In diesem Jahr konnte erneut eine weltweit renommierte Künstlerin für die Gestaltung des reinsortigen Casanuova di Nittardi gewonnen werden, dessen Sangiovese-Trauben auf Nittardis Top-Weinberg La Doghessa gedeihen. Der liegt in 450 Metern Höhe, auf einer gen Süden ausgerichteten Hügelkette, besitzt ein reichhaltiges Schiefer- und Lehm-Terroir und ist – wie alle Weine von Nittardi – natürlich bio-zertifiziert.
Rissa heißt die Malerin, die als Karin Martin in Rabenstein bei Chemnitz das Licht der Welt erblickte und bis 2007 auch Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf war. Verheiratet mit einem der Gründer der Informellen Bewegung, Karl Otto Götz (1914 – 2017), setzte sie indes ihre eigenen Akzente in der gegenständlich ausgerichteten Malerei. Ihre Themen waren und sind die gefährdete Umwelt, die Tierwelt und vor allem die Frauen.

Für die Etikettierung des neuen Casanuova di Nittardi wählte sie indes ein uraltes klassisches Sujet – das Mosaik. Ihre bunten Mosaikfliesen zieren nun das Weinetikett in schillernd leuchtenden Farben und bringen so reflektierend ästhetische Ruhe ins Chaos der modernen Zeit. Für die Gestaltung des seidenen Umschlagpapiers griff sie indes zu den Mustern der deutschen und zur italienischen Flagge und verband diese mit einem Schmetterling auf lilafarbenem Grund. Sie selbst schrieb dazu: „Ich dachte an Italien und Deutschland und ihre in der Vergangenheit poetische Verbundenheit. Im goetheschen Sinne.“ Und Rissa weiter: „Auf dem Etikett das Lavendelblau in den beiden Flaggenmustern signalisiert sehnsuchtsvolle Verschmelzung. Und der bläuliche Schmetterling auf dem Papier zärtliche Flüchtigkeit.“
Dass der neue Casanuova di Nittardi indes keineswegs nur ein flüchtiges Erlebnis ist, dafür sorgte sein Ausbau: 14 Monate in französischen Eichenfässern mit 500 beziehungsweise 700 Litern Inhalt, vier Monate im Zement und einige Monate Verfeinerung in der Flasche garantieren einen Chianti Classico DOCG der Spitzenklasse. Für dessen Qualität steht natürlich auch das gesamte Team von Nittardi, angeführt von Eigner Léon Femfert und einem der besten Winzer der Welt, dem stets innovativen Carlo Ferrini.

Der rubinrote Casanuova di Nittardi 2022 beeindruckt mit intensiven Aromen von Kirsche und Veilchen sowie Noten von Kräutern und Gewürzen, runden Tanninen und langem Abgang. Keine Frage, diese komplexe wie elegante Wein könnte perfekt zu einer Bistecca fiorentina oder zu Wildgerichten passen. Dabei war das Jahr 2022 eines der wärmsten der zurückliegenden Dekaden, das mit späten Regenfällen aufwartete. Geerntet wurden Mitte September dann perfekt gereifte Trauben.
Beim Rundgang durch die Kellerei, in der auch die Reben des zweiten Weingutes in der Maremma verarbeitet werden und geschäftiges Treiben herrscht, verabschiedet er sich allerdings auch von den Versuchen mit Terrakotta- und keramik-Amphoren. „Das bringt für uns nichts,“ ist sein Fazit nach einigen Jahren Erprobung. Dass Nittardi dennoch weiter auf der Suche und innovativ ist, stellen wir dann aber bei der Degustation einiger neuer Nittardi-Weine fest.
Denn bereits aus der Taufe gehoben, ist eine Neukreation namens „Cosmo“. Erst einmal wurden zur Erprobung nur 600 Flaschen dieses Weins abgefüllt, der sechs Monate in Akazienholz (500-l-Fässer) lagerte. Gewählt wurde eine weiße südfranzösische Rebsorte – Roussanne. 2024 sollen 1000 Liter abgefüllt werden, dann stehen 1200 Flaschen bereit. Womöglich wird das Etikett einmal von Sternschnuppen verschönert. Als Sinnbild für die kosmische Vergänglichkeit.

Und auch vergrößert hat sich Nittardi. Drei Hektar Weinberge, San Giorgio genannt und im nahen San Donato, kamen hinzu – in Nordostausrichtung, drei alte Parzellen, zwei neue, die tendenziell elegante Weine liefern sollen.
Erst einmal kosten wir aber Nittardis Belcanto 2021 Chianti Classico DOCG, ein fruchtiger, nicht zu kräftiger Wein. Großartig ist dann Nittardis erstmals aufgelegte, vier Jahre gereifte Gran Selezione Chianti Classico DOCG 2020, die auf Anhieb zu einem der besten des Jahrgangs gekürt wurde.
Dann aber kommen die beiden arrivierten Schlachtschiffe des Weingutes: der Ad Astra DOC Maremma Toscana 2021 Sangiovese sowie der grandiose Nectar Dei DOC Maremma Toscana 2020, letzterer auch im Vergleich zum sowieso schon überragenden Ad Astra noch einen Tick besser. Langlebigkeit ist für beide Weine und natürlich auch für die Gran Selezione garantiert. Ein kürzlicher Test mit einem Nectar Dei des Jahres 2004 verlief phantastisch. Den „Nektar der Götter“ schenkte einst schon Michelangelo Buonarroti, der das 1183 erstmals erwähnte Gut Nittardi im 16. Jahrhundert besaß, dem Papst. Nittardi macht es ihm heute gleich…
Informationen:
Weingut Nittardi: www.nittardi.com
Nittardi-Weine und -Produkte in Deutschland: www.stefania-canali.de
Fotos: Nittardi