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Schweden: Kräuter, Blüten und Gin Tonic

Die größte Insel Schwedens Gotland genießt mit insgesamt nur 60.000 Einwohnern den Ruf als Hotspot der schwedischen Kulinarik – verteilt auf der gesamten Insel findet sich eine enorme Dichte hervorragender Restaurants, die einen Fokus auf Regionalität setzen. Der Einzigartigkeit der gotländischen Kulinarik liegen sowohl spezielle geographische und klimatische Verhältnisse wie auch die Geschichte als wichtiger Handelsstandort der Ostsee zu Grunde. Das außergewöhnlich milde Meeresklima sowie die unzähligen Sonnenstunden sorgen für fast mediterrane Bedingungen. Zusammen mit dem besonders kalkhaltigen Boden wird der Anbau einer großen Vielfalt an Obst und Gemüse mit dem charakteristischen Gotland-Geschmack möglich. Dank einer langen Tradition als Handelsknotenpunkt der Inselhauptstadt Visby besaß die heimische Küche darüber hinaus schon zur Wikingerzeit Zugang zu exotischen Nahrungsmitteln und Gewürzen.

Das milde Meeresklima sowie die unzähligen Sonnenstunden sorgen für fast mediterrane Bedingungen. Foto: Carola Faber
Das milde Meeresklima sowie die unzähligen Sonnenstunden sorgen für fast mediterrane Bedingungen. Foto: Carola Faber

Kreative Gerichte mit Blüten und Pfiff

Salthamn zählt heute zu den außergewöhnlichen Oasen. In einer ehemaligen Fabrik am Strand, nördlich von Visby, befinden sich ein Sommerrestaurant und -café, Veranstaltungsräume und ein Konzertsaal. Ein engagiertes Team um Inhaberin Jacqueline Raymond ermöglicht den Gästen, die wunderschöne Natur aus unterschiedlichen Perspektiven zu erleben. So kann mitten im großen Bio-Garten, in der Orangerie, am Strand oder im romantischen Strandhaus getafelt werden. Zubereitet werden fantasievolle Gerichte aus lokalen Produkten von Salthamn und den umliegenden Bauernhöfen.

„Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit sind uns wichtig. So können wir beispielsweise Salzwasser in Frischwasser umwandeln. Wir möchten möglichst eigene Produkte in der Küche verwenden“, bestätigt die Inhaberin, eine gelernte Köchin und Sommelière. Aus der ehemaligen Nerzfarm hat sie ein kleines Paradies geschaffen, das zahlreiche Möglichkeiten bietet. Für ein Dinner unter den Weinreben im Gewächshaus zum Beispiel bereitet Köchin Fernanda Rossi kreative Speisen mit Kräutern, Blüten und Pfiff zu, die jeden Gourmet schwärmen lassen – besonders bei einem dieser zauberhaften Sonnenuntergänge, die die Ostsee in eine Farbpalette mit sämtlichen roten und orangen Schattierungen taucht.

Köchin Fernanda Rossi: kreative Speisen mit Kräutern, Blüten und Pfiff. Foto: Carola Faber
Köchin Fernanda Rossi: kreative Speisen mit Kräutern, Blüten und Pfiff. Foto: Carola Faber

Pancetta oder vegane Wurst

Ebenfalls bekannt bei allen guten Adressen auf der Insel ist Petter Bendelin. Vor einigen Jahren gründete er Gotlands Korvfabrik. Seine Passion für Wurstwaren wurde ihm schon früh in die Wiege gelegt, als er in seiner Kindheit bei seiner Großmutter Marmeladen, Würste und Blutwurst herstellte. „Mit AB Gotlands Korvfabrik möchte ich einzigartige Produkte mit lokalem Bezug sowohl für Privatpersonen als auch für Restaurants herstellen“, sagt Petter Bendelin, der bei Eldrimner, dem Zentrum für nationales Lebensmittelhandwerk in Östersund, seine Ausbildung absolvierte.

Im Jahr 2021 wurde er von der Wurstakademie zum Wurstprofi des Jahres in Schweden ernannt. Bei der schwedischen Meisterschaft im Lebensmittelhandwerk gewann er Bronze für die Tjoritso und erhielt den Kulinarikpreis. „2022 gewannen wir Gold für unsere Pancetta, Bronze für unsere Fenchelsalami und die Kurwurst bei der nordischen Meisterschaft im Lebensmittelhandwerk. Seit 2022 sind wir für biologische Produktion zertifiziert“, bestätigt der Fleischer, der auch hervorragende vegane Würstchen produziert.

Wurst vom Wurstprofi: Besuch in Gotlands Korvfabrik von Petter Bendelin. Foto: Carola Faber
Wurst vom Wurstprofi: Besuch in Gotlands Korvfabrik von Petter Bendelin. Foto: Carola Faber

Gin-Bar mit 70 Sorten

Im Zentrum von Visby befindet sich das Restaurant Bageriet. Hier werden in einer freundlichen und familiären Umgebung köstliche, saisonale Gerichte aus regionalen Produkten, wie zum Beispiel Karotten, Ziegenkäse oder Kabeljau geboten. Der Schwerpunkt liegt auf Lokalität, wobei das Gemüse von Gotland oft einen Schwerpunkt einnimmt. Selbstverständlich gibt es auch immer einen guten Wein zur Speise. „Mein Vater kommt ursprünglich aus Griechenland. Auf dem Marktplatz von Visby lernten sich meine Eltern kennen und begannen vor 30 Jahren mit der Gastronomie. Bis heute sind sie in dieser malerischen Stadt geblieben. Im Sommer ist es fast wie in Griechenland. Viele Menschen sitzen draußen, lauschen der Live-Musik und genießen das Leben“, freut sich Junior-Chefin und Sommeliere Ellen Kanellos über ihre Stadt.

Auch das stilvolle, klassische Restaurant Värdshuset Lindgården in der UNESCO-Welterbestadt Visby ist unbedingt zu empfehlen. Die Speisekarte besteht aus vielen sorgfältig gewählten Gerichten aus lokalen und saisonalen Zutaten. Inhaberin und Sommelière Frida Domnauer empfiehlt zu jedem der delikaten Gänge einen passen Wein. Im Sommer lädt der bezaubernde, mediterran wirkende Garten zum Verweilen ein. Besonderes Highlight: ein Gin Tonic aus der einzigartigen Bar mit fast 70 verschiedenen Gin-Sorten. Darunter auch Gins von der Insel, die den Charakter und den Geschmack von Gotland einfangen: „Auffällig, blumig und wild“.

Junior-Chefin und Sommeliere Ellen Kanellos. Foto: Carola Faber
Junior-Chefin und Sommeliere Ellen Kanellos. Foto: Carola Faber

Übernachtungstipps:

Vom Cliff House, über das Farmhaus bis zur 660 Quadratmeter großen Villa Salthman aus den 1970er Jahren gibt es in Salthamn verschiedene, individuelle Ferienhäuser, in denen auf Wunsch ein Urlaub mit Privatservice für Abendessenmöglich ist.

Mitten im  historischen Visby, in der Nähe des Botanischen Gartens, bietet das geschichtsträchtige Hotel Breda Blick charmante Zimmer und Suiten. Bereits seit 1864 wird das Anwesen als Hotel und Restaurant genutzt. Zu den damaligen Gästen gehörte dort unter anderem die Schriftstellerin Selma Lagerlöf.

Fotos: Carola Faber

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