it

Fotos: Michael Schabacker

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