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Montecristo: Die Insel ist der Schatz (Teil 2)

Ab dem 1. Januar werden die begehrten limitierten (2000 Personen im Jahr, Einheimische und Naturkundler sowie Studenten und Schüler haben Priorität) Plätze online verkauft. Da die Tagesausflüge nach Montecristo per Schiff vom Hafen Piombino morgens früh starten empfiehlt es sich in dem schönen Hafenstädtchen zu übernachten.

Für kurze Zeit regierte die Schwester Napoleons, Elisa Bonaparte, die durch Bleiverhüttung reich gewordene Stadt. Piombino wartet mit einer hübschen Altstadt samt Medici-Kastell und sehenswertem archäologischen Museum auf. Im Hotel Est Piombino, in der via Piave 7, nur 1,5 km vom Hafen entfernt, ausgestattet mit Parkplätzen sowie sehr gutem freundlichen Service, lässt sich bestens logieren.

Inseltour

Für die geführten Tagesausflüge nach Montecristo sind maximal 75 Personen pro Bootstrip erlaubt. Auf dem Schiff, der „Gigierre“, gibt es in Zeiten von Corona zwar nur Kaffee und Cola, aber beste Ausflugsstimmung. Nach einer knappen Stunde legt die Fähre zum overstop am Hafen Porto Azzurro auf Elba an um weitere Passagiere aufzunehmen, dann geht es fast zwei Stunden Richtung Süden durchs offene Meer bis zur Einfahrt in die sonnige malerische Hauptbucht Montecristos, die Cala Maestra. Typisch, der Monte Fortezza (645m) und die Klosterruine unterhalb des Gipfels sind wolkenverhüllt.

Montecristo steht unter Verwaltung des Ministeriums für Landwirtschaft und Forste (Ministero Agricoltura e Foreste), exakt dem Corpo Forestale dello Stato, also der staatlichen Forstbehörde. Zwei Beamte in Uniform sind ständig auf der Insel und sorgen für die Einhaltung der Regeln. Sie werden alle 15 Tage von zwei anderen abgelöst, bleiben also jeweils 14 Tage vor Ort. Sie sind die einzigen dauerhaften menschlichen Bewohner der Insel. Ihren Anweisungen ist jederzeit Folge zu leisten. Auch auf dem Meer. So muss die strenge Schutzzone um die Insel vor der Einfahrt von nicht autorisierten Schiffen bewacht werden. Doch bisher wurde nur einmal scharf geschossen, weil ein Fischerboot sich wohl verirrt hatte, in die verbotene Zone eindrang und auf die Funkanfragen nicht antwortete.

Die Insel erscheint immergrün. Foto: Jürgen Sorges
Die Insel erscheint immergrün. Foto: Jürgen Sorges

Verboten sind zudem: Sich von den Guides oder den markierten Pfaden/Wanderwegen entfernen! Pflanzen oder Tieren Schaden zuzufügen; an der Mole anlegen, wenn man nicht autorisiert ist; Angeln oder gar geangelte Fische zurück ins Wasser werfen; Fischen und Schwimmen auf der Insel und in einem Umkreis von 1000 m ringsum auf dem Meer.

Nach der Landung geht es über die Mole, man trifft sich vor dem Flachbau am Strand und teilt sich in Gruppen auf. Der Flachbau wurde 1849 auf der Insel als Zufluchtsort für Fischer errichtet, die rund um die Insel ihrer Arbeit nachgingen. Der Bau wird „Il Casotto dei pescatori”, „Fischerhäuschen“ genannt. Heute ist der renovierte Bau Sitz des Besucherzentrums der Insel. Alle Guides auf der Insel sind vom Nationalpark Toskanischer Archipel und tragen auch T-Shirts des Nationalparks sowie Erste-Hilfe-Ausrüstung etc. mit sich. Verpflegung muss man selbst mitbringen – Lunchpaket und Wasser! Die Besucher werden in Gruppen von max. 12 Personen aufgeteilt, es gibt also mindestens sieben Guides auf jedem Bootstrip, die dann zwei verschiedene Rundwege mit den Inselbesuchern gehen.

Man darf wählen und erhält zudem ein Empfangsgerät mit Knopf im Ohr, um den Guide unterwegs besser zu verstehen. Das klappt aber nicht immer so gut. Sonst aber alles bestens mit den erfahrenen und passionierten Guides. Bergschuhe sind für beide Touren Pflicht, Tagesrucksack ebenso. Der leichtere Weg führt von der Bucht hinauf zum Belevedere auf ca. 235 m über dem Meeresspiegel. Er dauert ca. 2 Stunden und bietet herrliche Ausblicke auf die türkisblauen Buchten und hinaus aufs Meer.

Auf den felsigen Plateaus wächst wegen des Windes eine niedrige Macchia aus Zistrosengewächsen. Nach geologischen Untersuchungen, der erste Geologe, Giuseppe Giuli aus Siena, kam im Juli 1833, weiß man, dass Montecristo komplett aus Granit besteht. Wanderfalken ziehen ihre Kreise, die seltene Korallenmöwe ist hier heimisch und die letzte genetische Urziege Capra hircus. Der schwerere Wanderweg, den nur gute Bergsteiger bewältigen, dauert ca. 4 Stunden und führt hinauf bis zu den Ruinen des ehemaligen Klosters und der Grotte des Hl. Mamilianus, die auf ca. 340 m Höhe liegen.

