Bereits seit 1981 ediert die Familie Femfert-Canali auf ihrem renommierten Gut Nittardi im Herzen des Chianti Classico-Gebietes zu Ehren von Wein und Kunst ihren neuen Jahrgangs-Chianti Classico (Chianti Classico Annata) auf besonders bemerkenswerte wie attraktive Weise: Neben dem klassischen Etikett existiert jeweils auch eine limitierte, hoch nachgefragte Auflage mit Künstleretikett und seidenem Einschlagpapier. Und bei der Gestaltung von Etikett und Einschlagpapier, für das Jahr 2018 nun schon in der 38. Auflage, konnte schon das Who is Who der internationalen Kunstwelt gewonnen werden. Dem Weingut die Ehre gegeben haben schon Friedensreich Hundertwasser und A. R. Penck, Horst Janssen, Giuliano Gelli, Mimmo Palatino, Arroyo, Combas, Yoko Ono, Pierre Alechinsky, Hsiao Chin, Karl Otto Götz, Alain Clément oder Tomi Ungerer, zuletzt war 2017 Mikis Theodorakis höchst erfolgreich an der Reihe.
Und sogar zwei Literaturpreisträger, Günter Grass und Dario Fo, waren schon mit von der Partie, um diesen Wein, dessen Trauben in 450 m Höhe auf dem hügeligen Terrain des Weinbergs Vigna Doghessa künstlerisch eindrucksvoll zu würdigen. Diesen Weinberg, im Goldenen Chianti-Classico-Dreieck zwischen Panzano, San Donato und Castellina in Chianti gelegen zeichnen ein hoher Anteil an Schieferböden (Galestro, Albarese) und natürlich seine einzigartige Lage aus.
„Kyritz an der Knatter“
Kein Wunder daher, dass der für den Jahrgang 2018 eingeladene Künstler, kein Geringerer als der aus der großen Künstlerfamilie Heisig stammende Maler und Kunstprofessor Johannes Heisig, für das seidene Einschlagpapier eben diesen Weinberg als Motiv wählte. Und wie! Denn zwar interessiert den geneigten Weinliebhaber natürlich vorrangig der Inhalt des neuen Casanuova Vigna Doghessa 2018 – er wurde übrigens umgehend schon mit 95 Punkten verdient hoch bewertet! Doch allein schon das vorsichtige Entrollen des Einschlagpapiers ist ein erster Höhepunkt dieses grandiosen Weinerlebnisses. Denn Johannes Heisig entfaltet bei der Darstellung des Weinberges zur vollreifen Erntezeit und vor dem Hintergrund der knapp über dem Horizont stehenden Sonne ein vielfältiges Farbenspektrum, in dem immer wieder auch Details überraschen.
Johannes Heisig, 1953 in Leipzig geboren und zuletzt 2020 mit dem Brandenburgischen Kunstpreis ausgezeichnet, lebt heute im Ortsteil Teetz des Städtchens Kyritz im Land Brandenburg, nahezu mit Blick auf die Wittstock-Ruppiner Heide. Kyritz war einmal bei den Berlinern nur als „Kyritz an der Knatter“ bekannt. Denn durch den Ort fließt der Fluss Jäglitz, und an einem Nebenarm, eben der „Knatter“, sorgten einst fünf Wassermühlen für Rumor! Doch heute ist dieser Nebenarm verrohrt und nur noch ein Häuschen erinnert an die große Mühlenzeit. Und auch in der Frage der Landschaft wird es für Johannes Heisig bei der Frage „Kyritz oder Chianti“ sicher rasch eine Entscheidung gegeben haben. Und so merkt man dieser außerordentlich beeindruckenden Darstellung der Vigna Doghessa eben die besonderen Reize des Chianti an. Dafür sorgt Heisigs berühmter, als expressionistisch eingestufter Malstil.
