Überall sind immer wieder neue landschaftliche, kulturhistorische oder kulinarische Schätze zu entdecken. Die gebürtige Südtirolerin Franziska Ganthaler hat dort vor fast 20 Jahren mit dem Poggio Antico ein kleines Paradies geschaffen. Sie kennt die schönsten Plätze, geschichtsträchtigen Orte, malerischsten Aussichtspunkte und die besten kulinarischen Adressen. Vom italienischen Wochenmarkt über versteckte Bars, Fattorien, Osterien, sternegekrönten Restaurants oder Weingütern – die Auswahl gleicht einem farbenfrohen Füllhorn.
Im Zeichen des Trüffels
Das Restaurant Le Ginestre bei Belvedere Ostrense gehört zu jenen versteckten Schätzen in den Hügeln der Marken, an denen der Autofahrer fast vorbeifährt. Lediglich ein kleines handgemaltes Holzschild mit der Aufschrift „Tartufi“ verleitet zum Anhalten. Ein Stopp lohnt. Das Ehepaar Roberta und Stefano Ausili serviert auf der Veranda und in dem kreativ gestalteten Gastraum köstliche Menüs, ganz im Zeichen des schwarzen Trüffels.
Alle Gerichte sind handgemacht und so werden auch die Trüffel, in feuchte Tücher gewickelt, aus der Frischhaltebox genommen und über die köstlichen Gerichte gehobelt. Liebevoll zubereitete Vorspeisenvariationen, Pasta mit Steinpilzen und Ragout – alles mit frischem Trüffel. Zu den äußerst schmackhaften Gerichten wird ein Lacrima di Morro d`Alba (Die Träne von Morro d’Alba) mit seinem feinen Rosenaroma gereicht.
Zauberer der Küche
Im Ristorante dal Mago in Morro d`Alba wird bereits seit mehreren Generationen gekocht. Der heutige Geschäftsführer Loris Romiti legt größten Wert auf Tradition und Regionalität. Für ihn ist es selbstverständlich, dass die Produkte möglichst von den Produzenten des Ortes kommen. „Beispielsweise stammen der Käse, der Schinken und die Salami für die Vorspeise alle aus Morro d´Alba und der Wein wächst direkt am Hügel hinter dem Haus“, berichtet Loris Romiti, dessen Großvater Spartaco Romiti wegen der Authentizität der Gerichte in den 1950er Jahren den Titel „Zauberer des Weins, Zauberer des Wildes und der Küche“ gewann.
Heute bietet die Familie Romiti Qualitätsprodukte aus veredelten Rohstoffen und saisonale Produkte an, die auch im Laden Dal Mago erworben werden können. Zu den empfehlenswerten Klassikern nach den Rezepten der Großmutter gehören neben den kalten, handgeschnittenen Vorspeisen sowie Rührei mit Trüffeln, Mezze Fettuccie mit Fevabohnen, Schweinelende und Schafskäse oder Ciavattoni mit Lammbolognese.
Mit dem Salzgeschmack auf den Lippen
Wunderschön am Meer gelegen, wird im Acqua Salata – Beach & Restaurant in Montemarciano hervorragende Kochkunst geboten. Mit dem zarten Geschmack des Salzwassers auf den Lippen und einem Panoramablick über die Adria spricht der Genuss gleich mehrere Sinne an. Das Ehepaar Serena und Andrea Caracciolo verstehen ihr Handwerk. Nach den Gnocchi aus violetten Kartoffeln auf Reggiano-Creme mit Walnüssen und Salbei folgen mit der Garnele auf einem Kürbisschaumsüppchen sowie einem Meeresfrüchtesalat die Seeschnecken mit Polenta.
Begleitend dazu wird von der Tenuta di Fra ein Ros`Anna gereicht. Mit den typischen zarten Rosen- und Veilchennoten vom Lacrima harmoniert der samtig-fruchtige Wein perfekt mit den Speisen. Einfach wunderbar gelungen. Nach dem köstlichen Dessert, bayrische Creme mit Kaki und karamellisierten Haselnüssen, erinnert ein Moretta Fanese an das Leben der Seeleute, die diese besondere Mischung aus Weinbrand, Anis, Rum, Zucker und Espresso im Hafen von Fano getrunken haben.
Farbenreiches Gemälde
Im eleganten Restaurant Al Cuoco di Bordo in Senigallia widmet man sich mit großer Leidenschaft den Fischgerichten. Eine besondere Passion gilt dabei unter anderem dem rohen Fisch. „Das Meer ist unser Land, es gehört der Familie und es ist in der Familie. Wir tragen es in Herz, Seele und Händen. Wir blicken immer noch mit Erstaunen auf die Wunder, die es uns bietet“, beschreiben Inhaber Angelo Putignano und sein Sohn Francesco ihre Beziehung zum Meer.
