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Bratislava: UFO und Zigarren

Zur Einstimmung spazieren wir durch die Fußgängerzone rund um historische Michalská Tor. Hoch oben vom Portal der Stadtmauer schwingt der goldfarbene Schutzengel Michael majestätisch seine Flügel. Der pittoreske Himmelsbote aus Kaiserin Theresas Zeiten scheint den umtriebigen Passanten spielerisch zu zuwinken: für uns ein Zeichen mehr, um mit einer schönen Zigarre ein wenig in meditative innere Einkehr zu versinken. Das gelingt uns im ruhigen Patio eines der ältesten Stadthäuser von Bratislava. In das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert hat sich das feine Tabakfachgeschäft Dom Cigár gleich neben einer kleinen Terrassen-Bar eingenistet. Die kräftigen Aromen der empfohlenen Edición Limitada Andalusian Bull sind die perfekte Stimulanz, um uns auf ein langes Wochenende in der Donau-Metropole einzustimmen. Zudem amüsiert unsere exquisite La Flor Dominicana mit einer Bauchbinde, auf der ein Matador in Angriffspose prunkt: ein gutes Omen, um weiter allen Widrigkeiten des Lebens mit rauchigem Humor die Stirn zu bieten?

Vater& Sohn Bajtoš – Erfolgsgeschichte von Dom Cigár

Neben unserer Zigarren-Rarität aus der Dominikanischen Republik liebäugeln wir mit Exklusiviäten aus Kuba – wie eine Cohiba Talisman Limited Edition 2017. Sie ist elegant präsentiert im Humidor-Schrank von Dom Cigár. Die Top-Adresse der Slowakei für feine Zigarren bietet in Bratislawa mehrere exklusive Fachgeschäfte. Wir plaudern mit Maroš Bajtoš, Junior-Geschäftsführer von Dom Cigár. Mit seinem Vater führt er das florierende Unternehmen MY & MI. Als Global Player verantwortet es die Distribution hochklassiger Zigarrenmarken in mehr als 40 Ländern und kooperiert mit über 70 Partnern in aller Welt: „Unser Firmensitz in der geographischen Mitte Europas bietet perfekte logistische Voraussetzungen. So konnten wir uns als globalen Umschlagsplatz positionieren“, betont Bajtoš. Sein Vater Miroslav, seit 1993 im Zigarrengeschäft aktiv, zählt zu den Pionieren der Branche.

Freie Auswahl: mit der Zigarre durch Bratislava. Foto: Gabriela Greess
Freie Auswahl: mit der Zigarre durch Bratislava. Foto: Gabriela Greess

Champagner-Tradition & Gänsebraten-Worldchampion

Bratislava, einst Krönungshauptstadt der ungarisch-österreichischen Monarchie, bietet eine attraktive Bar- und Gastroszene. Diese kann durchaus mit der gerade mal 150 Kilometer entfernten „Schwester-Stadt“ Wien konkurrieren. Unterwegs zur Cigar Lounge „The Cuba Libre“, die ausgelassene Stimmung im Stil der Karibik verspricht, machen wir einen Stopp in der benachbarten Cognac- und Champagnerbar.  Dort erfahren wir voller Staunen, dass das einstige königliche Pressburg anno 1825 weltweit die erste Stadt außerhalb Frankreichs war, die eine Champagner-Fabrik in Betrieb nahm. Nicht entgehen lassen darf man sich den Besuch bei der Gastronomin und Zigarrenliebhaberin Danka Kisslingová. Etwas außerhalb der City hat sie ein außergewöhnliches Spezialitäten-Restaurant mit extravagantem Künstler-Flair sowie einer eleganten Cigar Lounge eingerichtet. Die fließend Deutsch sprechende Aficionada bekam in Südkorea den goldenen Champion-Award für den weltbesten Gänsebraten. Sie bewirtete bereits VIP-Zigarrenliebhaber wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Fürst Albert II. von Monaco.

