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Maremma zwischen Tuff und Schwefel

Der Ausblick auf den gut 300 Meter über Meereshöhe liegenden Ort Pitigliano aus der Ferne erscheint fast surreal. Es ist, als ob ein Ort aus einem riesigen Stein erschaffen wurde. Genauer: aus Tuffstein. Denn hier, tief in der Toskana in der Provinz Grossetto, hat die vulkanische Vergangenheit die Region geprägt. Vor rund 300.000 Jahren kam es hier zu enormen Explosionen, stiller Zeuge ist der unweit des Ortes befindliche und aus der vulkanischen Explosion entstandene Bolsenasee. Vor Ort kann man weit entfernt den Monte Amiata, einen 1738 Meter hohen erloschenen Vulkan sehen.

Die Synagoge in Pitigliano. Foto: Michael Schabacker
Die Synagoge in Pitigliano. Foto: Michael Schabacker

Und Pitigliano hat Geschichte, eine Geschichte, die fast 1000 Jahre zurückreicht. Wer durch die engen Gassen des Ortes wandelt, kann es erahnen – und wer sich in die Synagoge Pitiglianos verläuft, ohnehin. Denn eben diese ist stummer Zeuge der Vergangenheit, ein barockes Gebäude, welches heute für die eine oder andere Kulturveranstaltung genutzt wird. Erste schriftliche Erwähnungen der Stadt stammen aus dem Jahr 1061. Später, ab dem 16. Jahrhundert wurde Pitigliano Zufluchtsort für verfolgte Juden.

Noch vor 150 Jahren war hier mit einem 20-prozentigem Anteil im Verhältnis zur Gesamteinwohnerzahl die größte jüdische Gemeinde Italiens angesiedelt. Aus dieser Zeit resultiert auch der inoffizielle Name des Ortes: „Das kleine Jerusalem“. Neben der mittelalterlichen Kathedrale „Santi Pietro e Paolo“ und der aus dem 13. Jahrhundert stammenden ältesten Kirche im Ort, San Rocco, fasziniert beim Durchqueren des Ortes vor allem das beeindruckende Aquädukt aus dem 16. Jahrhundert, welches die Medici im 17. Jahrhundert vollendeten. 

Das Aquädukt aus dem 16. Jahrhundert. Foto: Michael Schabacker
Das Aquädukt aus dem 16. Jahrhundert. Foto: Michael Schabacker

Viele Gebäude erinnern noch an das Leben der jüdischen Gemeinde. Es sind Räume zu sehen, die einst eine Bäckerei waren, spezielle Becken, in denen Jugendliche rituelle Bäder nahmen oder auch Keller, in denen der koschere Wein aufbewahrt wurde. Auch wenn jetzt nur noch wenige Juden in dem Ort wohnen, besteht weiter eine enge Bindung zwischen ihnen und der Stadt. So wird zum Beispiel auch heute noch – oder besser: wieder – koscherer Wein von der Genossenschaftskellerei hergestellt.

Ein gutes Stichwort, sich vielleicht einmal mit der Kulinarik in Pitigliano zu beschäftigen. Denn der Ort ist durchaus auch bekannt durch seine Süßspeise, der „Sfratto“. Dies ist eine in Teig gerollte Füllung aus Honig, Nüssen, Zitrone, Mandarine, Muskat und Zimt. Aber wer sich jenseits der Süßspeise kulinarisch verwöhnen möchte, sollte sich vielleicht in das romantisch gelegene „Hostaria del Ceccottino“ im Ort begeben. Ein schöner Querschnitt der italienischen Küche findet sich auf der Karte wieder.

Sfratto zum Nachtisch. Foto: Michael Schabacker
Sfratto zum Nachtisch. Foto: Michael Schabacker

Tagliatelle mit Trüffel und Spinat, Ravioli mit Brennnessel, Pappardelle in Wildschweinsauce, Fiorentina Fleisch serviert auf heißem Lavastein, Lamm mit Knoblauch und Rosmarin, Wildschwein in Tomatensauce und Knoblauch oder auch Kaninchen in Weißweinsauce sind zu bestellen. Ohnehin ist, je nach Wetterlage, einer der Außentische zu empfehlen. Gerade in der Abendstimmung ein wunderbarer Ort.

Doch die Maremma hat noch so viel mehr zu bieten. Neben dem oben erwähnten 150 Meter tiefen Bolsenasee mit seinen zwei kleinen Inseln Isola Bisentina und Isola Martana, hat sich die Region durch seinen sanften Tourismus und einen breitgefächerten Agriturismo einen Namen gemacht. Ebenso hat die Maremma an ihren Stränden eine hervorragende Wasserqualität und Sauberkeit zu bieten. 

Landschaft der Maremma. Foto: pixabay
Landschaft der Maremma. Foto: pixabay

Aber auch jenseits der Strände lässt sich in der Maremma Wasser genießen. Vielleicht auf eine etwas „andere“ Art, aber dennoch. Die Thermalquellen von Saturnia (Terme di Saturnia) liegen gerade Mal 25 Kilometer von Pitigliano entfernt. Das schwefelhaltige Quellwasser kommt mit gut 37 Grad Celsius aus der Erde. Die genaue chemische Zusammensetzung besteht aus Schwefel, Kohlenstoff, Sulfat, Bicarbonat-Alkali, Erde mit Schwefelwasserstoffgas und Kohlendioxid.

