Foodie

Sabores da Vida 2023 feiert die Vielfalt der Wein- und Gastroszene (Teil 2)

Neben dem 10- und 20-jährigen, die in ihrer Klasse sicher eine Referenzmarke setzen, probieren wir u.a. auch mehrere Colheita Weine. Darunter 2003 und 1980. Die warmen Gewürznoten von Zimt, Safran, aber auch ein wenig Muskat, gepaart mit großer Komplexität, spritziger Säure und intensiven Noten kandierter Orangenschalen und feiner Trockenfrüchte verleihen diesen Weinen, trotz enormer Süße, jede Menge Spannung. Der 1980 ist fast schon ein Wein zum Meditieren.

38 Grad im Schatten

Zum Mittagessen im nahegelegenen Restaurant Cais da Estacao da Ferradosa probieren wir dann noch einen trockenen Douro-Wein von Messias aus der Einzellage Santa Barbara des Jahrgangs 2013, der wiederum eindrucksvoll unter Beweis stellt, welch enormes Reifepotential in den Weinen dieses Ausnahmeterroirs steckt und in dem sich ebenfalls warme Gewürznoten, dunkle Früchte aber auch leicht balsamische Aromen harmonisch verbinden.

Kein typischer Douro-Kraftprotz, sondern eher von der etwas leichteren Sorte. Bei 38 Grad im Schatten sicher kein Fehler und für grade mal 15 Euro die Flasche in jedem Fall ein echtes Schnäppchen. Vom Santa Barbara Weinberg genießt man außerdem einen fantastischen Rundblick über einen der schönsten Abschnitte des Dourotals.

Das Portweinhaus Messias am Douro. Foto: Thomas Hauer
Das Portweinhaus Messias am Douro. Foto: Thomas Hauer

Highlight unseres Portobesuchs – in Sachen Wein jedenfalls – ist allerdings eine von ViniPortugal eigens für uns organisierte Verkostungssession mit Bento Amaral und Tim Hogg, zwei der renommiertesten Experten für portugiesische Weine. Auf dem Programm steht ein Dutzend einiger der besten, vor allem aber spannendsten Weine, die das Land zu bieten hat, darunter auch drei in Amphoren gereifte Tropfen. Getreu dem Marketing Slogan von ViniPortugal „A World of Difference“ gibt diese Verkostung nicht nur einen Einblick in die enorme Vielfalt portugiesischer Rebsorten, Anbaugebiete und Terroirs, sondern zeigt auch welche Qualitäten hier möglich sind.

Noch 2.218

Zu den Highlights der Verkostung zählen für uns u.a. Mestre Daniel – Talha X (ca. 35 Euro), der vier Monate mit Schalenkontakt in Amphoren spontan und ohne Temperaturkontrolle vergoren wird und dank seiner kräftigen Farbe fast ein wenig an einen echten Orange-Wein erinnert. Im Glas präsentiert er sich mit komplexen Aromen tropischer Früchte, gepaart mit messerscharfer Mineralität und spritziger Säure. Leider gibt es davon aber nur 2.200 Flaschen – na ja, jetzt sind es noch 2.218.

Deutlich mehr wird dagegen vom Ferreirinha Castas Escondidas Tinto 2019 (ca. 32 Euro) produziert, ein klassischer Fieldblend, der aus einer Vielzahl unterschiedlicher Rebsorten gekeltert wird und gerade deshalb im Glas sehr ausgewogen wirkt, was durch den 18monatigen Ausbau in gebrauchten Fässern aus französischer Eiche noch unterstrichen wird, die dem Wein den letzten Schliff verleihen. Nicht übermäßig komplex, aber enorm animierend. Gibt’s auch im Duty-Free Bereich des Airports.

Rebfläche jenseits des Douro. Foto: Thomas Hauer
Rebfläche jenseits des Douro. Foto: Thomas Hauer

Übrigens gibt es in Portos Fußgängerzone – im Palácio da Bolsa – einen offiziellen Tastingroom von ViniPortugal, der jedermann/frau offensteht und wo eine große Vielfalt portugiesischer Weine aller Qualitätsstufen verkostet werden kann. Dort werden aber auch regelmäßig Themenseminare angeboten.

Pestana Palácio de Freixo

Krönender Abschluss unserer Stippvisite ist schließlich die 2023er Edition von Sabores da Vida. Der parkähnliche Garten des Pestana Palácio de Freixo wurde dafür in eine bunte Flaniermeile verwandelt, wo sich an diesem Abend die Creme de la Creme der portugiesischen Wein- und Gastroszene zum Stelldichein trifft, denn längst ist das Veranstaltungsformat zu einer festen Größe in Portos Genusskalender avanciert.

Natürlich ist es kaum möglich, alle hier angebotenen Weine zu verkosten, trotzdem ist die Veranstaltung eine ideale Gelegenheit sich an nur einen Abend einen Überblick über aktuelle Trends, Newcomer aber auch Klassiker aus den wichtigsten portugiesischen Anbaugebieten zu verschaffen.

Wir freuen uns jedenfalls schon auf die 2024er Ausgabe. Saúde!
 

Informationen:

Restauranttipps:

Brasao Salgueiros: Es muss nicht immer Rebensaft sein – bei Brasao Salgueiros am Stadtstrand von Vila Nova de Gaia genießt man zu authentischen portugiesischen Schmankerln exzellente Craft-Biere. (www.brasao.pt)

Culto ao Bacalhau: Nomen est omen, denn bei Culto ao Bacalhau an Portos Bolhao Markt dreht sich alles um das kulinarische Thema Stockfisch, der hier in unzähligen Varianten angeboten wird. (www.cultoaobacalhau.pt)

Oficina: In seinem schicken Restaurant in Portos Hauptstraße Rua Miguel Bombarda kreieren Marco Gomes und sein Team beeindruckende Tellerkunstwerke aus besten lokalen Zutaten, perfekt zum Teilen. (www.oficinaporto.com/en)

Cais da Estacao da Ferradosa: Uriges Restaurant direkt am Douroufer inmitten der weltberühmten Rebterrassen des Welterbe-Weinbaugebiets im Dourotal. (www.caisdaferradosa.pt)

Mira Mira by Ricardo Costa (WOW): Jüngster Geniestreich von 2*-Koch Ricardo Costa vom benachbarten Yeatman Hotel und neues Highlight des gigantischen gastronomischen Angebots der World of Wine – natürlich begleitet von hervorragenden portugiesischen Tropfen. (www.restaurantes.wow.pt/miramira)

Weingüter:

Quinta das Arcas – Familienbetrieb mit mehr als 200ha Reben in der DOC Vinho Verde. Exzellenter, lagerfähiger Alvarinho. (www.quitadasarcas.com)

Messias – 1926 gegründetes Portweinhaus in Familienbesitz spezialisiert auf vollmundige Tauny´s. Unbedingt probieren: Colheita 1980 oder 2003. Ebenfalls gute trockene rote Douro Weine, z.B. aus der Einzellage Santa Barbara – gleichzeitig ein spektakulärer Aussichtspunkt über das Douro-Tal.  (www.cavesmessias.pt)

Fotos: Thomas Hauer

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