Ufo-Restaurant mit Panoramablick nach Österreich

An Bratislavas Ostblock-Zeiten erinnert ein futuristisches Restaurant, das ursprünglich als Militärposten diente. Wer in 95 Metern Höhe über der Donau die kreative Cuisine im Ufo degustiert, wird nebenbei mit spektakulären Ausblicken auf die nahen Weinberge beglückt. Deren Traubenauslesen erzielten zahlreiche internationale Auszeichnungen. Vom Ufo-Restaurant aus erkennt man schemenhaft in der Ferne die legendäre Ruine der Burg Devín. Ein Ausflugsschiff bringt uns am nächsten Tag dorthin und dank der klaren Fernsicht erkennen wir sogar Wien am Horizont.

Das Ufo-Restaurant direkt an der Brücke. Foto: pixabay
Das Ufo-Restaurant direkt an der Brücke. Foto: pixabay

Emotional packend ist der Besuch eines historischen Denkmals am Zusammenfluss von March und Donau. Es erinnert an die Zeiten des „Eisernen Vorhang“ in der Slowakei, wo nach der Öffnung Tausende Flüchtlinge das nahe Österreich schwimmend zu erreichen versuchten. Stadtführerin Blanka Corná erzählt von eigenen erschütternden Erfahrungen während dieser epochalen Wende und bringt uns weiter zum Plateau der legendären Burg Theben. Dort wird der köstliche Johannisbeerwein Ríbezlák zur Degustation angeboten.

Malerische Promenade entlang der Donau

Abends beim Spaziergang mit einer leichten Soiree-Zigarre entlang der Donau fühlen wir uns überaus wohl, dass der mythische Fluss Europas entlang seines Ufers auch hier in Bratislava attraktive Zonen für Fußgänger wie Radler bietet. Spektakulär ist der Ausblick auf die grandiose Burg der Stadt. Nach Einbruch der Nacht zeigt sie sich kunstvoll illuminiert und strahlt über der Donau wie ein fein geschliffener Diamant. Die dazu passende Stimmung garantieren romantisch beleuchtete Bar-Schiffe, die am Ufer vor Anker liegen und Bier vom Feinsten ausschenken. An Bord darf in separaten Bereichen geraucht werden. Wir promenieren weiter zum avantgardistischen Eurovea Shopping Center. Dort hat man die Qual der Wahl zwischen schicken Restaurants mit Outdoor-Terrassen direkt am Donau-Ufer.

Spektakulär: der Ausblick auf die Burg der Stadt. Foto: pixabay
Spektakulär: der Ausblick auf die Burg der Stadt. Foto: pixabay

Kulturstadt Bratislava mit Carlton Hotel

Spät in der Nacht kehren wir zurück ins Zentrum der Stadt. Dort pocht das Herz der Kulturstadt Bratislava. Beim Nationaltheater fällt der Blick unwillkürlich auf das altehrwürdige Radisson Blu Carlton Hotel. Es wurde anno 1837 erbaut und beherbergte berühmte Gäste wie Thomas Alva Edison, Theodore Roosevelt und auch Albert Einstein. Der berühmte Tabakgenießer soll hier am Hviezdoslav-Platz, benannt nach dem größten Dichter des Landes, passioniert seine Pfeife wie auch Zigarren geraucht haben. Dieser historische Ort ist perfekt für eine stilvolle Abschiedszigarre und wir gedenken dabei der Worte, mit denen sich Albert Einstein ganz eindringlich selbst beschrieb: „Lassen Sie mich Ihnen sagen, wie ich aussehe: ein blasses Gesicht, langes Haar und ein winziger Bauchansatz. Darüber hinaus ein ungeschickter Gang und eine Zigarre im Mund und ein Stift in Tasche oder Hand.“

So viel Ehrlichkeit aus dem Mund eines Jahrhundert-Genies gibt uns neuen Mut in herausfordernden Zeiten. Innerlich bewegt und geistig erfrischt sagen wir Adieux zu Bratislava: im Gedenken an Einstein, der im nobelsten Hotel Mitteleuropas seiner Zeit weltbewegend neue Ideen ausbrütete – stets umgeben von den dicken Tabakschwaden seines leidenschaftlichen Genusses.

 

Informationen:

MY & MI: www.myami.sk

Futuristisches Restaurant: www.U-F-O.sk

Carlton Hotel: www.radissonhotels.com

Fotos: Gabriela Greess, pixabay

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