Von den stilvoll gedeckten Tischen auf der Terrasse des Gartenrestaurants genießt man nicht nur den Blick bis hin zur 1603 Meter hohen Schneekoppe, einst dem höchsten Berg Preußens. Davor breitet sich jener wohl nach Plänen von Peter Joseph Lenné in den 1840er Jahren angelegte herrlichen Landschaftspark des einstigen Schlosses Schildau mit seinem herrlichen uralten Baumbestand, dem Teich, in dem sich die Gartenfassade des Schlosses spiegelt, historischen Marmorstatuen und dem restaurierten, im chinesischen Stil erbauten Parkpavillon.
Bis zum Fluss Bober Bóbr reicht diese öffentlich zugängliche Schmuckstück, ab dem anderen Flussufer beginnt das Areal des in Sichtweite angelegten Schlosses Lomnitz, des Zamek Lomnica. Schließlich: Drinnen, im perfekt eingerichteten Speisesaal beeindrucken zudem die restaurierten spätklassizistischen Malereien aus dem 19. Jahrhundert und vermitteln das wunderbare Gefühl einer kleiner Zeitreise zurück in jene Jahre ab 1839, als hier ein illustres Paar residierte und Preußens Stararchitekt Friedrich August Stüler oder Hermann Wentzel den gesamten Bau, insbesondere aber die Gartenfront, im Stil der Neogotik umbaute. Dies gelang perfekt.
Gleich neben der Lobby ist auch das stilvoll eingerichtete Lesezimmer einen besonderen Blick wert. Höchst zufrieden dürfte auch der Auftraggeber, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen gewesen sein. Denn er selbst residierte damals im nahen Erdmannsdorf, heute Mysłakowice, wo sein Schloss bis heute als Schule genutzt wird. Und ebenfalls nur wenige Kilometer entfernt wohnte Königsbruder Prinz Wilhelm auf Schloss Fischbach. Da konnten sich Europas Hochadel, Könige und Zaren jener Zeit perfekt zu Rendezvous und auch diplomatischem Smalltalk treffen, wovon auch ausgiebig Gebrauch gemacht wurde.
Schildau, heute Wojanów, das verwaltungstechnisch erneut zur Stadt Hirschberg, heute Jelenia Góra, gehört und das gesamte Hirschberger Tal, heute Kotlina Jeleniogórska, entwickelten auch dank der Gemälde von Caspar David Friedrich und seiner Schüler zum romantischen Hotspot des europäischen Adels, dem allenfalls die nicht minder verklärte Burgenlandschaft am Rhein Paroli bieten konnte.

Warum sich der heutige Betreiber, die Palac Wojanów GmbH, seinerzeit entschloss, dies heute nach Millioneninvestitionen perfekt restaurierte Gesamtensemble „Palast“ und nicht etwa „Schloss“ zu nennen, bleibt indes etwas unklar. Vielleicht lag es an der Vorgeschichte: Ab 1995 hatte eine italienisch-polnische Firma die Restaurierung gestartet, doch brannte der im 2. Weltkrieg vollständig erhalten gebliebene Bau, er diente danach als Landwirtschaftsbetreib und Ferienheim, im Jahr 2002 aus.
Die Firma ging Bankrott, ab 2004 sorgte dann die Palac Wojanów GmbH dafür, dass 2007 das Schlosshotel mit Restaurant und Konferenzzentrum eröffnet wurde. Aus dem alten Wirtschaftsgebäude zur linken der Hauptfassade wurde die Hotelrezeption mit großem SPA-Bereich, in dessen Pool heute auch die Einheimischen aus Wojanów ihre Bahnen ziehen dürfen. Doch Hotelgäste haben natürlich Vorrang. Hotelzimmer wurden im quer stehenden Wirtschaftsgebäude eingerichtet, im historischen Verwaltungsgebäude entstand das Konferenzzentrum, und in den alten Stallungen zogen das für Frühstück und Großevents eingerichtete Kastanien-Restaurant und im Obergeschoß schmucke Hotelzimmer mit allem Komfort ein.