Unschwer vorstellbar, dass der Geruch zunächst leichtes Unbehagen hervorruft. Der öffentliche und frei zugängliche Bereich wurde in die Felsen gebaut, Wasserfälle sprudeln und, fast schon außergewöhnlich, das Areal kann kostenlos und rund um die Uhr besucht werden. 

Öffentlicher Bereich der Thermalquellen von Saturnia. Foto: pixabay
Öffentlicher Bereich der Thermalquellen von Saturnia. Foto: pixabay

Terme di Saturnia Resort

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich mit dem Terme di Saturnia Resort auf 120 Hektar Natur ein 5-Sterne-Hotel, welches sich ebenso das Quellwasser als Zugpferd zu Nutzen macht. Denn Thermenwasser ist hier wahrhaft Programm: das Quellwasser speist die Becken und Whirlpools der Außenanlage des Hotels, nicht zuletzt ist daraus ein komplettes medizinische Spa-Programm entstanden. 

Geschichtlich ist dieser Ort bereits zu Römer-Zeiten bekannt gewesen – und eben dieser Ursprung ist heute Magnet für viele Spa-Touristen aus aller Welt. Denn was sich das Hotel hat hier aufbauen können, ist schon etwas ganz Besonderes. Besonders, da sich das 124 Zimmer große Resort vor allem eines auf die Fahne geschrieben hat: Den Körper in Einklang bringen mit Geist und Natur. Und dies geschieht mannigfaltig aus dem Mix von Thermal- und Kryotherapie, Naturheilkunde und medizinischen Anwendungen.

Im Thermalwasser der Quelle. Foto: Terme di Saturnia Resort
Im Thermalwasser der Quelle. Foto: Terme di Saturnia Resort

Iridologie-Check

Den wenigsten Besuchern dieses Hotels dürfte im Vorfeld klar sein, was alles in diesem Hotel möglich ist und welche Art Untersuchungen und Behandlungen sie erwartet. Bei dem angebotenen Iridologie-Check beispielsweise erfolgt eine Kartierung der Iris. Es wird eine diagnostische Betrachtung und Auswertung gemacht, bis hin zur Bestimmung des körperlichen Zustandes. Dabei werden Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -beschwerden, Stress, chronische Müdigkeit, Angstzustände oder auch emotionale Störungen erkannt und es werden maßgeschneiderte Behandlungsmöglichkeiten offeriert. 

Bei den kryptotherapeutischen Behandlungen geht es dann ab in die Kältekammer. Bei eisigen Temperaturen gilt es dann bis zu vier Minuten auszuhalten, um eine Vielzahl an positiven Reaktionen für den Körper auszulösen. Von der Verringerung von Schmerzen und Entzündungen in den Gelenken oder auch einer Verjüngung des Erscheinungsbildes der Haut sollen hier, wie berichtet, gute Ergebnisse zu erzielen sein.

Das Terme di Saturnia 5-Sterne-Resort mit dem Außenbecken. Foto: Terme di Saturnia Resort
Das Terme di Saturnia 5-Sterne-Resort mit dem Außenbecken. Foto: Terme di Saturnia Resort

Bei der Thermaltherapie geht es dann letztendlich genau um das, wofür diese Region so bekannt ist: um die Wassernutzung der Thermalquellen. Das 37 Grad warme, schwefelhaltige Wasser ist ideal um die Durchblutung im Körper anzuregen. Dies geschieht schon beim Schwimmen in den verschiedenen Becken im Außenbereich. Genügend Liegemöglichkeiten ergänzen das Angebot, wenn man sich nach einem Thermal-Bad einfach in die Sonne legen möchte.

Der heilenden Wirkung des Thermalwassers als Schlamm wird – ähnlich wie dem am Toten Meer – heilende Wirkung zugesprochen. Zum einen ist es bei Gesichtsbehandlungen entspannend und die Haut wird weich. An Rücken, Armen oder auch den Beinen aufgetragen, können Arthritis, Rheuma oder auch Atemwegserkrankungen behandelt werden. Auch zum Entgiften wird das Thermalwasser zum Trinken angeboten, Fango- und Balneotherapien ergänzen die Anwendungen.

Der Außenbereich bietet verschiedene Becken mit Thermalwasser an. Foto: Michael Schabacker
Der Außenbereich bietet verschiedene Becken mit Thermalwasser an. Foto: Michael Schabacker

Kulinarisch bietet das Terme di Saturnia mit dem „1919“ ein hauseigenes Restaurant direkt am Außenbassin des Hauses. Vom Smoked Salmon, Lentil Soup über Marinated Tuna, Beef Tarare oder auch T-Bone Steak: die Auswahl ist reichhaltig. Und wem es jenseits der Spa-Behandlungen oder Kulinarik nach einer Runde Golf gelüstet, kann auch dies direkt am Resort umsetzen. Der von Ronald Fream entworfene 18-Loch-Platz erstreckt sich auf 70 Hektar über mehr als sechs Kilometer.

Informationen: 

www.termedisaturnia.it 

Fotos: Michael Schabacker, Terme di Saturnia Resort, Giulio Pugliese , pixabay, Modifica

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