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Pisa ist mehr als sein schiefer Turm!

Tritt man durch das Tor des The Rif – Boutique Hotel auf die Straße ist er schon zu sehen: der schiefe Turm. Das gemütliche 3 Sterne Hotel mit Terrasse und lauschigem Garten liegt nur 500 m von der Piazza dei Miracoli entfernt, ist damit ein ausgezeichneter Ausgangspunkt Pisa zu erkunden. Glücklich, wer von Chiara Celli (City Grand Tour) unter die Fittiche genommen, den monumentalen Platz, die „Wunderwiese“ wie Gabriele D´Annunzio sie nannte, mit Dom, Baptisterium und „heiligem Feld“ (Campo Santo) sowie dem Campanile in ihren historischen, kulturellen und sozialen Dimensionen zu erfassen.

So rücken auch die maurischen Elemente des Doms, der 1118 eingeweihten Kirche Santa Maria Assunta, in den Blick und Details der berühmten von Giovanni Pisano von 1305-1310 geschaffenen Marmorkanzel mit Säulen, die Erzengel Michael, Herkules und Christus mit den Evangelisten figürlich darstellen. Besonders kurios ist die Geschichte um den im Dom dargestellten römischen Soldaten, Großoffizier des Hofes von Nero, namens Caius Silvius Torpetius. Weil er partout zum Christentum konvertieren wollte, wurde er schließlich auf Geheiß Neros geköpft, sein Körper auf einem Boot ins Meer geschickt.

Der heilige Torpetius erreichte die französische Küste und gab der Hafenstadt Saint-Tropéz ihren Namen. Die Grundfinanzierung des Doms kam aus Beutezügen der Pisaner vor Sardinien, dort kaperten sie Schiffe der Sarazenen voller Schätze. Auch der Arkaden-Bau des “Heilgen Feldes” (2000 qm große Friedhof) mit seinen fantastischen restaurierten Wandfresken („Triumpf des Todes“, „Turmbau zu Babel“ u.a.) wurde durch die Schiffsladungen voller Erde vom Berg Golgatha möglich, die die Seemacht Pisa herbeischaffte.

Im Zuge des Hypes um die Wunderwiese vor allem wegen des Star-Motivs ein Selfie mit dem schiefen Turm zu schießen fehlt es an Besucherinteresse die wunderschönen mittelalterlichen Gassen, Türme, Kirche und Renaissancehäuser an den Lungarni den Flussufern des Arno mit gebührender Aufmerksamkeit zu erkunden. Am Lugarno Pacnotti, nördliche Seite des Arno, lockt die bekannte Gelateria „De Coltelli“. In der Höhe der ältesten Arnobrücke liegt die Piazza-Garibaldi. Vom Platz des Nationalhelden gelangt man in die Altstadt, die „Borgo Stretto“ mit ihren engen Gassen, Cafés (z.B. das Caffè Settimelli), die legendäre Pasticceria Salza laden zum Verweilen und Genießen ein.

Der Fluss Arno, gesäumt von den farbenfrohen Gebäuden Pisas. Foto: pixabay
Der Fluss Arno, gesäumt von den farbenfrohen Gebäuden Pisas. Foto: pixabay

Ricotta und knusprige Brotkrumen

Im warmen Blau strahlt die Fassade des alten Palasts am Lungarno Gambacorti, dem südlichen Ufer-Boulevard im historischen Viertel Chinzica. Der Palazzo Blu fungiert seit 2008 als Museum, das sakrale und profane Kunstsammlungen der Stadt sowie Sonderausstellungen zeigt. Seine ungewöhnliche Farbe verdankt der Palazzo einer Mode in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts: mit dem Anstrich wollte man reichen Händlern aus St. Petersburg Gefallen, die in Pisa die Wintermonate verbrachten.

Fantastische toskanische Küche bietet das Ristorante „La Pergoletta” im historischen Zentrum südlich des Arno. Als Antipasti serviert das Haus eine große Auswahl an Meeresfrüchten oder Frittierte Baccalà mit aromatisierter Mayonnaise. Köstlich ist das „Tartar vom Bersteinfisch (Gelbschwanzmakrele) mit frittierten Zucchiniblüten“, sie verraten die Herkunft der Chefin aus Neapel. Natürlich gibt es im Traditionshaus (seit 1959) nur frische hausgemachte Pasta, etwa „Tripoline mit Auberginensauce, frischem Ricotta und knusprigen Brotkrumen“. Bei den Secondi heißt es Fisch oder Fleisch. Darf es ein Baccalà Filet an Humus und karamellisierten Tropea Zwiebeln sein, gegrillter roten Thunfisch mit roher Honig-Mango Soße und Gemüsen? Oder Piemonteser Fassona-Rind Tartar, Toskanisches Lamm-Kebab mit Minz-Joghurt-Soße und Kirschen? La Pergolettas Weinkarte wartet mit einer Auswahl eleganter Weine aus ganz Italien auf.