Neben Individualtouristen empfängt das Haus heute auch viele Firmen zu Events oder veranstaltet Hochzeiten im Großformat. Solch anspruchsvolles Klientel, das sich gern zum Spaziergang im schmuck hergerichteten Blumenrondell vor der Hauptfassade trifft, wo 1790 auch eine bemerkenswerte Brunnenanlage gebaut wurde, möchte natürlich auch kulinarisch verwöhnt werden, wenn es durch den Haupteingang Schloss Schildau/Wojanów betritt, wo über der Tür ein Relief mit der deutschen Inschrift „ERBAUT 1607“.
Und dann liefert die Küche Köstlichkeiten par excellence: ideal zum kleinen Lunch sind etwa die perfekt geschmorte Leber mit Weißwein, karamellisiertem Apfel und Knoblauch-Crouton oder die kalte Rote-Bete-Suppe mit Rettich, Schnittlauch, Dill, griechischem Joghurt und Buttermilch. Wahlweise kann man auch zum berühmt gewordenen Rindertatar mit konfitiertem Eigelb, eingelegten Shimeji-Pilzen, roten Zwiebeln und Knoblauch-crouton, für das ein polnischer Industrie-Tycoon sogar per Hubschrauber einfliegt, Garnelen oder Muschelgerichten wechseln. Perfekt sind auch Tomatencreme- und Spargelcreme-Suppe sowie der Spargelsalat mit Kirschtomaten, Gurke, Walnüssen und Orangevinaigrette.

Zum Dinner darf es natürlich Exquisiteres sein, etwa Entenfilet mit Süßkartoffel und Vanillepüree, Zuckerschoten, Kastanien und Schokosauce. Großartig ist das perfekt gegarte Roastbeef mit Mini-Kartoffelpuffer, Spargel und Trüffelsauce, womit allenfalls die Rinderbäckchen mit Spargel und Kartoffelpüree konkurrieren kann. Wahlweise locken auch Kabeljau und Lachs. Vegetarier wählen Pappardelle mit Ackerbohne, Karotte und Basilikum-Pesto, Spargel mit Camembert und Safransauce oder Gegrillten Sellerie mit Petersilienpüree, gekochtem Gemüse und Himbeersauce.
Unschlagbar sind die Desserts, allen voran die Mini-Pavlova mit Mascarpone und Waldfrüchten oder das Schoko-Fondant mit Vanilleeis. Neben acht Cocktails locken zudem Champagner und erstklassige Rotweine wie der reine Syrah Romain Duvernay Prestige Chorus von AOP Hermitage, der reine Primitivo di Manduria Li Cameli aus Apulien oder der Cederberg V Generations Cabernet Sauvignon aus Südafrika. Unter den Weißweinen bestechen der deutsche Ruppertsberger Riesling Kabinett trocken, der französische Bio-Chablis Domaine Séguinot-Bordet oder der Kono Sauvignon Blanc aus Neuseeland, ebenfalls ein Biowein.
Der Palast Wojanów eignet sich perfekt für mehrtägige Aufenthalte, um auch die Nachbarschaft zu erkunden. Etwa Schloss Fischbach, das Zamek Karpniki, einst eine Wasserburg, wo der königlich-preußische Romantikzauber 1822 seinen Anfang nahm, als Prinz Wilhelm von Preußen das Anwesen erwarb. 1844 baute es Friedrich August Stüler im Stil der Neogotik und des Tudorstils um – ein Gedicht. Heute öffnet auch hier ein Schlosshotel mit Restaurant. Einfach hereinspaziert!
Informationen:
Polnisches Fremdenverkehrsamt: www.polen.travel/de
Touristische Organisation Niederschlesien: www.dolnyslask.travel
Palace Wojanów (Schloss Schildau): www.palac-wojanow.pl/en
Zamek Karpniki (Schloss Fischbach): www.zamekkarpniki.pl/de
Fotos: Palace Wojanów, Ellen Spielmann