Foodie

Skåne: Natur und Potpourri der Genüsse (Teil 1)

Der Guide schreibt über unseren ersten Stopp in Malmö: „Ein kleines, einfach gestaltetes Restaurant, das von einem freundlichen Team geführt wird. Setzen Sie sich am besten an die Theke im Erdgeschoss, denn dort ist die Atmosphäre besonders schön…“. Zumindest partiell hat der Guide da sicher die richtigen Worte gefunden. Denn etwas beengt ist es im LYRAN schon. Zu unserem Besuch war das Restaurant gut gefüllt, eigentlich ja aber immer ein gutes Zeichen.

Spartanischer Chic

„Das ist einer meiner Lieblingsläden hier in Malmö“, wie uns unsere ortskundige Begleitung Anna, die uns die folgenden Tage durch die Region begleiten wird, erklärt. Es ist unprätentiös, fast typisch für die vielen kleinen gastronomischen Spots in den skandinavischen Ländern. Spartanischer Chic, einfach gehaltenes Interieur und eine wohlige Gastlichkeit durch das nette Personal und das eine oder andere Detail, das einfach einlädt sich fallen zu lassen.

So unscheinbar das LYRAN von außen wirkt – eine weiße Bank steht vor dem Restaurant, einige Bastkörbe mit Blumen stehen recht unsortiert davor – so heimelig wird und wirkt es im Innern des kleinen Gastrotempels. Doch darauf kommt es zumeist erst in zweiter Linie an. Wichtig sind die kulinarischen Erfahrungen. Und diese sind im LYRAN schon recht außergewöhnlich. Denn eine klassische Speise- bzw. Menükarte sucht man hier vergeblich. Allerdings liegt auf jedem Tisch ein Zettel.

Geschälte Tomaten, Erdbeeren. Foto: Michael Schabacker
Geschälte Tomaten, Erdbeeren. Foto: Michael Schabacker

„Good evening. Welcome to Lyran“, steht darauf. Und dann folgt eine Auflistung diverser Produkte und Zutaten. Denn hier im Restaurant haben es sich die Eigentümer fast schon einfach gemacht. Denn hier bestellt man kein Menü, dessen einzelne Gänge nachvollziehbar sind, sondern es wird darüber „informiert“, was die Gäste an Zutaten erwartet. Der Rest bleibt eine Überraschung. Bis auf den Preis. Der ist am unteren Rand der „Karte“ angegeben. Ein Menü liegt bei etwa 55 Euro, einige gewünschte zusätzliche Produkte kosten etwas mehr (wie z.B. Kaviar), ein Wine Pairing liegt bei etwa 50 Euro. Ein alkoholfreies Pairing liegt wahlweise bei etwa 25 Euro.

Die Zutatenlist ist hier fast ausschließlich regional – den Kaviar von Rossini Carviar (Kopenhagen) kann man durch die Nähe zu Dänemark sogar ebenfalls noch im Rahmen der Regionalität ansiedeln – und werden ausgewiesen. Vom Birkensaft über Kürbis, von Pilzen, Tomaten über den Ziegenkäse: alles kommt aus der näheren Umgebung.

Einzig der Schwarze Trüffel war bei unserem Besuch nicht aus der Region, sondern kam aus Umbrien. Dennoch wurden die Zutaten gekonnt und präzise eingesetzt, die Gänge im LYRAN sind schon ein kleines Erlebnis und eine absolute Empfehlung beim Besuch Malmös.

Einer der beiden Eigentümer von Fruktstereo: Karl Sjöström. Foto: Michael Schabacker
Einer der beiden Eigentümer von Fruktstereo: Karl Sjöström. Foto: Michael Schabacker

Doch die drittgrößte Stadt des Landes (nach Stockholm und Göteborg) hat noch viel mehr Kulinarisches zu bieten. Da ist zum Beispiel das Fruchtsaft-Unternehmen Fruktstereo. Die Eigentümer Karl Sjöström and Mikael Nypelius haben vor fünf Jahren ein ihrer Produktionshalle in Malmö ein kleines Saft-Paradies aufgebaut. Angeliefert werden die für die Produktion des (alkoholischen) Getränks notwendigen Äpfel von eigenen Anbauflächen im Osten der Region Skåne.

Plumenian Rhapsody

Und das Resultat lässt sich mehr als sehen. Verschiedenste Cider und Säfte sind mittlerweile im Portfolio des kleinen Unternehmens, sogar ein Sparkling Fruit Wine ist im Angebot. Um diese Cider herzustellen nutzen die beiden Produzenten auch Maschinen und Gerätschaften, die normalerweise zur Weinherstellung genutzt werden. 2020 kam das Cider-Duo auf eine Gesamtproduktionsmenge von 55.000 Litern, dabei wurden etwa 120.000 Kilogramm Äpfel und diverse andere Fruchtsorten wie Pflaumen und Kirschen verarbeitet.

Beim Tasting der verschiedenen Cider, obschon die meisten Produkte Fruchtwein seien, so meint Karl Sjöström, zeigt sich, wie aromenreich hier produziert wird. Eine tolle Frucht präsentiert sich, das eine oder andere Mal zeigen sich, je nach Zugabe verschiedenster Früchte, tropische Noten. Ohnehin zeigt sich die Kreativität bei der Produktion der Cider bzw. Fruchtweine nicht nur im Getränk selbst, als Musikfans haben die beiden auch optisch für den einen oder anderen Gimmick gesorgt. Und die Namensgebung ist das kleine I-Tüpfelchen: So heissen ihre Cider bzw. Weine z.B. F.W.A – Straight Outta Dalby, Ciderday Night Fever, Daft Frukt oder auch Plumenian Rhapsody…


Informationen:

LYRAN, https://www.lyranmatbar.se/english

FRUKTSTEREO / Veritabel Vin AB, www.vinoteca-maxima.de

Fotos: Michael Schabacker

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