Zum Einstieg bereitet ein eleganter Solci’s Spumante Dosaggio Zero aus der Emilia Romagna mit seiner feinen Perlage perfekt auf das spannende Menü vor. Gleich der erste Gang, Thunfisch-Carpaccio, Tomaten-Agretta und Meeresspargel begeistert mit seinen ausbalancierten Aromen und Texturen. Es folgt eine delikate, gehackte Dorade an Martini dry. Auch die weiteren Gerichte zeugen vom Können der Köche. Der Oktopus mit Basilikum, Olivenöl und Wildreis, die Jakobsmuscheln mit grünen Bohnen, Speck und Zitrusaromen sowie der Schwertfisch im Sesammantel zeugen von einem sensiblen Gespür für neue, sehr schmackhafte Kompositionen. Was gewagt klingt, schmeckt harmonisch.
Zum abrundenden Finale ein wunderbares Dessert mit den Hauptakteuren Pistazie und Haselnussmuss. Die durchgängig ausgezeichneten Gerichte werden von einem 2016 Oltretempo del Pozzo Buono, Castelli di Jesi Verdicchio Riserva DOCG Classico von Vicari begleitet. Exotische Noten, Brioche, Fenchel, Mineralität sowie blumige Aromen vereinen die einzelnen Komponenten der Speisen, modellieren daraus ein farbenreiches Gemälde.
Gereifter Wein am Sandsteinkamin
Geradezu malerisch schmiegt sich das Weingut Moroder mit Blick auf das Meer in die geschwungene Landschaft zwischen Weinberge, Obstgärten, Eichen- und Olivenhainen. Der biologisch zertifizierte Landwirtschaftskomplex, der vollständig im Naturpark Conero liegt, erstreckt sich über eine Fläche von 62 Hektar, von denen mehr als die Hälfte dem Weinanbau gewidmet ist.
Herzstück des Anwesens sind neben dem Weinkeller das Restaurant Aión sowie drei charmante Gästezimmer. Einer hervorragenden kulinarischen Tradition in der Region folgend ist die Gründung des Restaurants in der Scheune des behutsam restaurierten Bauernhauses aus dem 18. Jahrhundert zu verdanken. Der Name Aión stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel, wie „Die Zeit, die nicht vergeht“. „Das ist die Zeit, die wir unseren Gästen in einer gemütlichen Umgebung bieten möchten, indem wir sie in einem warmen und einladenden Ambiente in einem mit Sorgfalt und Respekt renovierten Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert unterbringen. In der Sommersaison kann man die Aussicht auf den Conero von der Terrasse aus genießen“, berichtet Winzer Mattia Moroder, der zusammen mit seinen Brüdern das Weingut führt.
Fast alle Produkte (Brot. Pasta, Wein, Gemüse, Obst, Fleisch und Trüffel) werden auf dem Hof produziert. „Die Unverfälschtheit der Rohstoffe wird von einer sorgfältigen Suche nach Aromen begleitet, auf der Suche nach der natürlichen Harmonie eines jeden Gerichts“, ergänzt der Winzer.
Ein Höhepunkt ist ein Abendessen im Aión am Feuer, das in einem großen Sandsteinkamin prasselt. Während die aufmerksamen Mitarbeiter ein Trüffelmenü servieren, kann man den Gedanken nachhängen und sich ganz der Gemütlichkeit hingeben. Zum Rührei mit Trüffel wird ein 2014 Moroder Spumante gereicht. Der reinsortige Montepulciano brilliert mit intensiven Aromen und ausgeprägter Cremigkeit.
Zu den Raviolo, gefüllt mit Ricotta und Trüffel, ist es ein Moroder Rosso Conero zero 2020, der das Gericht nicht übertüncht, sondern würdig stützt. Eine weitere Steigerung in der Menüfolge und den dazu passenden Weinen bereitet mit einem 2018 Moroder Rosso Conero zur Carbonara große Freude, denn mit seinem komplexen Bouquet und Geschmack, in dem fruchtige Noten von dunklen Kirschen und Himbeeren zu vernehmen sind, umgarnt er schmeichelhaft die Speise. Der Hauptgang, gefüllt Tacchinella mit Kastanie und Trüffeln, wird von dem Flaggschiff des Weinguts, einem komplexen und vielschichtigen, sehr weichen 2017 Dorico Conero Riserva begleitet.
Auch das Schokoladendessert wird durch die Weine, einem zarten Bianconero Moscato Naturale oder einem feinen Likörwein „Vino & Visciole“, einer Cuvée aus Montepulciano und Wildkirschen komplettiert.
Auch wenn die Flammen in dem Sandsteinkamin nach einem schönen Abend erloschen sind, ist das Feuer für die Region Marken längst entfacht.
Informationen:
Poggio Antico, https://www.poggio-antico.com/
Tenuta di Fra, https://www.tenutadifra.com/
Ristorante dal Mago, http://www.ristorantedalmago.it/
Acqua Salata – Beach & Restaurant, https://www.facebook.com/acquasalatarestaurant
Restaurant Al Cuoco di Bordo, https://www.cuocodibordo.com/
Moroder, https://www.moroder.wine/
Fotos: Carola Faber