Foodie

Skåne: Natur und Potpourri der Genüsse (Teil 3)

Es sind etwa 30 Minuten mit dem Wagen, wir passieren den Ort Lund, ehe es nach Sandby geht. Inmitten eines kleinen Naturparadieses erreichen wir die Skånska Spritfabriken. Eine „Fabrik“ im sogenannten „Nichts“, Natur pur, fast könnte man sagen: es liegt in der Einöde. Jan Rothman, seines Zeichens Master Blender, empfängt uns neben der kleinen Destille. Und wie immer, oder zumindest sehr oft, ist alles etwas unprätentiöser in Schweden.

Und so geht es, gerade erst auf dem Gelände angekommen, sofort in einen kleinen Raum, in dem ein Tresen voller Gläser nebst diversen Flaschen steht und in dem verschiedenste Fässer gestapelt sind. Jan steht hinter dem Tresen, schenkt ein und präsentiert dabei seine Produkte, erzählt über die Produktion und die eingesetzten Bestandteile. Und vor uns kommt ein Getränk in die Gläser, dass so ein wenig „Weltruhm“ besitzt.

Denn der Gin aus der kleinen Fabrikation im „Nirgendwo“, ist der vermeintlich beste Gin der Welt. Oder war es zumindest 2017. Denn in genau diesem Jahr wurde der Gin aus der Skånska Spritfabriken zum besten Gin gekürt. Bei einem renommierten internationalen Wein- und Spirituosenwettbewerb in England, zu dem 400 Gin-Sorten um die Goldmedaille konkurrierten, setzte sich Jans Gin aus dem kleinen Ort Sandby durch.

„Es werden die klassischen Zutaten für den Gin verwendet: Wachholder natürlich, Kardamom, Pfeffer und Koriander“, erzählt er während des Tastings. Und der Gin überrascht wirklich. Ein feiner blumiger Duft umgibt das Glas, das vor uns steht. Aber es bleibt natürlich nicht bei dem einen Glas. Denn die kleine Destille hat schon verschiedene Gins im Angebot: Neben dem London Dry gibt es noch den Gin Kaffe, Gin Äpple, Gin Grape und den Gin Bubble. Und natürlich hat er auch jeweils das eigene Tonic im Angebot!

Beim Tasting. Foto: Michael Schabacker
Beim Tasting. Foto: Michael Schabacker

Nach diesem kleinen Tasting etwa 30 Kilometer östlich von Malmö, machen wir uns auf den Weg um uns über das vielleicht ungewöhnlichste Produkt in dieser Region zu informieren: Wein. Denn Schweden und Wein ist vielleicht nicht sofort auf der Agenda eines Weinenthusiasten. Aber es gibt den einen oder anderen Winzer, der sich an das Experiment Wein und Schweden gewagt hat. Der erste Winzer den wir treffen ist Bengt Åkesson. Mit dem Skepparps Vingård produziert er nördlich von Kiwik in Haväng die verschiedensten Weine. Auf leichtem und sandigem Boden wachsen hier etwa 13.000 Reben, hauptsächlich mit der Rebsorte Solaris. Etwa 1000 Pflanzen sind Rondo, weitere 500 die Rebsorte Cabernet Cortis.

Mittlerweile produziert er neben Cider (Skepparps Flaskjästas Cider / 11 Euro) auch Weine wie den Skepparps Grand Prix (19 Euro) und den Grand Prix Solaris (19 Euro). Sein Flagship ist aber der Sparkling Grand Prix Mousserande Solaris (37,50 Euro). Ein Wein, der sich mit Aromen von gelben Äpfeln, Stachelbeere und Maracuja präsentiert. Interessante Weine, bei denen es sich lohnt sie zu probieren. Aber sicher, für Spitzenqualitäten reicht es noch nicht. Aber der Klimawandel kann gerade den südlichen Regionen Schwedens zukünftig durchaus in die Karten spielen.

