Foodie

Badia di Morrona Vigna Alta Terre di Pisa Sangiovese DOC 2018

Mittendrin in diesem geschützten Weingebiet, 35 km südöstlich von Pisa und auf halber Strecke nach Volterra gelegen, liegt das Dörfchen Terricciola, das sich längst einen klangvollen Namen als Città del Vino, als „Stadt des Weines“ und besondere Destination für Weinliebhaber gemacht hat. Im Ortsteil Morrona befindet sich ein ganz besonderes Schmuckstück: das Weingut Badia di Morrona, 600 ha groß, mit 40 ha Olivenhainen und satten 110 ha Weinbergen, die zumeist an sanften Hängen nahe des Flusses Cascina liegen. Dazu gibt es Zypressen-, Steineichen- und Eichenwälder. In Terricciola und Umgebung siedelten schon Etrusker und Römer, wie archäologische Funde beweisen.

Und auch die Badia di Morrona, eine alte Klosteranlage, datiert schon auf das Jahr 1089 und einen Klostergründer namens Ugoccione dei Cadolingi, Graf von Pistoia und Fucecchio, zurück. Mithin ist der Klosterkomplex rund um die ursprünglich romanische, im 18. Jh. umgebaute Klosterkirche Santa Maria a Morrona über 1000 Jahre älter als die Weindestination. Ursprünglich waren hier mal Benediktiner und Cluniazenser aktiv, es folgten Kamaldulenser-Mönche. Ab 1482 residierte hier sommertags der Bischof von Volterra.

Filippo Gaslini Alberti mit der neuen Generation der Familie. Foto: Badia di Morrona
Filippo Gaslini Alberti mit der neuen Generation der Familie. Foto: Badia di Morrona

Im 19. Jh. verstaatlicht, gelangte das Anwesen dann 1939 in Besitz der Grafenfamilie (Conti) Gaslini Alberti, die das Gut bis heute führt. Großartig war und ist erst einmal, dass die Conti Gaslini Alberti die Klosterkirche perfekt restaurierten – anfangs zur Freude der einheimischen Bevölkerung, später dann auch für die vielen auswärtigen Besucher der Badia di Morrona. Die besichtigen und bestaunen heute nicht nur die Kirche, sondern auch die noch erhaltene historische Anlage mit Kreuzgang, Refektorium, Campanile, Klostergärten und alter Barricaia: den Klosterweinkeller.

Und sie können sogar auf dem Landgut übernachten. Hierzu stehen gleich drei ehemalige Case Coloniche, die Villen Sant Angiola, San Luigi, La Selvicciola und Vivaja, sämtlich mit Open-air-Swimming-Pool, sowie Apartments in den Villen La Fornace und La Sughera, ebenfalls beide mit Pool, zur Verfügung. Dies ist praktisch, denn besuchen sollte man hier auch das gutseigene Restaurant, die von schützendem Wald umstandene Locanda La Fornace. In diesem önogastronomischen Highlight wird rigoros saisonal traditionelle toskanische Küche zubereitet.

Sehr zu empfehlen sind die hausgemachte frische Pasta, die saftigen, auch draußen zubereiteten Bistecche alla Fiorentina und alle Gerichte mit Wild. Letzteres stammt aus dem gutseigenen Revier. Und Wild ist besonders wichtig für den Badia di Morrona Vigna Alta Terre di Pisa DOC 2018: Denn er passt perfekt zu Reh-, Wildschwein- oder Hirschgerichten! Da dieser herrliche, rubinrote reine Sangiovese-Wein nach fünf bis sieben Jahren seinen höchsten Reifegrad erreicht, beginnt jetzt die beste Zeit, um ihn zu probieren.

Badia di Morrona Vigna Alta. Foto: Badia di Morrona
Badia di Morrona Vigna Alta. Foto: Badia di Morrona

Nach akkurater Selektion der Trauben im Weinberg lagerte er 24 Monate in 2500-l-Fässern aus französischer Eiche und dann nochmals mindestens zehn Monate in der Flasche, ehe die Marktreife erreicht wurde. Als echte Sangiovese-Wein beeindruckt er mit seinen Aromen von roten Früchten, insbesondere auch Kirsche und Wildkirsche, mit Noten von süßen Gewürzen, durch seine dank der Tannine harmonische, ausgewogene Struktur, durch Eleganz und intensives Bouquet. Die internationale Weinkritik zückte für diesen schlanken und frischen Sangiovese Badia di Morrona Vigna Alta 2018 schon 91 bis 94 Punkte.

Und mit einem Preis um die 25 Euro ist er auch noch im Bereich eines guten bis sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses. Wie der Name des Weins schon mitteilt, stammen die Sangiovese-Trauben von den höchsten Lagen des Weingutes. Verantwortlich für zahllose Experimente und Versuche im Weinberg war Duccio Gaslini Alberti, Vater der heutigen Eigner Filippo und Alessandra Gaslini Alberti und Großvater der nächsten, vierten Generation mit den Enkeln Francesca, Lorenzo und Niccolo. Er sorgte in den 1990er Jahren für die Neubepflanzung der Weinberge und baute Anfang der 2000er Jahre auch die neue, hochmoderne Cantina in Terricciola, die seither die alte im Kloster ersetzt und ergänzt.

