Foodie

VILA VITA Parc: Portugals kulinarisches Ausnahmehotel (Teil 1)

Und ebendies dürfte vielen Touristen und Interessierten durchaus bekannt sein. Denn einen Namen hat sich das VILA VITA Parc an Portugals Algarve durch eines der besten Food-Festivals Europas, dem „Fine Wines & Food Festival“, schon längst gemacht. 2019 fand das letzte Festival der Serie statt, welches durch die Pandemie natürlich ebenfalls pausieren musste. Gourmet-Fans warten aber bestimmt gespannt auf News, wann das nächste Festival in diesem ganz besonderen Hotel wieder die kulinarischen Globetrotter empfangen kann.

Denn unvergessen sind die letzten Veranstaltungen, die das Festival ein ums andere Mal auf den kulinarischen Olymp der internationalen Food-Festivals hievte. Illustre Namen wie Christian Bau (*** / Victor’s), Jacob-Jan Boerma (*** / De Leest), Jan Hartwig (*** / Atelier) oder auch Andreas Caminada (*** / Schauenstein Schloss Restaurant) waren dabei – ganz zu schweigen von einer Vielzahl internationaler Top-Weingüter bzw. deren Vertreter.

Die Gastgeber dieses Festivals, Managing Director Kurt Gillig und Küchenchef Hans Neuner, haben das Festival zu einer festen und zentralen Größe im VILA VITA Parc gemacht. Und dass es überhaupt dazu kommen konnte, dürfte vor allem an der Initiative und das richtige Näschen Kurt Gilligs liegen. 2005 bis 2008 arbeitete er als Culinary Director im Hotel und holte bereits 2007 den Österreicher Hans Neuner ins Haus. Ein wahrhafter Glücksgriff, bescherte dieser dem Hotel bzw. dem OCEAN Restaurant schon nach nur zwei Jahren den ersten Michelin-Stern. 2011 kam dann sogar der zweite hinterher. Aktuell sind in Portugal sieben Restaurants mit zwei Michelin-Sternen versehen und bilden damit auch schon die kulinarische Spitze im Land. Drei Sterne wurden – bislang – noch nicht vergeben.

Bollinger zum Warmmachen und als Start in das Menü Islands Edition. Foto: Michael Schabacker
Bollinger zum Warmmachen und als Start in das Menü Islands Edition. Foto: Michael Schabacker

Vielleicht höchste Zeit, dass auch diese Ehrung in Portugal endlich mal erfolgt. Denn einige namhafte Chefköche gibt es im Land, ringen jedes Jahr um die höchste Weihung. „Ich wüsste allerdings kaum, wer so sehr den dritten Stern verdient hätte, wie Hans Neuner“, sagt uns Kurt Gillig dann auch im Gespräch. Und tatsächlich ist die Handschrift des Österreichers über die Jahre immer besser, immer präziser geworden. Das zeigte uns der Chefkoch auch diesjährig bei einem Besuch im OCEAN Restaurant.

War es im vergangenen Jahr noch das Menü „Discovering Portugal“ mit dem Schwerpunkt auf Produkte aus dem portugiesischen Festland, steht seit dem 21. April nunmehr das Menü „Islands Edition“ auf der Karte. Dazu hat sich Neuner auf den Weg gemacht und selbst eine kulinarische Reise vollzogen, um die Aromen der Produkte der Inseln vor den Küsten Afrikas und Portugals zu bündeln und im OCEAN zu präsentieren. Dazu besuchte er Produzenten, Farmer und Weinbauern verteilt über Inseln wie zum Beispiel Madeira, Terceira, Pico oder auch São Tomé. Das Ergebnis dieser kleinen „Forschungsreise“ gipfelt nunmehr ein ums andere Mal allabendlich im Rahmen des diesjährigen Menüs „Islands Edition“ im OCEAN.

Und dieses wird formvollendet präsentiert: Die Menükarte klärt auf, was den Gast erwartet. Die „Route der Inseln“ ist eine Fahrt von Insel zu Insel, startend allerdings mit einer Hafenstadt: Lagos. Gemeint ist hier nicht Nigerias größte Stadt am Golf von Guinea, sondern das Lagos an der portugiesischen Algarveküste nahe Sagres. Einst durch die Griechen und Phönizier besiedelt, führten die Karthager bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. Oliven- und Weinanbau ein. Mit „Makrele – Tomate – Basilikum“ erfolgt eine kleine kulinarische Hommage an diesen kleinen Küstenort Portugals.

Gang Olive – Algarve Algenbrot – Olivenöl Casa Mig Mag. Foto: VILA VITA Parc
Gang Olive – Algarve Algenbrot – Olivenöl Casa Mig Mag. Foto: VILA VITA Parc

São Jorge ist das nächste Ziel der kleinen Reise zu den Azoren. Als eine der grünsten Inseln des Azoren-Archipels, ist São Jorge bekannt für seine schmackhaften amêijoas (Muscheln). Fast logisch folgernd der nächste Gang: „Azoren Venusmuscheln – Thunfisch Bluefin“. Über „Kabeljau Grande Reserve – Silves Orange“ (Portugal Continental) geht die Reise zur nächsten Azoren-Insel: Terceira. Bekannt wurde die kleine Insel durch seine schön erhaltene Altstadt und die Befestigungsanlagen, die seit 1983 UNESCO Weltkulturerbe sind. Seinen Namen bekam São Jorge als dritte entdeckte Azoren-Insel durch portugiesische Seefahrer (port.: terceira ⇒ dt.: die Dritte). Mit dem Gang „Alcatra (geschmortes Rindfleisch) – Massa Sovada (Portugiesisches süßes Brot) – Zwiebeln – Knochenmark“ kommt ein weiterer Klassiker in Gourmet-Reinform auf die Teller.

