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Vom Blauen Band und den Bonbons des Vosges

Der Steinberg ist ein Kraftort. Wer einmal dorthin gewandert ist, wird es spüren. „Dort oben ist ein ganz besonderer Zauber zu spüren. Für mich ist das ein Ort, an dem ich Energie tanke und mich gleichzeitig entspannen kann“, beschreibt Guy Lochert den Berggipfel oberhalb seines Bauernhofes. Ein malerischer, etwa 1 Stunde und 15 Minuten langer Rundweg führt von der Ferme Auberge Kahlenvasen zum Steinberg. Der Weg führt durch eine leicht geschwungene Wiesenlandschaft auf 1177 Metern Höhe.

Schon der Ausblick lohnt sich. Im Hintergrund ist das „Blaue Band“ der Vogesen zu sehen. Davor schmiegen sich vereinzelte Häuser in das natürliche Landschaftsrelief. Seit 43 Jahren bewirtschaftet die Familie Lochert den Hof von 1870, der ursprünglich Eigentum der Gemeinde war. „Inzwischen gehören unserem Familienbetrieb vier weitere Mitarbeiter an“, berichtet der Landwirt. Ferme Auberge ist ein geschützter Begriff und die Verwendung ist an die Charta des Vereins (Vereinigung der Bergbauerngasthöfe im Oberelsass / L’Association des Fermes-Auberges du Haut-Rhin) gebunden.

Guy Lochert. Foto: Carola Faber
Guy Lochert. Foto: Carola Faber

Die Einhaltung der Kriterien hinsichtlich des Empfangs der Gäste, der hauseigenen Produktion und des Verkaufs der Erzeugnisse ab Hof wird regelmäßig kontrolliert. Eine Ferme Auberge ist eine Bergwirtschaft, die größtenteils lokal produziert und selbst hergestellte traditionelle Mahlzeiten anbietet. Etwa 25 Prozent der 49 Gasthäuser, die dem streng kontrollierten Verbund angehören, bieten Übernachtungsmöglichkeiten an. Das Angebot reicht von einem einfachen Matratzenlager bis hin zu Doppelzimmern mit Dusche.

Guy Lochert stellt aus seinen 40 robusten Vogesenrindern unter anderem feinsten Munsterkäse, Süßkäse, Butter, Eis, Salami und den edlen Käse Cœur de Massif her. „Einige Sorten lasse ich in ihrer Reinform. Bei anderen ergänze ich Pfeffer oder Bergkräuter. Je nach Lust und Laune“, sagt der Bauer. Während der schmackhaften Kostproben ist das beruhigende Ticken einer alten Kuckucksuhr in der gemütlichen Gaststube, die gleichzeitig als Rezeption dient, zu hören. Der Klang bimmelnder Glocken vor dem Haus nähert sich. Es sind die Kühe des Nachbarn, die sich verlaufen haben und durch das Fenster einen Blick in die Stube erhaschen möchten.

„Die Glocken sind für uns ganz normal. Wer hier als Bauer aufwächst, kommt quasi schon mit Glocke zur Welt. Gerade beim Almauf- und abtrieb spielen sie eine große Rolle“, schmunzelt Guy Lochert mit einem Blick zur Stubendecke, wo eine beispielhafte Sammlung besonders prachtvoller Glocken hängt. Damals erhielten die Bauern als Ausgleich für die harte Arbeit ein so genanntes Melkeressen.

Klassisches Essen der Vogesen. Foto: Carola Faber
Klassisches Essen der Vogesen. Foto: Carola Faber

Heute wird es als klassisches Festessen in den Berggasthöfen der Hochvogesen geschätzt. Es besteht aus einer Gemüsesuppe oder einer gefüllten Fleischpastete (Tourte), aus geräuchertem Schweinefleisch mit fein geschnittenen Bratkartoffeln, die 2 bis 3 Stunden mit Butter, Speck und Zwiebeln angebraten werden, sowie einer Portion Münsterkäse oder Bergkäse. Als Dessert wird eine Tarte oder Quark gereicht, der leicht in Kirschwasser getränkt wurde. Gut gestärkt in der Ferme Auberge Kalenvasen und von einem zarten Kuhglockenkonzert begleitet, fällt der Weg zum 200 Meter höher liegenden Steinberg ganz leicht.

Wildromantisch ist die Strecke entlang der Kamstrasse – La Route des Crêtes über Col de la Schlucht und Longemer bis nach Gérardmer. Steile Berghänge, Schluchten und tiefblaue Seen säumen die kurvenreiche Straße. Ist es im Winter ein Skigebiet, freuen sich im Sommer die Touristen über das vielfältige Freizeitprogramm, das von Outdoor-Aktivitäten bis zum genüsslichen Stadtbummel variiert. In Palinfaing lockt die Confiserie des Hautes-Vosges mit ihrer riesigen zuckersüßen Auswahl.

Ursprünglich von vier Familienmitgliedern 1986 gegründet, gehören heute zu dem Unternehmen, das für die originalen „Bonbons des Vosges“ bekannt ist, mehr als 40 Mitarbeiter. Bei einer Besichtigung ist spannendes über die Produktion zu erfahren. Der Ablaufprozess kann aus nächster Nähe miterlebt werden und es ist zu erfahren, dass viele der rund 35 Sorten, die in Kupferkesseln auf offenem Feuer gekocht werden, ätherische Öle enthalten. Beispielsweise enthalten die Bonbons so Tannenknospen, Bergamotte aus Nancy oder Tannenhonig. Der Zucker und der Glukosesirup ohne gentechnisch veränderte Zutaten kommen aus dem Elsass.

Bonbons des Vosges: alles Handarbeit. Foto: Carola Faber
Bonbons des Vosges: alles Handarbeit. Foto: Carola Faber

„Die vielen positiven Eigenschaften der Öle sind in mehrfacher Hinsicht nützlich. Wir haben aus den Bruchstücken Teebeutel produziert. Erst kann der Dampf inhaliert werden. Und anschließend kann der Tee heiß oder kalt getrunken werden“, freut sich Fabienne Picard von der Gründerfamilie. Sie bringt sich im Marketing mit kreativen Ideen, Gestaltungen von Verpackungen mit typischen Motiven der Vogesen oder neuen Produkten ein. „Wir sind sehr glücklich über den großen Zuspruch von so vielen Seiten. Für die täglichen Besucherscharen haben wir extra unsere Räumlichkeiten erweitert und die Logistik verändert“, ergänzt Fabienne Picard.


Informationen:

Massif des Vosges, www.massif-des-vosges.com/de

Confiserie des Hautes-Vosges (CDHV), www.cdhv.fr

Ferme Auberge Kahlenvasen, www.fermeaubergealsace.fr

Fotos: Carola Faber

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