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Mallorca von seiner schönsten Seite

Auszusetzen gibt es am Ausnahmehotel Son Claret auf Mallorca wahrhaft nichts. Eigentümer Klaus-Michael Kühne, den meisten sicher bekannt als Förderer des HSV und Manager des Speditionsunternehmens Kühne&Nagel, erfüllte sich und seiner Frau mit dem Castell auf der Baleareninsel sicher so etwas wie einen „kleinen“ Traum. Klein ist in diesem Zusammenhang bezüglich der gebotenen Leistungen und der Ausstattung des Hotels allerdings eine absolute Untertreibung!

Räume und Suiten

Gerade Mal 41 Zimmer stehen den Gästen auf dem 132 Hektar großen Areal zur Verfügung. Allerdings beginnt dennoch schon in diesem Punkt die Qual der Wahl. Denn so außergewöhnlich die Lage des Hotels am Fuße des Tramuntana Gebirge bereits ist, so außergewöhnlich ist auch die Ausstattung der verschiedenen Zimmer und Suiten. Jüngst wurde der Bau der drei neuen Pool Suiten abgeschlossen, die sich nicht nur durch die schöne Lage auszeichnen, sondern eben allesamt einen Pool bieten – eigener Garten und Sonnenterrasse inkludiert.

Jenseits dieser 2019 erbauten Suiten, bietet das Hotel acht weitere Zimmer- bzw. Suiten-Kategorien. Neben den 25 bzw. 37 Quadratmeter großen Estate und Deluxe Double Räumen im historischen Hauptgebäude, sind die Garden und Tower Suiten besonders hervorzuheben. Mit 70 bzw. 65 Quadratmetern Wohnfläche, sind die Suiten mehr als großzügig bemessen. Die Garden Suiten befinden sich nur wenige Meter vom Haupthaus entfernt in den ehemaligen Ställen des Herrschaftshauses. Terrasse (Erdgeschoss) bzw. Balkon mit Aussicht auf die Gärten (erstes Stockwerk) inklusive.

Der Garten des Castells: ein floraler Traum! Foto: Michael Schabacker
Der Garten des Castells: ein floraler Traum! Foto: Michael Schabacker

Die beiden Tower Suiten in den Türmen des Haupthauses verfügen neben dem großen Wohnzimmer über einen großzügigen Balkon und einem einmaligen Panoramablick über den liebevoll angelegten Garten.

Eine steile Treppe führt hinauf in die Demi Suite, die ebenfalls mit einer Terrasse ausgestattet ist. Die 50 Quadratmeter der Wohnfläche werden durch die Größe der Terrasse noch übertroffen. Auf gut 90 Quadratmetern ist gerade die Terrasse ein Argument für einen Aufenthalt in dieser Suite.

Refugium Wasserturm

Ein Refugium der ganz besonderen Art hingegen befindet sich etwa 100 Meter vom Haupthaus entfernt. Der ehemalige Wasserturm des Anwesens, welcher sich gleich neben den Pool Suiten und direkt am Garten befindet, ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Vom Wohnzimmer im unteren Bereich wird das Bad und das Schlafzimmer im oberen Bereich durch eine Treppe erreicht. Ein wunderbarer Blick über das Gelände erschließt sich den Gästen vor dort aus. Die kreisrunde Architektur ist schon etwas sehr Besonderes, wird ergänzt durch einen privaten Terrassenbereich und bietet so eine sehr private Atmosphäre.

Refugium Wasserturm. Foto: Michael Schabacker
Refugium Wasserturm. Foto: Michael Schabacker

Doch nicht alleine die Unterkünfte sind die Vorzeigeobjekte des Hotels, das Son Claret ist fast so etwas wie ein Gesamtkunstwerk. Angefangen von der langen und wunderschön bepflanzten Einfahrt, über den weitläufigen Garten der zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt, bis hin zu der schönen Poolanlage mit Blick auf das Gebirge: annährend einmalig und stets mit viel Liebe zum Detail präsentiert.

Und diese liebevolle Gestaltung lässt sich auch im Innern des Castells überall wiedererkennen. Der Innenhof, der gerade in den Abendstunden wundervoll beleuchtet als gastronomische Erweiterung herhält, oder auch die stylische Bar, die als Verbindungspunkt zwischen der Lobby und dem neuen Restaurant „Sa Clastra“ eine schön vermittelnde und zentrale Rolle im Son Claret einnimmt.

