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Tor zum Gebiet des Chianti Classico (Teil 1)

Gen Norden das Arnotal mit der Silhouette von Florenz, gen Süden das herrliche Gebiet des Chianti Classico. San Casciano in Val di Pesa, uralt, da auch Siedlungspuren der Etrusker auf dem Gemeindegebiet entdeckt wurden, verdankt seine lange Ortsgeschichte erst einmal einer antiken römischen Post- und Pferdewechselstation. Denn die lag an der Florenz mit Rom verbindenden Via Cassia, exakt am zehnten Meilenstein von Florenz. Und die Lage dieser Gemeinde, deren zig Ortschaften sich in Höhen von 71 bis 510 Meter über dem Meeresspiegel befinden, spielt auch heute noch eine besondere Rolle.

Denn erst einmal weist der agile, junge Bürgermeister Roberto Ciappi, der mit uns ank des modernen Fahrstuhls im alten Wasserturm mühelos auf die Panoramaplattform gelangt ist, auf den aktuell größten Arbeitgeber vor Ort. Es ist die Firma LAIKA Caravans, bei Fans von Campern, Caravans und Wohnmobilen weltbekannt. Über 500 Arbeitsplätze bietet die zur Erwin Hymer Group gehörende Firma in San Casciano und produziert hier die Wohnmobilreihen Kosmo, Ecovip und Kreos. Es sind eben die „Italiener unter den Wohnmobilen“, maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Kunden und beeindruckend in ihrem Design.

Nun, Bürgermeister Ciappi hätte auch ein wenig westwärts zeigen können. Denn da befindet sich das 2012 erbaute neue Hauptquartier des toskanischen Wein-Tycoons Marchesi Antinori im San Casciano-Ortsteil Bargino. Die Adresse ist ein Muss für alle Weinliebhaber – und mindestens ebenso ein Hort der Kulinarik (mit Top-Restaurant Rinuccio 1180!), der Kultur, der Kunst und des Designs. Ganz nebenbei befindet sich neben zahllosen weiteren historischen Villen und Palästen auch die Villa Antinori im Ortsteil Cigliano innerhalb der Gemeindegrenzen. Bürgermeister Ciappi hätte sich auch einfach ein wenig gen Süden drehen können. Denn hier, direkt an den historischen Ortskern von San Casciano anschließend, befinden sich die Ländereien der grandiosen Villa Le Corti, im Besitz des Principe Corsini. Dorthin muss und müsste man auch.

Einerseits wegen eines der allerbesten Bio-Olivenöle überhaupt, andererseits ebenfalls wegen der Weine und der hervorragenden Küche der Osteria le Corti. Eigentlich hat Bürgermeister Roberto Ciappi bei der Präsentation seiner Stadt eine dankbare Aufgabe. Er hat eingedenk der unzähligen Attraktionen eher die Qual der Wahl: Denn San Casciano ist nicht nur eine emsige, betriebsame Kleinstadt in der Peripherie der über eine Millionen Einwohner zählenden Metropolitanstadt Florenz. Sie ist auch eine attraktive Stadt im Grünen, eine Stadt der Kunst, eine Stadt der Kultur. Schon der alte Wasserturm, heute der Chianti-Turm, ist seit 2014 ein Hort der Kunst. Im Inneren befindet sich die Kunstinstallation „Bulk Project“, geschaffen vom Künstler Patrizio Travagli und den Architekten Angelo Basso, Leonardo Biagi und Marco Giachetti vom Büro WOKdesign.

Auf der uralten, ab 1335 erbauten Stadtmauer entlang des Marktes steht ein Bronzehirsch. Foto: Ellen Spielmann
Auf der uralten, ab 1335 erbauten Stadtmauer entlang des Marktes steht ein Bronzehirsch. Foto: Ellen Spielmann

Und hier finden, so es die Covid-19-Situation erlaubt, regelmäßig temporäre Kunstausstellungen statt. Und natürlich ist Bürgermeister Roberto Ciappi auch die beste Werbung für San Casciano: Denn er ist Silberschmied, hat in Florenz, das neben Mailand führend in dieser Kunst ist, lange Jahre gelernt und dann weltweit seine Kunstobjekte verkaufen können. Zurecht besonders stolz ist Roberto Ciappi auf einen Kunden: Papst Franziskus, für den er einen einzigartigen Kelch schuf.

Und man könnte noch weiter gehen und einen vertiefenden Blick gleich hinab vom Turm ins Centro Storico, die Altstadt werfen. Da ist einmal direkt neben dem Chianti-Turm das uralte Klarissen-Kloster, da sind uralte Kirchen, deren älteste bis auf 774 n. Chr. zurückdatiert, da ist der von der Gemeinde aufwendig hergerichtete Stadtpark mit herrlicher Brunnenanlage und dem Denkmal mit der Bronzebüste für keinen Geringeren als Giuseppe Verdi. Denn um Theater und Musik kümmert man sich in San Casciano auch, vor allem im bis 1996 restaurierten Teatro Niccolini an der Piazza del Mercato, dem sich anschließenden Marktplatz. Hier wurden schon einige Opern aufgeführt, wenn auch eher von Puccini und meist in einer etwas reduzierten Variante. Aber San Casciano macht das, investiert in Kunst und Kultur.

Dies beweist gleich neben an auch ein Kunstwerk in luftiger Höhe. Auf der uralten, ab 1335 erbauten Stadtmauer entlang des Marktes steht ein Bronzehirsch. Dies neue Wahrzeichen von San Casciano auf dem alten Wahrzeichen, der Stadtmauer, schuf Starkünstler Mario Merz schon in den 1990er Jahren. Und natürlich muss man entlang der Stadtmauer flanieren, zu deren Füßen uraltes Ackergerät vom eigentlichen Reichtum von San Casciano kündet: dem Weinbau und der Landwirtschaft. Stets gut für ein Schwätzchen und einen Cappuccino ist an der sich anschließenden Piazza della Repubblica die Bar Donna Jo!


Informationen:

Ufficio Informazioni Turistiche, www.sancascianovp.net/ufficio-turistico-san-casciano 

Toscana Promozione Turistica, www.visittuscany.com 

Fotos: Ellen Spielmann

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