Da war erst einmal Massimo Dal Lago, Önologe aus Leidenschaft, der an den besten europäischen Universitäten stammte, indes aus dem Valle dell`Agro stammt. Dies Tal des nur knapp 28 Kilometer langen Torrente (Wildbachs) Agro ist das westlichste der vielen nordsüdliche verlaufenden Täler zwischen Vicenza und Verona, die sich im Voralpenland von Vicenza erstrecken. Hier, zu Füßen der regenreichen Piccole Dolomiti, der Kleinen Dolomiten, erweitert sich das Tal rund um den Hauptort Valdagno (25.000 Einwohner), der beiderseits des Bachtals von 700 bis 800 Meter hohen Hügelketten umgeben ist.
Hier, auf halbem Wege zwischen Recoaro Terme und Cornedo Vicentino, etwas abseits der Hauptverkehrswege, ließ sich Massimo Dal Lago 1998 mit Arianna Tessari nieder. Letztere stammte aus einer Winzerfamilie des Gebietes Soave Classico und war zudem höchst kunstinteressiert. Und dank „Mas“simo und „Ari“anna entstand etwas nördlich von Valdagno flugs der Name des neuen Weingutes: Masari!
1998 wurden die zwei von vielen noch belächelt. Sie waren die ersten, die die Landwirtschaft wieder in dieses noch ziemlich intakt wirkende Tal zurückgebracht hatten. Zuvor wechselten die meisten Talbewohner in die Industrie, etwa in die 1836 gegründete, bis heute existierende Textilfabrik der Unternehmer- und Autorennfahrerfamilie Mazzotto in Valdagno. Oder aber sie wanderten aus.

Massimo und Arianna hingegen galten manchen Skeptikern allenfalls als „impavidi esploratori“, „unerschrockene“ beziehungsweise „furchtlose Entdecker“, die sich in der ländlichen Stille des Valle d`Agno erneut versuchten. Heute, verheiratet und mit den drei längst in den Gutsbetreib integrierten Kindern Giovanni, Camilla und Matteo, sieht das natürlich schon ganz anders aus. Denn die Weine der Cantina Masari, insbesondere der Masari und noch mehr der Montepulgo, zählen zu den besten Rotweinen Venetiens und erreichen mühelos 93 bis 94 Punkte.
„Wir waren Pioniere in dem Gebiet und in 25 Jahren haben wir uns nicht einmal beschwert. Die Schwierigkeiten existierten, aber jedes kleine Resultat hat uns zum Weitermachen stimuliert. Am Anfang war es ein ungewisser Weg, aber heute könne wir mit Stolz versichern, integrierender Teil im Panorama der italienischen Winzergemeinschaft zu sein“, sagt Massimo Dal Lago.
Ein Grund dafür sind natürlich die zehn Hektar Weinberge in 350 bis 600 Metern Höhe zu beiden Seiten des Erlenbachs. Da ist, auf der linken Flussseite erst einmal die Conca Bianca, die weiße, schwierig zu bearbeitende Hügelkette, deren kalkhaltige, aus dem prähistorischen Meer stammende Böden den Weinen Reichtum, Komplexität und intensive Aromen verleihen.
Und da ist die Conca Nera, die schwarze Hügelseite entlang dem rechten Flussseite, vulkanischen Ursprungs mit viel Basalt und Tuff, die den Weinen Mineralität, starken Charakter und Eleganz verleiht. Geologie spielt hier also eine bedeutende Rolle für das Terroir. Und natürlich gaben sich Massimo und Arianna feste Regeln für die Bearbeitung ihrer Weinberge. Dazu zählt, dass alle Weine biologisch sind, Umwelt, Terroir und Kultivierung per Hand ebenso festgelegt sind wie die Rolle des Menschen in seiner Umwelt.
Jährlich 50.000 Flaschen werden in der Cantina abgefüllt, für die Massimo Dal Lago verantwortlich zeichnet. Die Rebstöcke sind fünf bis 25 Jahre alt, produziert werden die Rebsorten Durella und Rieslang Renano (Rhein-Riesling), beide perfekt zum Anbau im Bereich der Conca Nera. Dann natürlich Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot Nero, die ihr Habitat in der Conca Bianca finden.

Erstaunlich: Gleich die Hälfte des Angebots geht jährlich in den Export, vor allem und in dieser Reihenfolge in die Schweiz, nach Deutschland, in die USA und nach Kanada. Die Qualität der Weine von Masari hat sich also längst herumgesprochen. Und für den Jubiläumswein 2024, natürlich der zuallererst produzierte, hochelegante „Masari“ aus 70 Prozent Cabernet Sauvignon und 30 Prozent Merlot, dürften Liebhaber schon jetzt optieren. Nur in den besten Weinjahren wird hingegen der wohl noch einen Tick bessere Montepulgo hergestellt, ein reiner Merlot, der durch seine grantapfelrote Farbe besticht.
Seit 2016 wird zudem der Pinot Nero San Lorenzo mit Trauben von der Conca Bianca produziert, auch er ein reiner Pinot Nero. Aus den Vulkanhügeln der Conca Nera stammen hingegen der nach Venedigs Löwen von San Marco benannte elegante „Leon“, ein reiner Durella, der nach dem Wildbach benannte Agnobianco, der rote Blend San Martino, hälftig aus Cabernet Sauvignon und Merlot hergestellt, der reine Pinot Nero Costa Nera, der süße, raffinierte Passito Doro, sowie der fünf Jahre in kleinen Fässern reifende Passito Antico Pasquale, ein reiner Durella. Die süßen Passito-Weine sind ein besonderes Anliegen von Masari, denn sie entsprechen langer venezianischer Tradition…
Informationen:
Cantina Masari: www.masari.it
Fotos: Cantina Masari