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Ein Streifzug durch Gdańsk

Am Weg ist die Bronzestatue der polnischen Schriftstellerin Maria Konopnicka (1842 – 1910) zu bestaunen: Maria Konopnicka, geborene Maria Wasilowska, war eine polnische Dichterin, Romanautorin, Journalistin, Sozialaktivistin und Aktivistin für Frauenrechte und die polnische Unabhängigkeit. Ihr Pseudonym war Jan Sawa. Sie war bedeutend in der Zeit des Polnischen Positivismus und berühmt für ihr langes Gedicht „Herr Balzer in Brasilien“ („Pan Balcer w Brazylii“; 1910) und noch mehr für ihr Gedicht „Rota“ („Gelöbnis“; 1908), das mit Musik von Feliks Nowowiejski 1910 zur inoffiziellen Nationalhymne Polens avancierte.

Dann folgt das Neue Rathaus, polnisch Nowy Ratusz, das 1898 bis 1901 im Stil der Neo-Renaissance erbaut wurde. Vor ihm in den Boden gelassen wurde eine Metalltafel mit Emblem und Wahlspruch der Stadt Gdańsk, dem lateinischen Sprichwort „Nec Temere Nec Timide“ („Weder unbesonnen noch ängstlich“).

Ihm fast gegenüber erhebt sich dann die westliche Fassade des Hohen Tors, polnisch Brama Wyzynna): Es wurde 1586 – 1588 von Willem van den Blocke erbaut und galt als Hauptstadttor. Die allegorischen Figuren und Dekorationen schuf 1648 Peter Ringering. Zudem finden sich die Wappen der Stadt Danzig, von Polen und von Preußen im oberen Bereich. Hier findet man auch die Tourismusinformation der Region.

Königliche Route durch die Stadt

Durch das restaurierte Langgasser Tor, auch Goldenes Tor genannt, geht es dann auf die alte Prachtmeile der Langgasse, polnisch ul. Dluga. Einst baute hier alles, was in Danzig/Gdańsk Rang und Namen hatte, vor allem die reichen Kaufmannsdynastien. Hübsch restaurierrte Fassaden besitzen die Häuser ul. Dluga 81/83 (Langgasse 81/83), in denen nun das Hotel Fama Residence eingerichtet ist.

Natürlich kann man auf der Langgasse, die einst auch als Königliche Route durch die Stadt diente, weiter flanieren. Doch wir wenden uns erst einmal in die nächste Seitengasse, um zur prächtigen östlichen Fassade des Großen Zeughauses zu gelangen, das 1600 – 1609 von Anton van Obberghen im Stil des Flämischen Manierismus erbaut wurde.

In den Seitenstraßen überschlägt sich geradezu das Angebot an Restaurants, Bars und Kneipen. Foto: Ellen Spielmann
In den Seitenstraßen überschlägt sich geradezu das Angebot an Restaurants, Bars und Kneipen. Foto: Ellen Spielmann

Die Hauptnische birgt die Statue der griechischen Göttin Athene und das Erstellungsjahr 1605. Den schönsten Blick auf den Bau hat man von der Ul. Piwna, der alten Jopengasse. Hier und in allen Seitenstraßen überschlägt sich geradezu das Angebot an Restaurants, Bars und Kneipen, die auch open air servieren.

Eine Prachtstraße ist auch die ul. Mariacka, deutsch Frauengasse, an der man auch steinerner Wasserspeier in Form von Drachenhäuptern bewundern kann. Ein besonderes Sgraffito, eine junge Dame mit Spiegel, die sich einen Zopf bindet, ziert dann eine Hausfassade in der ul. Kramarska, deutsch Große Krämergasse.

St. Marienkirche

Mit der St. Marienkirche ist dann eine der größten Backsteinkirchen der Welt erreicht. Von Innen beeindrucken schon die farbenprächtigen Bleiglasfenster über dem Haupteingang der Kirche, die auch St.-Marien-Basilika, polnisch Bazylika Mariacka, und mit vollem Namen Kathedralbasilika der Himmelfahrt der Allerheiligsten Jungfrau Maria heißt. Sie wurde 1343 bis 1502 im Stil der Backsteingotik auf den Resten einer romanischen Vorgängerkirche von 1243 errichtet.

Einzigartig ist hier die Tafel der „Zehn Gebote“, die 1480 bis 1490 von einem unbekannten Künstler geschaffen wurde. Den Hauptaltar im Stil der Spätgotik schuf 1511 – 1517 Bildhauer Michael von Augsburg, vermutlich ein Schüler von Albrecht Dürer.

Dann geht es auf den Langen Markt, polnisch Dlugi Targ und zum Rechtstädter Rathaus. Der Lange Markt wurde erstmals 1331 als „Longa Platea“ erwähnt. Die heutige Form des Platzes entstand indes erst im 17. Jh. Ein Blickfang ist auch der Neptunbrunnen, polnisch Fontanna Neptuna, vor dem Artushof. Die Bronzestatue wurde vom flämischen Bildhauer Peter Husen und von Johann Rogge geschaffen.

Fußgänger-Drehbrücke über die Motlawa. Foto: Ellen Spielmann
Fußgänger-Drehbrücke über die Motlawa. Foto: Ellen Spielmann

Großartig ist auch das Denkmal für den bekanntesten unbekannten Sohn der Stadt: das Fahrenheit-Denkmal zeigt ein verbessertes Modell von 1752 jenes ersten Quecksilber-Thermometers, das der 1714 in Gdansk geborene Daniel Fahrenheit (1686 – 1736) erfand. Auch die Fassade am Haus Langer Markt 19, heute das Radisson Blue Hotel, ist ein Muss: neben Fresken berühmter Astronomen zeigt eines mit Wappen von Gdansk auch eine Stadtszene mit Kaufleuten, Soldaten, Fischverkäufern, Hanse-Schiff und Anker.

150 Tonnen schwere Konstruktion

Entlang der Flussproemnade, der Langen Brücke (polnisch Dlugie Pobrzeze, englisch schlicht Long Waterfront) geht es dann schnurstracks zum Krantor. Das Wahrzeichen von Danzig ersetzte ab 1444 einen hölzernen Vorgängerbau mit zwei Türmen, der 1367 erstmals erwähnt wurde und 1442 abbrannte.

Beeindruckend ist die sich öffnende und schließende Fußgänger-Drehbrücke über die Motlawa, deutsch Mottlau, die die Speicherinsel (polnisch Wyspa Spichrzów) und die Lange Brücke miteinander verbindet. Die 150 Tonnen schwere Konstruktion wurde 2020 offiziell eingeweiht. Schließlich sind es nur noch einige Schritte zum Fischmarkt mit der Schwalbenbastei und dem Restaurant Mercato des Hilton Gdańsk Hotels, wo die kulinarische Belohnung wartet.


Informationen:

Polnisches Fremdenverkehrsamt: www.polen.travel

Pomorska Regionalna Organizacja Turystyczna (PROT), Informationszentrum: www.pomorskie.travel/en

Europäische Route der Backsteingotik: www.eurob.org

Tourismusinformationszentrum Gdańsk: www.visitgdansk.com/de

Fotos: Ellen Spielmann

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