Ausflüge in die Terre di Pisa

Zum Relaxen und modernen Kuren locken die Bagni di Pisa, heute Natural Thermal Spa Resort, im 1743 errichteten ehemaligen Sommerpalast des Habsburger Großherzogs Franz Stephan von Lothringen. Sie bieten u.a. auch ein 3-Tage Package (7000 €) für zwei Personen an, inklusive Besuch des Puccini-Festivals in Torre del Lago.

Frische Antipasti... Foto: pixabay
Frische Antipasti... Foto: pixabay

Eine Erfahrung dritter Dimension erwartet Besucher in Virgo nahe der Ortschaft Cascia. Virgo ist Sitz des Europäischen Prestigeobjekts für Astrophysik: das Observatorium von Gravitationswellen. Diese von Albert Einstein vorhergesagten Kräuselungen der Raumzeit konnten erstmals 2015 nachgewiesen werden. Dank spezieller Detektoren werden die Wellen mittels Laserstrahlen, die drei Kilometer lange Messarme durchlaufen, registriert und ausgewertet. Es gilt kosmische Ereignisse wie Schwarze Löcher, Sternexplosionen, Doppelsternsysteme zu beobachten und zu erforschen. Das gelingt bisher einzig im Observatorium in Virgo und im Süden und Norden der USA.

In Musiker- und Künstlerkreisen gibt es schon lange großes Interesse für die Wahrnehmung kosmischer Signale und ihre künstlerische Bearbeitung. „Einstein on the beach” von Philip Glass und Robert Wilson feierte 1978 spektakuläre Erfolge. Aktuell ist die blinde Astronomin Wanda Díaz-Merced der große Star der Szene mit Auftritten auch in Virgo. Cascina, die alte vorgelagerte einstmalige Festung zur Verteidigung Pisas gegen den großen Rivalen Florenz, lebt heute von der Landwirtschaft und vom Tourismus.

Abends pulsiert traditionelles italienisches Leben auf der kleinen Piazza und dem Corso, Pärchen und Familien flanieren, Kinder spielen Fußball. In der Osteria da Cèncio auf dem Corso Matteotti kommen leckere Speisen auf den Tisch: Pane & pomodore, Ricotta mit Stückchen fein geschnittener Wasser- und Zuckermelone (on top regionales Olivenöl), gefolgt von Pici (toskanische Pasta) mit Knoblauch und Tomate. Als secondi gibt es, Tartar vom Canina-Rind mit rotem Zwiebeljus, Entenbrust mit Salat. Zum Dessert eine Schokoladebetonte Tiramisu-Variante. Perfekt!

Harfinistin Floraleda Sacchi. Foto: Francesca Pignatelli
Harfinistin Floraleda Sacchi. Foto: Francesca Pignatelli

Kultur wird auch in Cascina ganz großgeschrieben: Das Bürgermeisteramt organisiert in Kooperation mit dem Fanny Mendelssohn Musikverein ein sehr schöne Harfenkonzert in der kleinen Kapelle San Giovanni. Das Oratorium ist mit Fresken des Sieneser Malers Martino di Bartolomeo ausgemalt, die die Geschichte des Alten Testaments erzählen. In diesem wunderbaren Ambiente spielte die junge Harfinistin Floraleda Sacchi, die schon mehr als 30 Alben bei dem label Decca, Deutsche Grammophon, aufgenommen hat und ihr Können in der Carnegie Hall New York und im Kozerthaus Berlin präsentierte, bravourös Bach, Saint Saëns, Albéniz, Sakamoto.


Informationen:

www.tno.camcom.it

www.terredipisa.it

www.therif.it

www. ristorantelapergoletta.com/en

www.decoltelli.it

www.barsalza.it

www.navidipisa.it

www.bagnidipisa.com

Fotos: pixabay, Floraleda Sacchi / Francesca Pignatelli

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