Unscheinbar? Nein, das ist es sicherlich nicht, das AÜRT Restaurant im Norden Barcelonas. Ungewöhnlich trifft es wohl eher. Denn irgendwie ist es kein „eigenes“ Restaurant, ist vielmehr eingebunden in den gastronomischen Bereich gleich im Anschluss an die Lobby des Hilton Diagonal Mar Barcelona. Gleich neben dem Restaurant befindet sich die Bar – in Sichtweite und nicht abgetrennt. Ein eher ungewöhnliches Konzept, ist man doch in einem Sternerestaurant, befindet sich allerdings inmitten des Trubels eines Hotels. Sehr erfrischend!
Und so unkonventionell wie das AÜRT, so unkonventionell ist auch Chefkoch Artur Martinez. Wir treffen ihn am späten Nachmittag als gerade ein Fotoshooting für diverse Dishes und Gerichte ansteht. Ruhig geht es zu in der Küche bzw. dem Gastraum des AÜRT. Fotoapparate blitzen, ein ums andere Bild wird stilvoll in Szene gesetzt. Aber eben eher „einfach“, wie er auch seine Küche versteht: „Ich mag die Einfachheit – und vor allem lokale Produkte, die sinnvoll angerichtet sind“, verrät uns Martinez.
Gitarrist mit eigener Band
Und diese Einfachheit spiegelt sich auch in der Gestaltung des AÜRT und final natürlich auch im „Design“ der Dishes wider. Woher dies kommt? Nun, die gastronomische Reise des Artur Martinez startete in Terrassa. Seine Großeltern eröffneten 1952 eine kleine Bar in dem Ort, klassische Tapas und Weine kamen auf den Tisch. So ein wenig wurde ihm die Gastronomie also schon in die Wiege gelegt, kein Wunder also, dass es irgendwann mit einem eigenen Restaurant gipfelte. Auch wenn es zunächst nicht sein Traum war Koch zu werden, sondern eigentlich Musiker (war er doch Gitarrist mit eigener Band), stellte ihn sein Vater irgendwann vor die Wahl im elterlichen Betrieb zu arbeiten oder dem Kochberuf richtig nachzugehen.
Und das hat er dann auch gemacht – und dies äußerst erfolgreich. In seinem Geburtsort vor den Toren Barcelonas, eröffnete Martinez das Capritx und erkochte seinen ersten Stern. Als es ihn dann nach Barcelona zog, riss die Erfolgsschnur des Katalanen nicht ab. 1998 bekam er den Titel „Best young Chef of Catalonia“, ehe 2006 „Young Entrepeneur“ und „Innovation“-Award folgten. Die wichtigsten Auszeichnungen folgten dann 2019, als er die Auszeichnungen „Best Restaurant in Barcelona“, „Best Restaurant Design in Europe“ und natürlich im November des gleichen Jahres den ersten Michelin Stern für das AÜRT (acht Monate nach der Eröffnung) neben 2 Rebsol Sonnen einheimsen konnte. 2021 und 2022 folgten dann noch „Spain`s best Hotel Restaurant World Culinary Awards“.
Ganz besonders die 2019 verliehene Auszeichnung für das beste Restaurant Barcelonas ist nicht genügend in den Vordergrund zu rücken. Nimmt es Martinez in der kulinarischen Metropole doch mit gastronomischen Schwergewichten wie Paco Perez, Martin Berasategui, Carme Ruscalleda oder auch den El Bulli-Schülern Oriol Castro, Mateu Casanas und Eduard Xatruch auf. Dass er sich mit seinem Team dahinter nicht verstecken muss, hat Martinez längst bewiesen.
Genussfolge: ein Abend im AÜRT
Ein Abend im AÜRT ist reduzierte Einfachheit mit dem gewissen Kick und einer entspannten Atmosphäre. Allerdings kann man sich bei einem Besuch auf eine etwas längere Verweildauer einstellen. Ein Menü im AÜRT umfasst gut und gerne 15 Gänge, je nachdem was man alles dazu rechnet auch mal etwas mehr. Doch keine Sorge, Langweilig wird es hier garantiert nicht. Selbst für den Fall, dass man alleine am Tisch sitzt, was eigentlich fast nicht geht da es zwar nicht ein Ein-Tisch-Konzept wie zum Beispiel bei Kevin Fehling ist, aber dennoch durch die verbundenen Tischeinheiten ein wenig so wirkt; man ist somit eigentlich nie alleine.
Hinzu kommt, dass partiell einige Speisen direkt neben den Tischen gegart bzw. zubereitet werden und direkt von dort an den Tisch kommen. Es gibt also immer etwas zu sehen, obschon es immer wieder verwunderlich ist mit welch entspannter Gelassenheit die Prozesse der Zubereitung vollzogen werden.
Schon das „Chicken consome“, „Bread and L`Oblit“ und der tolle Tuna-Gang („Tuna marrow with roast juice“) waren ein verheißungsvoller Start. Dem Tartar vom Tintenfisch („Cuttlefish tartar“) folgten „Ganxet beans pil-pil“, Forelle („Pyrenean trout with mustard“), „Mussel salmorejo“ und „Onion royale“.
Red prawns with mojo
Eine absolute Delikatesse sind die „Red prawns with mojo“, getoppt mit einer Hippe. Zu den Gängen „Skate wing“ und dem Lamm („Lamb with korean sisho“) gab es mit dem Freixenet „La Freixeneda“ 2011 einen tollen Wein. Ein Tropfen, der mittlerweile wohl durchaus schwer zu beschaffen sein dürfte. Das Besondere an diesem Freixenet ist die Verarbeitung von bereits getrockneten Trauben. Und das macht sich mehr als bezahlt. Die Rebsorten Garnacha und Cabernet Sauvignon erfahren hier eine tolle Konzentration der Aromen.
Das „Barbecue roasted pork“ war ein krönender Abschluss der Hauptgänge, ehe es zu „Watermelon rind sorbete“ bis hin zu der Eiscreme („Sourdough ice-cream, pine nuts and pine acid honeyy“) ging. Passgenau dazu der servierte „Kimera Espumoso Ancestral Garnatxa“. Ein spanischer Schaumwein (Navarra), der das Menü würdig finalisierte. Für das gesamte Menü stehen am Ende des Abends 155 Euro auf der Rechnung, die Weinbegleitung (wahlweise) kostet 55 Euro.
Wie oben bereits erwähnt, ist das AÜRT Restaurant direkt an die Bar angeschlossen. Sollte das Restaurant ausgebucht sein, lässt es sich auch dort, in dem angrenzenden Restaurant „MA`I“ vortrefflich, wenn auch einfacher, speisen. Zu empfehlen sind die „Tacos de pulled“.
Das Hotel bietet mit dem „Purobeach Barcelona“ einen Außenpool. Der Strand Platja de Llevant ist etwa 500 Meter , die Sagrada Familia und die Basilika Santa Maria del Mar sind vier Kilometer vom Hotel entfernt. Die Innenstadt erreicht man schnell mit der U-Bahn, die Station ist fußläufig erreichbar.
Informationen:
www.hilton.com/en/hotels/bcndmhi-hilton-diagonal-mar-barcelona
www.aurtrestaurant.com
Fotos: Hilton Diagonal Mar / AÜRT