Rebstöcke von Hällåkra Vingård. Foto: Michael Schabacker
Rebstöcke von Hällåkra Vingård. Foto: Michael Schabacker

Ein weiteres Weingut in der Region wird durch die Familie Hansson bewirtschaftet. Hällåkra Vingård heißt das Weingut aus Hallakravagen. Gut 40 Kilometer südöstlich von Malmö liegt das Weingut eingebettet in die schöne Natur, unweit der Baltischen See, die vielleicht 15 Kilometer entfernt gerade im Sommer zahlreiche Touristen an die Strände lockt.

Wir stehen vor den Rebstöcken bei allerschönstem Wetter, der Himmel liefert ein tolles Bild ab, die Sonne wärmt uns trotz der ansonsten kühlen Temperaturen. Die Winzerfamilie Hansson produziert hier Wein mit dem Einfluss der Meereswinde, setzt auf die Lage eines kleinen „Tales“ (das sich von Ost nach West zieht), ein gewisses Mikroklima unterstützt das Wachstum der Reben.

23.000 Rebstöcke hat das Weingut mittlerweile. Die meisten sind Rondo oder eben auch die Solaris Rebsorte. Seit 2003 betreibt die Familie mittlerweile den Weinbau in der Region, seit 2010 gibt es auch einen kleinen Bereich des Weinguts, auf dem Pinot Noir wächst. In einem guten Jahr werden etwa 10.000 Liter produziert. Seit 2016 ist Hällåkra Vingård ECO zertifiziert.

Die Kunden waren vor der Pandemie in erster Linie „gute“ Restaurants, ebenso wurden Gespräche über Vertriebswege mit Partnern in europäischen Metropolen wie London, Paris und Berlin geführt. Doch der Winzer will nach den schwierigen Jahren während der Pandemie eben genau dort wieder anknüpfen. Die Weine der Familie sind z.B. der Hällåkra Solaris 2019 P (32 Euro) oder auch der Hällåkra Rubin 2018 F (32 Euro). Die Preise sind schon recht sportlich, sind aber natürlich Resultat der kleinen Anbauflächen und der geringen Produktionsmenge. Aber auch hier lässt sich sagen: eine interessante Erfahrung mit überraschend aromatischen und fruchtigen Weinen!

John Taylor. Foto: Michael Schabacker
John Taylor. Foto: Michael Schabacker

Nur wenige Meter vom Weingut entfernt, befindet sich die Apfelplantage von John Taylor. Mit seiner Partnerin und einem Freund produziert der gebürtige Engländer Cider der ganz besonderen Art. 15 verschiedene Apfel- und vier Birnensorten befinden sich im Anbau von Dryg Cider. Gut 2000 Bäume wachsen dort, für dieses Jahr sollen weitere 1000 Bäume gepflanzt werden. Die Früchte werden gepflückt, wenn sie von September bis November wirklich reif sind, werden gewaschen, zerkleinert, gepresst und der Most darf dann im Winter in einem unbeheizten Raum langsam gären. Der hier produzierte Apfelwein besteht zu 100% aus Most aus den lokal produzierten Äpfeln.

Für John, der es in Schweden schon zu einiger Bekanntheit als TV-Gärtner gebracht hat, war es ein Anliegen einen guten Cider zu produzieren, den er bisher in Schweden nirgendwo gefunden hat. Mittlerweile hat er sich den Traum erfüllt und produziert guten Cider – mit dem er vor allem selbst sehr zufrieden ist. Und die Produktionsmenge von 5000 Litern 2020 und etwa 8000 Litern in 2021 zeigt, dass das kleine Unternehmen einen guten Weg eingeschlagen hat.

Skåne, so hat sich gezeigt, ist eine tolle Region mit vielen kleinen kulinarischen Überraschungen – und ist wahrlich (wenigstens) eine Reise wert!


Informationen:

Skånska Spritfabriken, www.spritfabriken.com 

Skepparps Vingård www.skepparpsvingard.se 

Hällåkra Vingård, www.hallakra.com 

Dryg Cider, www.drygcider.com 

Fotos: Michael Schabacker

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