Begegnung unterwegs. Foto: Jürgen Sorges
Begegnung unterwegs. Foto: Jürgen Sorges

Beide Wandertouren enden an der Villa Reale, die den italienischen Königen Vittorio Emanuele III und dem letzten König Umberto II während ihrer Jagdvergnügungen als Behausung dienten. Oberhalb und unterhalb der Villa liegen die modernen Bauten. Heute sind dies das Inselmuseum für Naturkunde mit herrlichen Sammlungen im Stil des 19. Jahrhunderts sowie das Besucherzentrum. Hier erklären vorwiegend Plakate und Bilder die Flora und Fauna der Insel. Und natürlich ist auch die Geschichte präsent.

Geschichte und Geschichten Montecristos

1849 wurden an einem Ort der Insel, der bis heute daher Punta dei Fanciulli (Punkt der Kinder) genannt wird, an dem zwei Kinder von acht Freibeutern, Erwachsenen erschossen wurden. Sie hatten zuvor nahe La Spezia das sardische Schiff „Madonna delle Vigne“ auf dem Weg von Livorno nach Genua gekapert. An Bord befanden sich Kolonialwaren, 60.000 Francs und die zwei Kinder. Damals lebten 11 Menschen auf der Insel, darunter fünf Fischer aus Marina di Campo (Insel Elba).

Eine spezielle Abteilung des Besucherzentrums widmet sich einem gewissen Angelo Cataldo (1906 – 1996), der von der Nachbarinsel Giglio stammte. Das ausgestellte Material ist eine Schenkung seiner Enkel David, Dorica und Angela an den Nationalpark. Die Bilder und Objekte erzählen von der zehnjährigen Arbeit Angelo Cataldos auf der Insel, die er von 1935 bis 1945 im Dienst der italienischen Könige Vittorio Emanuele III und Umberto II verrichtete. Er war Soldat und Mitglied des corpo di brigata dei marò regi, der königlichen Marinebrigade, und wurde von König Vittorio Emanuele III speziell für diesen einsamen Job ausgewählt. Er sollte der Königsfamilie auf der Insel als Diener dienen und sich um die Inselgäste kümmern, wenn sie zu Besuch war(en), und zudem alles in Schuss halten.

Offiziell galt die Insel damals als Jagdrevier der Königsfamilie. Während dieser Zeit brachte Angelo Cataldo z. B. den Königskindern Maria Pia e Vittorio Emanuele das Schwimmen und Angela bei und legte hunderte Mal mit Königin Elena zu Bootspartien aufs Meer ab. Angelo wurde wie ein integraler Teil der königlichen Familie behandelt. Er selbst erhielt indes nur von Mitgliedern seiner Familie ab und an Besuch. Im Besucherzentrum ausgestellt sind auch Porzellangeschirr der Königlichen Marine Italiens und auch Briefe von Angelo Cataldos an seine Eltern. Als Diener und Inselwächter erlebte er auch die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als es auf Montecristo eine Geschützstellung mit deutschen und italienischen Soldaten zum Schutz der Insel gegeben haben soll. 1948 stürzte ein englischer Bomber auf Montecristo ab. Alle sieben Insassen starben.

1949 wurden die Fischereirechte und die Insel an eine Fischerkooperative vergeben, 1953 gingen diese Rechte an die römische Gesellschaft Oglasa. Sie gründete 1970 den exklusiven Montecristo Sporting Club für gutbetuchte Gäste, die hier im Winter exklusiv jagen und im Sommer Urlaub machen sollten. Dies rief nicht nur unter Naturschützern starke Proteste hervor und so wurde Montecristo 1971 Naturschutzgebiet. 1977 wurde die Insel Riserva Naturale Biogenetca (Biogenetisches Naturschutzgebiet). Insbesondere die endemischen Tiere und Pflanzen gilt es zu schützen, eine Vipernart und vier Schnecken, eine Unterart der Eidechse und die Wildziege, dazu eine besondere Heide, die Linaria Capraia und das Streifenleinkraut.

Aber auch Meerestiere und -pflanzen am Inselufer und rund um Montecristo: Delfine, Wale und Mondfische, Seewiesen und Seeanemonen sowie Korallen. Vom 15. April bis 15 Mai ist die Insel für Besucher komplett gesperrt, da die seltenen Wasservögel brüten. So ist heute der Schatz von Monte Cristo die Insel selbst.

Mit dem Guide auf Tour. Foto: Jürgen Sorges
Mit dem Guide auf Tour. Foto: Jürgen Sorges

Informationen:

Parco Nazionale Arcipelago Toscano (Nationalpark Toskanischer Archipel), www.islepark.it/  zu Montecristo: www.islepark.it/visitare-il-parco/montecristo 
Touristische Information/Anfragen/Buchungen: Info Park, www.parcoarcipelago.info 
Online-Buchung Tagesausflüge nach Montecristo: https://prenotazioni.islepark.it/montecristo/www.visittuscany.com 

Übernachten:

Hotel Est Piombino, www.hotelestpiombino.com/de/ 
Hotel Terme Marine Leopoldo II, www.termemarine.com/en/ 

Fotos: Jürgen Sorges

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