Gourmetgastronomie auf dem Weg nach oben

Das „Sa Clastra“ unter der Leitung des jungen talentierten mallorquinischen Küchenchefs Jordi Cantó, wird zukünftig sicher eine sehr tragende Rolle im Castell einnehmen. Denn seit sich Fernando Pérez Arellano mit seinem Zaranda aus dem Son Claret verabschiedet hat, ist zwangsläufig eine Lücke im gastronomischen Bereich des Castells entstanden. Doch mit Cantó scheint der Spagat zwischen ehemaliger Zwei-Sterne-Küche und dem Aufbau eines neuen gastronomischen Gourmet-Konzepts auf einer guten Spur zu sein.

Im Sa Clastra: Start mit Kalbszunge. Foto: Michael Schabacker
Im Sa Clastra: Start mit Kalbszunge. Foto: Michael Schabacker

Allerdings: So ganz neu ist es eben dann doch nicht, war Jordi Cantó doch schon als Sous Chef unter Arellano stets in alle kulinarischen Geschicke eingebunden. Dennoch muss sich auch dieses Konzept beweisen. Bei unserem Besuch im Castell zur Vorstellung der neuen Menüs zeigte Cantó, dass er eine mehr als ordentliche Handschrift besitzt und sich hinter dem ehemaligen großen Namen nicht zu verstecken braucht. Natürlich: Wer das Zaranda erleben durfte, erkennt die Unterschiede. Dennoch: Das Menü, dass Cantó jüngst präsentierte, war ein inspirierter Kulinarik-Wink.

Mutige Kulinarik

Denn hier traut sich ein Chefkoch auch einmal an Ungewöhnliches. So kam als Amuse beispielweise Kalbszunge an den Tisch. Als kleiner Spieß eine kraftvolle Erfahrung. Ebenso als schöner experimenteller Einwurf kam Seeigel mit Dashi Brühe (am Tisch eingeschenkt) mit Kaffee und Seefenchel daher. Und vorstellbar dürfte jetzt schon sein: Da traut sich jemand eben auch ungewöhnliche, fast exotische Wege zu gehen. Das ist mehr als schön zu sehen, denn ist es nicht allzu oft so, dass in den Gourmettempeln dieser Welt die Klassiker rauf und runter zelebriert werden?

Rotbarbe mit essbaren Schuppen. Foto: Michael Schabacker
Rotbarbe mit essbaren Schuppen. Foto: Michael Schabacker

Es sind doch genau solche Stehversuche, die neue Erlebnisse schaffen und den gastronomischen Gleichklang zumindest partiell brechen und Erlebnisse generieren, die im Gedächtnis bleiben. Im Menü folgen allerdings noch weitere Gänge, die stark mit mallorquinischen und somit also lokalen Produkten punkten können. Und da kann es dann durchaus Mal etwas klassischer werden. Denn der Gang „Rotbarbe mit Safran“ ist durchaus als ein solcher Klassiker anzusehen. Weniger durch die eingesetzten Produkte, als vielmehr durch die essbaren Schuppen, die so etwas wie eine spanische Erfindung sind. Zwar sind so einige Wege in der gehobenen Kulinarik schwer nachzuvollziehen, allerdings sollte die Bearbeitung von Schuppen am oder vom Fisch auf Spaniens Kochikone Martín Beresategui zurückzuführen sein.

Ganz hervorragend war auch das Rind mit Kohl, dass unter anderem mit etwas Roter Bete daherkam. Im Sous Vide Verfahren gegart, war der Gang äußerst zart und sehr schmackhaft. Zum Rind wurde ein 2011er Gran Vinya San Gaules von der Insel gereicht, der sich passgenau präsentierte. Ein Wein, den man gerne auch nachnimmt!

Rind mit Kohl und Roter Bete. Foto: Michael Schabacker
Rind mit Kohl und Roter Bete. Foto: Michael Schabacker

Fazit: Wie geschrieben: Ein außergewöhnliches Hotel trifft auf eine junge und frische Kulinarik. Wenn sich alle Prozesse im Bereich des Sa Clastra eingespielt und gefestigt haben, kann die Kulinarik im Haus sicher bald wieder mit einem Michelin Stern glänzen!


Informationen:

www.castellsonclaret.com 

Fotos: Michael Schabacker

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