Foodie

Auf dem Weg ins Valdichiana

Kein Wunder daher, das sich hier auch eine der besten, wenn nicht die beste Käserei im gesamten Gebiet von Pienza befindet: der Caseificio Fattoria Pianporcino, geführt von Giuseppe „Beppe“ Bussu. Es ist aktuell das einzige Landgut ringsum, auf dem nicht nur Käse produziert, sondern auch Vieh, exakt Schafe, gehalten wird. Noch dazu bietet der Anfangfünfziger Beppe Bussu Führungen durch die heiligen Hallen der Käseherstellung, bietet leckere Käseverkostungen im hübsch hergerichteten Degustationsraum und öffnet seinen kleinen Laden zum Direktverkauf. Nur 50 Meter entfernt vom Laden steht dann das einzige Hinweisschild, das irritiert! Es zeigt noch 300 Meter bis zum Caseificio an, doch man ist ja bereits da!

Übersehen wird man von Beppe Bussu natürlich nicht. Dafür ist der Quicklebendige viel zu rege und aufmerksam. Noch dazu, wenn man sich mit einer der Mitarbeiterinnen von Valdichiana Living angekündigt hat. Valdichiana Living ist eine Agentur, die sich exzellent um die kulturellen wie kulinarischen Schätze im toskanischen Valdichiana, dem Chiana-Tal kümmert und entlang der Strada del Vino Nobile di Montepulciano e dei sapori della Valdichiana Senese, Der Straße des Vino Nobile di Montepulciano und der Aromen und Geschmäcker im sienesischem Teil des Valdichiana, auch wunderbare Touren für Toskana-Besucher anbietet.

Und zu den kulinarischen Highlights zählt neben dem Wein, allen voran dem Vino Nobile aus Montepulciano, natürlich auch der Käse. Mit uns von der Partie ist heute Maria Guarriello von Valdichiana Living, und natürlich kennen sich Maria und Beppe schon seit langem. Denn der Caseificio Pianporcino ist keineswegs unbekannt, wenn auch für viele Reisende noch ein Geheimtipp! So empfängt Beppe schon seit einigen Jahren sogar regelmäßig Busreisegruppen aus Deutschland, die es sich nicht nehmen lassen, nach dem Besuch der Käserei, natürlich unter Einhaltung der hygienischen Vorschriften, zur Käse-Degustation zu schreiten und dann anschließend den Direktverkauf zu stürmen. Das liegt natürlich einerseits an Beppe Bussu selbst, der durch seine freundliche Art und seine überschäumende Fröhlichkeit überzeugt und der perfekte geborene Marketing-Mann für seine Käseprodukte ist. Das liegt natürlich auch an der umliegenden, faszinierenden Hügellandschaft zwischen dem Val d`Orcia und dem Valdichiana, wo sich gen Süden in Hintergrund auch der Altvulkan des Monte Amiata auftürmt.

Hier reift der Käse. Foto: Ellen Spielmann
Hier reift der Käse. Foto: Ellen Spielmann

Und es liegt natürlich auch am Käse, der zuletzt 2019 auch die Hitliste bei den World Cheese Awards stürmte. Und letztlich liegt es natürlich auch an den günstigen Preisen. Denn im Direktverkauf liegen die Preise maximal bei 25 Euro pro Kilo! Ein klarer Fall also für Gourmets mit Schnäppchenjägerqualitäten! Dennoch ist Beppe im Jahr 2020 nicht ganz zufrieden mit der sich eigentlich bestens entwickelten Situation seiner Käserei und des landwirtschaftlichen Betriebs. Denn natürlich hat Covid-19 die Situation ihn ausgebremst. Die Touristen kamen nicht mehr, da bleiben nur noch der Direktverkauf und die weiteren Läden, etwa im nahen Chiusi und in Cortona, um sich über Wasser zu halten. Klar, etwas Geld vom italienischen Staat gab es auch. Aber das reichte bei weitem nicht, um die laufenden Kosten zu decken.

Aber Beppe klagt nicht, sieht die Schuld für die Misere eher bei sich selbst. Er hatte bisher keine gut ausgebaute Webseite, konnte daher nichts durch Online-Verkauf kompensieren. Aber das ändert sich nun: Käse-Fans dürfen sich bald auf das Online-Ordern bei ihm freuen. Und sie haben allen Grund dazu. Denn hier werden über 30 verschiedene Sorten Käse angeboten, natürlich vorneweg der „Pecorino di Pienza“, der Schafskäse aus Pienza, der manchmal auch „Cacio di Pienza“ genannt wird. Alle seine Zutaten stammen de facto direkt vom Hof, sind also nicht nur werbetechnisch ökologisch perfekt und entsprechen somit wahrhaft dem berühmten „chilometro zero“, der Null-Kilometer-Distanz.

Natürlich gibt es den Pecorino in allen Altersstufen, und es gibt ihn mit verschiedensten aromatisierenden Zutaten, etwa Heu oder Walnussblättern, süßen oder pikanten Kräutern und sogar mit DOC-geschütztem Wein aus dem Val d`Orcia oder Trester. Den jungen, frischen Pecorino gibt es hier schon für 14 €/kg, als Brie für 16,90 €/kg. Und auch für den zehn Monate gereiften Pecorino Stagionato werden nur 17,40 €/kg fällig. Hits sind natürlich der Pecorino aus Rohmilch (18,40 €), der 18 Monate gelagerte Pecorino Riserva (20,40 €) und der mit Heu, Nussblättern und Trester 18 bis 24 Monate verwöhnte Pecorino Affinato (ca. 23,40 €/kg). Es gibt aromatisierten Pfeffer-Käse (18,40 €) und natürlich das teuerste Produkt, den Trüffel-Pistazienkäse für 24,50 €/kg. Aber vollständig ist der Besuch nur, wenn man auch den frischen Ricotta (350 g = 2,50 €) probiert und die von Beppe produzierten leckeren Joghurts (1 Kilo 5 €) kostet.

Im Hofladen von Beppe. Foto: Ellen Spielmann
Im Hofladen von Beppe. Foto: Ellen Spielmann

Das kann man natürlich auch in Giuseppes Laden Beppe Bussu Ricotta & Yogurt, der direkt an Cortonas Flaniermeile und Corso, der Via Nazionale 49 öffnet. Auch in San Quirico d`Orcia (Via D. Alighieri 113 B, Tel. +39 345 660 44 69) wird man fündig, während Beppes Laden im nahen in Chiusi (Via Isonzo 33, Tel. +39 342 821 67 64) wohl auf der Kippe steht. Denn zieht der Online-Verkauf erst einmal an, wird er wohl diesen Laden aus Kostengründen schließen.


Informationen:

Strada del Vino Nobile di Montepulciano e dei sapori della Valdichiana Senese, www.stradavinonobile.it 

Toscana Promozione Turistica, www.visittuscany.com 

Fotos: Ellen Spielmann

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