Und dafür sorgt dann natürlich auch das von ihm gestaltete Künstleretikett: Es zeigt Weingott Bacchus, auf dem Haupt gekrönt mit Olivenzweigen, der der weissagenden Sibylle ein Glas Wein reicht! Die Sibylle, Seherin und Prophetin, galt und gilt seit je auch als Muse aller Künstler. Und wo, wenn nicht im Chianti, hätten die zwei besser aufeinander treffen können? Und natürlich ist auch dieses Künstleretikett ein Ereignis – schließlich gilt Johannes Heisig auch als ehrausragender „Menschenmaler“, der schon Günther Gaus, Willy Brandt und Johannes Rau portraitierte. Warum also nicht auch mit Leidenschaft und sensitivem Gespür Götter und beinahe göttliche Weissagerinnen malen, die, wie etwa die Sibylle von Cumae oft ein nahezu unendliches Leben besaßen? Letztere übrigens, weil sie zwar nicht Bacchus, wohl aber Apoll und dem Götterolymp mit einer Handvoll Sand ein Lebensjahr pro Sandkorn abtrotzen konnte! Solange wird Nittardis Casanuova 2018, natürlich ein reinsortiger Sangiovese, wohl nicht lagern können. Und muss er auch nicht, denn man kann ihn schon jetzt entkorken und umgehend großartig finden! Aber immerhin der außergewöhnliche Weinberg hat sicher auch schon einige Jahrhunderte auf der Krume!
Und Heisigs Verbindung von Bacchus und Sibylle ist natürlich auch eine tiefe Verbeugung vor der Gutsgeschichte von Nittardi. Denn kein Geringerer als Superstar Michelangelo Buonarotti war hier mal der Eigner. Und ihn hätte diese Zusammenklang von Wein, Weissagung und Kunst sicher erfreut. Dabei führen alle Wege erst einmal aus dem Chianti erst einmal nach Rom, exakt in den Vatikan: Denn es war Michelangelo, der in der Sixtinischen Kapelle die bis heute berühmtersten Darstellungen der antiken Seherinnen schuf, die letztlich auch im Christentum Karriere machen durften. Er malte dort gleich sieben Sibyllen zu nur fünf Propheten und drückte so seine Wertschätzung aus. Und nicht genug damit: Denn der Bildhauer, Maler, Architekt und mit Ausnahme von Raffael und Leonardo wohl bedeutendste „Menschen- wie Göttermaler“ der Renaissance war auch ein veritabler Weinkenner!
Seit 1183 unter dem klangvollen Namen „Nectar Dei“
Denn das Universalgenie des 16. Jahrhunderts besaß eben damals auch das heute als „Nittardi“ bekannte Weingut, das seit 1183 unter dem klangvollen Namen „Nectar Dei“, „Nektar der Götter“ bekannt war. Nur 3,6 km von Castellina in Richtung San Donato in Poggio gelegen, können sich Besucher und Übernachtungsgäste heute inmitten des von den Femferts angelegten Skulpturenparks und der Parade der wunderbaren Weinetiketten im speziell eingerichteten Künstlerraum von der Authentizität und der Klasse des Weingutes überzeugen. Dies tat auch schon Michelangelo, er war sogar begeistert! Als großer Fan des Rebensaftes und damit auch des Bacchus entpuppte er sich 1549 in einem Brief an seinen Neffen Lionardo: „Mir sind zwei Weinfässer lieber als acht Hemden!“
Und so spielten Bacchus und die Sibyllen eben auch bei Michelangelo eine bedeutende Rolle. Dies, obschon die Sibyllen natürlich nie Bacchantinnen im engeren Sinne waren. Im Gegenteil waren ausufernde Weingelage ihre Sache nicht. Dafür hatten ihre Weissagungen umso höheren Wert. Von den berühmten neun Sibyllinischen Bücher gelangten legendär am Ende nur drei in den Besitz von Rom – zum exorbitanten Preis der neun ursprünglichen!
