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Abenteuer in Carrara – im Herzen der italienischen Marmorproduktion

Für einen Ausflug von Carrara (80 m ü. M.) hoch oben in die Steingruben (bis 1000 m ü. M.) der apuanischen Alpen, rein ins direkte Geschehen braucht es schon Mut. Eine Fahrt im Jeep bis zu zehn Personen auf steilen schmalen Serpentinenschotterstrassen mit engen Kurven, manchmal geht’s wegen des extremen Gefälles auch nur rückwärts den Berg hoch. Mit „Abenteuer im Inneren der Marmortäler von Carrara“, starke Emotionen und Nervenkitzel garantiert, wirbt das Unternehmen Cave di Marmo Tours für Touren in Jeeps und erfahrenen Guides. 60 €. kostet der Spaß für sechs Personen, vorab Buchung ist erforderlich. Es gibt geführte Touren in Italienisch, Englisch und Deutsch bei denen alles Wissenswerte über das Reich des Marmors zu erfahren ist.

Seit der Römerzeit bis zur industrielle Revolution Jahre wurde Marmor mit Hammer und Meißel abgebaut. Die Steinhauer brachen Blöcke aus den Steinwänden, bearbeiteten sie mit Spitzeisen um rechtwinklige, transportable Quader zu haben, die erst mit Menschenkraft, später mit Traktoren weggeschafft wurden. Der dritte Arbeitsschritt der Steinhauer war die Spaltung der Blöcke (sie wiegen bis zu 20 Tonnen) in Platten. Mithilfe von Maschinen Baggern, Traktoren, Seilsägen und Schrämen wird der Marmor Carraras heute aus dem Felsen gebrochen.

Aktuell teilen sich 188 Firmen das lukrative Geschäft mit dem weißen Gold. Sechs bis acht Firmen müssen sich, da sie keine Lizenz für die Steingruben erwerben können, dem teureren und auch gefährlicheren Unternehmen, dem Innenabbau im Tunnel stellen.

Mamorschnitt mit großer Maschine. Foto: Ellen Spielmann
Mamorschnitt mit großer Maschine. Foto: Ellen Spielmann

Aufmerksamkeit, Vorsicht und Respekt beim Besuch der Marmortäler einzufordern hat sich die Tourismusindustrie auf die Fahnen geschrieben, das gilt nicht zuletzt für die eigene Sicherheit. Umweltschützer fordern schon seit langer Zeit, den Marmorabbau einzustellen oder zu reduzieren, aber dazu wird es nicht so schnell kommen. Denn die Vorkommen des Natursteins reichen noch geschätzt ca. 300 Jahre. Carrara, Massa erstreckt sich über drei Täler, verzeichnet zwölf Ortschaften und blickt auf 2000 Jahre Geschichte zurück.

Die Region bildet eine ganz eigene Welt, die über Jahrhunderte von harter Sklavenarbeit dominiert war. Auch nach Abschaffung der Sklaverei dauerte körperliche Plackerei, tiefe Armut und prekäre soziale Lebensbedingungen an. Sicher ist es kein Zufall, dass starke politische Ideen und Praktiken hier ihren Ursprung haben. Historische Studien belegen, dass die meisten Anarchisten, die Ende des 19. Anfang des 20. Jhs. agierten aus der Gegend von Carrara stammten.

Faszination des weißen Marmors aus dem Michelangelo seine Moses-, Davidsstatue schuf, die schönsten italienischen Plätze, noble Paläste und helle Kirchen, der Glanz Roms entstanden, führten auch Schriftsteller wie Dickens, Tolstoi und Byron dazu, nach Carrara zu reisen um den schimmernden weltberühmten Stein in Natura zu sehen. Seit den 1960er Jahren siedelten sich Bildhauer u.a. Henry Moore und Fernando Botero in Pietrasanta, ein Ort an den Ausläufern der apuanischen Alpen an um in ihren Ateliers Marmor aus Carrara zu bearbeiten, heute bietet der Ort Klopfkurse und Profis und Laien an.

Larderia „La Stazione“ di Colonnata von Bruna Guadagni. Foto: Ellen Spielmann
Larderia „La Stazione“ di Colonnata von Bruna Guadagni. Foto: Ellen Spielmann

Colonnata die berühmteste der Borghi (Bergdörfer) der Apuaner Alpen ist neben seinen Steingruben des weißen Marmors auf für den weißen Marmor zum Essen, dem berühmten Lardo (schneeweißer Speck) bekannt. Der Speck (aus der Schulter des Schweins) ernährte die Steinhauer, schützte sie gegen die Kälte und wappnete sie vor Erschöpfung bei der schweren Arbeit und den langen, beschwerlichen Wegen zur Arbeit, er war überlebenswichtig. Lardo wird in einem speziellen Marmorgefäß mit Deckel in Schichten mit Salz, Pfeffer, Salbei, Rosmarin, Koriander und Nelken gepresst und zwischen sechs und zehn Monaten gelagert. Heute ist der Lardo di Collonata hauchdünn geschnitten eine Gaumenfreude für Gourmets.

In der Larderia „La Stazione“ di Colonnata von Bruna Guadagni, der ehemaligen Bahnstation von der Marmorblöcke transportiert wurden, wird seit Generationen der schöne, weiße Speck nach traditioneller Rezeptur hergestellt und verkauft.


Informationen:

www.tno.camcom.it

www.vistiacarrara.it

www.cavedimarmotours.com

www.lardo-lastazione.com

Fotos: Ellen Spielmann

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