Angebaut werden heute unter den roten Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah, auch Canaiolo. Unter den weißen sind es Vermentino und Chardonnay. Doch 60 Prozent aller Weinberge sind für die Königin der Toskana, die Sangiovese-Traube, das „Blut Jupiters“ („Sangue di Giove“) reserviert. Es existieren einige symbolträchtige, mit alten Bodenformationen, mit Travertin und fossilen Muscheln aufwartende Weinberge auf dem Gut Badia di Morrona. Da ist z. B. die Vigna Disperato, 10 ha Weinberge östlich der Tenuta, wo vorwiegend und aufgrund des perfekten Mikroklimas und der auf Nachhaltigkeit setzenden Weinbergarbeit, etwa der Gründüngung mit Ackerbohnen, großartiger Syrah gedeiht.

Wein Shop und Keller. Foto: Badia di Morrona
Wein Shop und Keller. Foto: Badia di Morrona

Dabei ist der Weinbergname alles andere als eine Werbung: Eher könnte man ihn mit „verzweifelte Weinberg“ übersetzen. Doch hier werden die Trauben für den Badia di Morrona „Taneto“ IGT Toscana gewonnen, seit der Erstabfüllung 2004 ein weiteres Aushängeschild des Weingutes. Von diesem Blend (70% Syrah, 15% Sangiovese, 15% Merlot) werden jährlich 20 000 Flaschen abgefüllt. Er reift zwölf Monate in Barriques, der geringe Anteil Sangiovese indes in großen 2500-l-Fässern aus französischer Eiche. Dann folgen zehn weitere Monate in der Flasche.

Die Großlage Vigna Alta hingegen erstreckt sich über 8,5 ha in südlicher Lage, besitzt kompakte Böden mit Sand und Fossilien. Ein weiteres wichtiges Areal ist die Lage Vigna N`Antia mit historischen Parzellen und über 30 Jahre alten Rebstöcken, wo Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot gedeihen. Hier entstehen die Trauben für das Alter Ego des Vigna Alta und das dritte Aushängeschild des Weingutes, den N’Antia. Erstmals 1992 entstand dieser Bordeaux-Blend als Debütwein des Weingutes, ihm folgte 1994 der Vigna Alta. Von beiden werden jährlich nur 8000 Flaschen abgefüllt.

Der N’Antia (60% Cabernet Sauvignon, 15% Cabernet Franc, 20% Merlot, 5% Petit Verdot) gärt in Edelstahl, dann folgen 15 Monate Reifung in kleinen 225-l-Fässern aus französischer Eiche, eine Passage in Betonbehältern und weitere zehn Monate Verfeinerung in der Flasche. Weitere wichtige Weinberge sind die Vigna La Crocina, wo die Trauben des bekannten Jahrgangs-Chianti von Badia di Morrona, des „I Sodi del Paretaio“ und dessen Riserva reifen, oder die Vigne del Lago mit Reihen mit Vermentino-Reben für den florealen Weißwein Felciaio von Badia di Morrona. Alle Lagen liegen indes nur maximal fünf Kilometer vom Weinkeller der Badia di Morrona entfernt – ideal also für perfektes Wein-Management.

Luftaufnahme Badia di Morrona. Foto: Badia di Morrona
Luftaufnahme Badia di Morrona. Foto: Badia di Morrona

Natürlich verfügt das Gut Badia di Morrona auch über einen Degustationsraum und einen Weinladen mit Vinothek. Schöner ist es natürlich, etwa auch das exzellente Olivenöl des Gutes, natürlich extra vergine, gleich in der Locanda La Fornace zu testen. Dort locken dann auch der Chianti-Wein „I Sodi del Paretaio“ (85% Sangiovese,15% Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah) samt seiner Riserva sowie der reinsortige weiße Vermentino Toscano „Felciaio“, der Rosé „Vivaja“ aus Sangiovese-Trauben sowie der weiße „La Suvera“ aus Chardonnay (50 %), Viognier (40 %) und Vermentino (10 %). Natürlich dürfen auch im Weingut Badia di Morrona Dessertweine und Grappe nicht fehlen. Traditionell wird der Vin Santo hier als Blend aus Trebbiano (70 %), Malvasia (15 %) und Colombana (15 %) hergestellt und muss mindestens vier Jahre in 110-l-Fässern reifen. Und der bernsteinfarbene Grappa entsteht aus dem Trester des Chianti „I Sodi del Paretaio“.

Schließlich bietet das familienfreundliche Gut auch noch Kochkurse und Vespa-Touren, Rennrad-, Mountainbike- und Tourenrad-Verleih. Denn auch die zentrale Lage des Weingutes ist perfekt, um die Region Toskana zu erkunden.


Informationen:

Tenuta Badia di Morrona: www.badiadimorrona.it

Übernachten: www.badiadimorrona.it/agriturismi

Essen und Trinken: Locanda La Fornace: www.badiadimorrona.it/ristorante

Fotos: Badia di Morrona