Und die Römer nutzten diese Weissagungen eher nicht zum Rätselraten und Spökenkieken wie in Delphi, sondern um zu Antworten und praktischen Lösungen in Zukunftsfragen zu kommen. Dafür ist seit 2013 auf Gut Nittardi Sohn León Femfert zuständig, der nun in zweiter Generation die Weinherstellung verantwortet und diesen seit 2017 auch voll biozertifiziert herstellt. Zum 2018er sagt León Femfert: „Es ist ein klassischer Jahrgang. Wir hatten eine kalten und schneebedeckten Winter, einen gerade richtigen regnerischen Frühling und einen warmen, aber nicht zu heißen Sommer. Die Periode bis zur Ernte, zwei Tage intensiver Weinlese am 17. und 18. September, endeten in Schönheit und wurde von trockenem Klima und wichtigen Temperaturschwankungen begünstigt.“
Und so gelang León Femfert, er ist Philosoph und Önologe mit seinem Winzerteam um den Star-Önologen Carlo Ferrini, dem technische Leiter Antonio Spurio und dem kaufmännischen Direktor Giorgio Conte mit dem 2018er Casanuova erneut ein Spitzenwein der Extraklasse und ein Aushängeschild für den Wahlspruch des Weingutes Nittardi. Es heißt „Gentilezza, Gioia, Genuinitá“ („Freundlichkeit, Freude, Authentizität“) und steht dafür, die Toskana und Nittardis erstklassige Weine mit allen Sinnen zu erleben.
Und Vater Peter Femfert, Verleger und Galerist in Frankfurt/Main, hält zu Johannes Heisig fest: Die Werke, die Johannes Heisig, ein sensibler Beobachter de Welt, unserem Chianti Classico 2018 gewidmet hat, sind eine Liebeshymne an die Erde und ihre Früchte, die verführen und Freude bringen.“
Und León Femfert ergänzt zum Etikett von Johannes Heisig: „Es ist wie in einem Spiegel, die Farben und Emotionen des Etiketts finden sich im Weinglas wieder. Der Jahrgang 2018 bietet der Nase Noten von reifen Kirschen und Blaubeere, mit Spuren von exotischen Gewürzen und wohlintegrierten Röstnoten. Am Gaumen elegant und voll, gibt das wichtige Kleid an Tanninen dem Wein Lebensdauer und eine gute Zeitperspektive.“
In Kürze ist dieser Wein Bei Claudia Femfert-Canali in Frankfurt/Main und in allen guten Weinhandlungen verfügbar. Und das Erstaunlichste: Den herausragenden Casanuova di Nittardi Vigna Doghessa Chianti Classico DOCG 2018 für einen überaus fairen Preis: ab 20,90 € in der 0,75 l-Flasche!
Information:
Nittardi-Weine, -Olivenöl, -Grappa in Deutschland: Stefania Canali, www.stefania-canali.de
Tenuta Nittardi, Loc. Nittardi, 53011 Castellina in Chianti, Provinz Siena, Region Toskana, Italien, Tel. +39 0577 74 02 69, Fax +39 0577 74 10 80, www.nittardi.com
Weingutbesichtigung/Degustation: Touren in italienischer, englischer, deutscher und französischer Sprache. Der Besuch (ca. 1 Std.) umfasst neben der Weinverkostung (6 Nittardi-Weine) die Besichtigung des Haupthauses (Casa Padronale) samt der Kollektion der Künstleretiketten mit gestalteten Verpackungspapieren und den Besuch des Skulpturengartens. Die Weinverkostung ist kostenlos für Kleingruppen bis fünf Personen. Die tiefer gehende Winemaker-Tour (2 Std.) schließt den Besuch von Weinberg und Weinkeller sowie die Verkostung von 6 Nittardi-Weinen, Grappa und Olivenöl ein (15 € pro Person).
Zu Johannes Heisig: www.johannes-heisig.de/
Fotos: Nittardi