Aus der nördlichen Region Portugals „Beira Interior“ kommen die nächsten Geschmacksaromen, die kunstvoll arrangiert als „Olive – Algarve Algenbrot – Olivenöl Casa Mig Mag“ präsentiert werden. Nicht nur ein schönes Bild zeigt sich, vielmehr sind es die intensiven Olivenaromen, die dazu auffordern auch wirklich nichts von dem köstlichen Olivenaufstrich nebst Brot übrig zu lassen.

Gang Azoren Lírio (Seriola dumerili, Große Bernsteinmakrele) – Ananas – Azoren Tee Kombucha. Foto: Michael Schabacker
Gang Azoren Lírio (Seriola dumerili, Große Bernsteinmakrele) – Ananas – Azoren Tee Kombucha. Foto: Michael Schabacker

Und ein absolut fantastisches Bild erscheint mit dem nächsten Gang „Cozido – Wirsing – Caviar Imperial – Geräucherter Aal“ (São Miguel; größte Insel der Azoren mit noch aktivem Vulkanismus). Dazu einen „Arinto dos Acores“, den man durch das Säurespiel und Mineralität seine Heimat und den felsigen Untergrund der Rebstöcke sofort erschmecken kann. Perfekt!

Ebenfalls von São Miguel inspiriert ist der nächste Gang. Auf der Insel befinden sich zwei der drei europäischen Teeplantagen (Chá Gorreana, Chá Porto Formoso; die dritte liegt in England bei Truro). Der Gang „Azoren Lírio (Seriola dumerili, Große Bernsteinmakrele) – Ananas – Azoren Tee Kombucha“ präsentiert die entsprechend dort gewonnenen Aromen in Kombination mit der Bernsteinmakrele. Eine fruchtige Fisch-Geschmacksexplosion. Toll umgesetzt – im Übrigen mit einem 2006er Riesling von Robert Weil (3000 ml) aus dem Rheingau präsentiert!

Gang Hummer – Chilipfefferpaste – Wachtelei – Hummer-Sauce. Foto: Michael Schabacker
Gang Hummer – Chilipfefferpaste – Wachtelei – Hummer-Sauce. Foto: Michael Schabacker

Terceira stand auch im Gang „Hummer – Chilipfefferpaste – Wachtelei – Hummer-Sauce“ Pate (begleitet durch einen Milagres Alvariho 2014 Vinho Verde DOC), ehe mit „Napfschnecken Reis – Legítimo Seezunge – São Jorge Käse“ (inspiriert von der Insel Pico) in flüssiger Kombination mit einem „Douro Grande Reserva 2015 Quinta de la Rosa“ ein abermals wunderschönes und nicht minder schmackhaftes Bild serviert wurde.

Der Abschluss der Hauptgänge wurde durch die Reise nach São Tomé beeinflusst. São Tomé und Príncipe ist ein Inselstaat im Golf von Guinea vor der Küste Afrikas. Der portugiesische Seefahrer João de Santarém gilt als Entdecker der Inseln, Amtssprache ist dort nach wie vor Portugiesisch. Mit dem Gang „Bio-Hähnchen – Kartoffel – Zimt – Urucum (Oleanstrauch oder auch Karibischer Oleander genannt)“ und der kongenialen Weinbegleitung „Château Pape Clément Pessac-Léognan (Grand Cru Classé de Graves) 2001“ wird der kulinarischen Reise die „Krone“ aufgesetzt. Ein toller Gang – und mit dem französischen Wein (Ausbauart: Barriquefaß frz. Eiche), den Robert Parker schon hochleben ließ, ein fast einmaliges Erlebnis.

Süßes aus der Schatzkiste... und schon fast das Ende der Reise. Foto: Michael Schabacker
Süßes aus der Schatzkiste... und schon fast das Ende der Reise. Foto: Michael Schabacker

Das „Outro“ erfolgte mit „Käse – Surinam Kirsche – Walnüsse“ (Madeira) und von der Insel São Tomé kommend mit: „Schokolade – Kokosnuss – Cartoceiro“. Um die Reise abzurunden gab es noch süße „Kleinigkeiten“ auf einem Kompass-Teller und eine Schatztruhe zum „durchforsten“.

Abschließend bleibt nur festzustellen: Kurt Gillig dürfte durchaus richtig liegen, dass Hans Neuner nach nunmehr zehnjähriger Zugehörigkeit in den illustren Kreis der Zwei-Sterner einen nächsten Schritt und eine nächsthöhere Bewertung mehr als verdient hätte. Man darf gespannt sein, denn die nächste Bekanntgabe der Michelin-Wertung erfolgt schon bald…


Information: 

https://restauranteocean.com/

Fotos: Michael Schabacker, VILA VITA Parc

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